Hamburg. . Die ARD hat ein Luxusproblem: Fünf Talksshows pro Woche sind zu viel, die Themen gleichen sich zu oft. Reinhold Beckmann hatte keine Lust auf das Geschacher um die Gesprächskreise. Der Moderator wirft die Brocken hin, 2014 ist Schluss mit seinem Talk am Donnerstagabend.
Schon lange stand er auf der Kippe. Doch letztlich kam Reinhold Beckmann (57) der ARD-Intendantenrunde zuvor. Der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte der Moderator, er beendete seinen Talk nach Ablauf seines Vertrag 2014.
Beckmann trägt zur Lösung eines Problems bei, das er nicht verursacht hat. Die ARD bietet mit fünf wöchentlichen Talk-Shows zu viel des Guten und, schlimmer noch, zu viel des Gleichen. Ob Themen oder Gäste – allzu oft wirken sie wie ein Wanderpokal. Statt Wiedererkennbarkeit der Formate macht sich Beliebigkeit breit.
Das Problem hat das Erste, wie dieser Tage besonders gut zu sehen, keineswegs exklusiv. Die Moderatoren Maybrit Illner (ZDF) und Stefan Raab (ProSieben) arbeiteten sich bereits an der Verknüpfung von Fußball und Politik ab, und jetzt, am Montag, folgt überflüssigerweise auch noch Frank Plasberg (ARD).
TV-Einheitsbreit mit geringem geistigen Nährwert
Eigentlich hätte ARD-Talkkoordinator Thomas Baumann dem Montagstalker deshalb die rote Karte zeigen müssen; er tat es nicht. Wieder einmal zeigt sich, dass es bei der ARD letztlich mit der Absprache kaum klappt. Verlierer sind die Gebührenzahler, denen der TV-Einheitsbrei kaum geistigen Nährwert bietet.
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Kein Wunder, dass Kritiker maulten, Gremien meckerten. Der Bayerische Rundfunk, der im Ersten keinen Talk anbietet, forderte unlängst eine Straffung des Angebotes. Statt wie bisher fünf soll es nur noch drei Plauderrunden geben. Auch ARD-Programmchef Volker Herres ließ durchblicken, dass weniger mehr sein könnte.
In erster Linie geht es der ARD um die Quote
Geschacher war programmiert. ARD-Kenner wissen, dass sich bei den Verhandlungen selten das beste Konzept durchsetzt. Viel stärker steht Proporz-Denken im Vordergrund. Zwei Talks werden vom WDR verantwortet: „Hart, aber fair“ und „Menschen bei Maischberger“. Die übrigen drei Formate betreut der NDR: „Günther Jauch“, „Anne Will“ und eben „Beckmann“. Natürlich hätten die Verantwortlichen über Konzepte reden können. Dann hätten sie festgestellt, dass sich die Struktur der Talks von Jauch, Maischberger und Will in vieler Hinsicht ähnelt.
Aber diese Frage wurde nicht gestellt. Stattdessen ging es in erster Linie um Quote. Und da sieht es für Beckmann schlecht aus. Sein Zuspruch liegt deutlich unterm ARD-Schnitt von aktuell 12,1 Prozent. Gegen die fast zeitgleich talkende ZDF-Kollegin Illner hat der Donnerstagsplauderer keine Chance – zumal ohne feste Sendezeit.
Beckmann zieht die Notbremse
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Jetzt zog Beckmann die Notbremse. NDR-Chef Lutz Marmor sei erleichtert gewesen, hieß es, Erleichterung spricht auch aus der Erklärung von Programmchef Herres. Zugleich machte Herres klar, dass die ARD mit dem vielseitigen Moderator weiter arbeiten will.
Beckmann seinerseits deutete an, wo. Er ist der Mann hinter Olli Dittrichs „Frühstücksfernsehen am Abend“. Dort kann er der ARD mit Lust den Spiegel vorhalten.