Wiesbaden. In einer Klinik in Wiesbaden haben sich vier Frühgeborene mit einem gefährlichen Darmkeim infiziert. Eines der Babys schwebte zeitweise in Lebensgefahr. Mittlerweile ist der Zustand der Babys stabil. Die Frühgeborenen-Intensivstation bleibt voraussichtlich bis Ende der Woche geschlossen.
Es ist der Alptraum aller Eltern frühgeborener Babys: Keime auf der Intensivstation. In einem Wiesbadener Krankenhaus hat sich ein Erreger eingeschlichen, mit dem sich vier Frühgeborene infiziert haben. Eins der Frühchen habe zeitweise in Lebensgefahr geschwebt, mittlerweile seien aber alle Babys in stabilem Zustand, berichteten Ärzte der Horst-Schmidt-Klinik (HSK) am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Die Frühgeborenen-Intensivstation K 12 wurde geschlossen. "Wir haben noch nie so einen Keim auf unserer Station gehabt", sagte der Leiter der Kinderklinik, Markus Knuf.
Vermutlich sei auch ein fünftes Kind mit dem Keim "Klebsiella pneumoniae" infiziert. Knuf sprach von einem Darmkeim, der schwere Blutvergiftungen auslösen könne. Die Übertragung erfolge durch Schmierinfektion. Wahrscheinlich habe die Mutter eines Kindes den Erreger eingeschleppt.
Verdacht entstand am Wochenende
2011 waren in einer Bremer Klinik drei Frühgeborene nach Infektionen durch Keime gestorben. Im August 2010 hatten drei Babys in der Mainzer Uniklinik mit Bakterien verunreinigte Infusionen erhalten. Sie starben, wobei die Klinik nach Ermittlungen keine Schuld traf.
"Der Verdacht ist am Wochenende entstanden", sagte Knuf. Da sei bei zwei Kindern der Erreger im Blut festgestellt worden. Erstmals aufgetaucht sei der Keim bereits im Januar bei einem anderen Kind. Der Erreger konnte danach nicht mehr nachgewiesen werden, fand sich aber jetzt wieder bei diesem Baby auf der Haut. Auch bei dem vierten Frühgeborenen war der Keim auf der Haut nachweisbar. Bei dem fünften Kind gebe es bislang bloß den Verdacht auf eine Infektion.
Ergebnisse am Donnerstag
Die Station wurde am Mittag geschlossen, sie wird frühestens Ende der Woche wieder geöffnet. Die infizierten Kinder wurden den Angaben zufolge isoliert, neun weitere Babys kamen auf andere Stationen. Auch sie würden ebenfalls untersucht, sagte der Leiter der Kinderklinik. Er rechne am Donnerstag mit Ergebnissen.
"Es gibt einen deutlichen Anstieg solcher Keime in Kliniken", erklärte Prof. Thomas Eikmann. Die teils zum Rhön-Konzern gehörende HSK zog den Hygieneexperten von der Uniklinik Gießen-Marburg zurate in dem Fall. Auch die Uniklinik gehört zu Rhön.(dpa)