Fußballspiel ruiniert Hochzeit - Gut, dass es vorbei ist!

Essen. Das Champions-League-Finale hat ganz Deutschland für Wochen in seinen Bann gezogen. Jetzt, da feststeht, dass der Bayern München besseren Fußball spielt als der Dortmunder BVB, macht sich bei den Nicht-Fans Erleichterung breit: Endlich ist das Theater vorbei und das normale Leben geht weiter.

Es ist vorbei. Endlich steht fest, welche Mannschaft Champions-League- Sieger ist und damit der unangefochtene, heiß verehrte, innig gehuldigte Star am internationalen Fußballhimmel: Der FC Bayern München. Applaus! Die Bayern-Fans haben wahrscheinlich noch immer ein seliges Grinsen im Gesicht, die Dortmund-Fans nehmen ihre ersten Antidepressiva ein und vergessen bei all der Trauer ganz, auf die Schalker zu schimpfen.

Und alle anderen Menschen in diesem Land sind einfach nur erleichtert, dass dieses Fußballtheater endlich vorbei ist. Denn es gibt auch noch andere Dinge auf dieser Welt als Fußball – ob Sie es glauben oder nicht.

Einige von Ihnen, liebe Leser, werden es sicherlich schon gemerkt haben: Auf den folgenden 20 Bildschirm-Zentimetern erwartet Sie ein äußerst unqualifizierter Text zum Thema Fußball. Sie werden nichts darüber erfahren, warum es für den BVB letztlich nicht gereicht hat und die Bayern das Champions League-Finale gewonnen haben.

Es geht nicht um Strategien, Spielerleistungen und Glück. Nein, ich werde Fragen stellen, die in etwa so entrüstend sind wie „Mama, warum sehe ich dem Briefträger so ähnlich?“. Wenn Sie, liebe Fußballfans, sich also nicht aufregen möchten, dann klicken Sie jetzt lieber weg. Googeln Sie doch mal „Süße Katzenbabys Video“, das Ergebnis wird Sie bestimmt wieder beruhigen.

Bayern und Dortmund spielen doch ständig gegeneinander!

So, damit müssten wir, die Fußball-Dilettanten, jetzt wohl unter uns sein. Also lege ich mal los: Was bitte ist so besonders daran, wenn Bayern und Dortmund gegeneinander spielen? Das tun sie doch in der Bundesliga ständig, mit immer demselben Ergebnis: Mal verlieren die einen, mal gewinnen die anderen.

Und was ist schon so besonders an der Champions League? Gut, ich verstehe, dass dieser Wettbewerb einen gewissen internationalen Glanz versprüht. Wann haben die Fans dieser beiden deutschen Mannschaften mal die Möglichkeit, zu einem Spiel ihres Teams nach London zu reisen? Und das Preisgeld für die Siegermannschaft soll auch nicht schlecht sein. Trotzdem: kein Grund für eine solche Hysterie.

Pia Mester freut sich, dass das Finale vorbei ist, und hofft, dass es nun wieder andere Gesprächsthemen gibt.

Welche Ausmaße der Fußballhype annehmen kann, durfte ich am Samstag bei einer Hochzeit erleben. Fußballfans werden jetzt denken: Wie kann man seine Hochzeit nur auf das Champions-League-Finale legen? Der Termin stand allerdings schon fest, bevor man wusste, wer dieses Finale bestreiten wird. Einige Gäste waren aber aus diesem Grund gar nicht zur Hochzeit erschienen: Sie wollten lieber in Ruhe das Spiel sehen.

Da wollen also zwei Menschen den schönsten Tag ihres Lebens (vielleicht eine etwas veraltete Formulierung, die zweite oder dritte Eheschließung kann schließlich auch ganz schön aufregend sein) mit den Menschen feiern, die ihnen am Herzen liegen, und die ziehen den Fußball dieser Ehre vor. Schütteln Sie gerade verständnislos den Kopf? Ich auch!

Ein Fußballspiel ruiniert die Stimmung auf einer Hochzeit

Die Gäste, die trotz Final-Fiebers nicht abgesagt hatten, mussten allerdings nicht darauf verzichten, das Spiel zu verfolgen. Pünktlich um 20.44 Uhr legte die Band die Gitarren beiseite, die anderen Gäste orderten noch einmal zwei Bier auf Vorrat, und ein paar Minuten später drängten sich 70 der 100 Gäste in dem gefühlt acht Quadratmeter großen Vereinsheim im Keller der Halle, um dort auf einem verhältnismäßig winzigen Fernseher die Geschehnisse in Wembley zu verfolgen – sofern sie denn durch die Rauchwolken und an den vor ihn stehenden Menschen vorbei etwas erkennen konnten.

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Die Halle oben war plötzlich wie leergefegt, die Stimmung am Boden, der DJ spulte die nächsten 109 Minuten die schlechtere Hälfte seine Repertoires ab und alle warteten nur darauf, dass dieses unsägliche Spiel endlich vorbei war. Dass die meisten der Zuschauer im Vereinsheim Dortmund-Fans waren, war für den weiteren Verlauf des Abends nicht gerade hilfreich. Auch der Bräutigam hatte auf den BVB gesetzt.

2013 ist ein gutes Jahr zum Heiraten: Keine WM, keine EM, keine Olympischen Spiele – von wegen!

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Dass der Fußballwahnsinn jetzt ein Ende hat, bringt dem frischvermählten Paar nichts mehr. Aber wir anderen, wir können diese ungewohnte Ruhe genießen, denn der Hass, der das Ruhrgebiet vom Freistaat trennte und sowieso ganz Deutschland in zwei Lager spaltete, ist Geschichte.

Endlich berichten die Nachrichten, gedruckt, gesprochen, gefilmt und online, wieder über die wirklich wichtigen Dinge, die Menschen in unserer Umgebung kennen wieder andere Gesprächsthemen.

Vielleicht nimmt der eine oder andere Fan sogar die hässlichen Fanshop-Wimpel aus dem Rückfenster seines Autos, was die Qual, wenn man hinter diesem Auto an der Ampel steht, doch ein wenig lindert.

Und die Gäste dieser Hochzeit haben etwas Wichtiges für ihre eigene Planung gelernt: Der Rat „2013 ist ein gutes Jahr zum Heiraten: Keine Weltmeisterschaft, keine Europameisterschaft und keine Olympischen Spiele“ ist nichts wert, denn für Fußballfans gibt es immer einen Grund, sich aufzuregen.