Teheran/Washington. Ein schweres Erdbeben hat am Dienstag den Südosten des Iran unweit der Grenze zu Pakistan erschüttert. Das Epizentrum lag nach Angaben des iranischen Erdbebeninstituts in einer entlegenen Region etwa 80 Kilometer nördlich der Stadt Saravan. Medien berichteten von mindestens 40 Toten.

Bei einem besonders schweren Erdbeben im Iran sind nach ersten Angaben möglicherweise mindestens 40 Menschen getötet worden. Nach Angaben des Gouverneurs der betroffenen Stadt Sarawan seien 27 Menschen verletzt worden. Mohammad Sharif-Khaleqi bestätigte hingegen nicht die Zahl von Toten, die der iranische Sender Press TV mit 40 angegeben hatte.

Das Beben habe einige ältere Häuser in Sarawan beschädigt, sagte er der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA. Der Gouverneur berief sich bei der Zahl der Verletzten auf Rettungsteams. Press TV nahm die Angaben zu den Toten am Abend wieder von seiner Webseite. Das Beben der Stärke 7,8 hatte den Südosten des Iran erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des Bebens mit 7,8 an. Das Epizentrum habe im Südosten des Landes an der Grenze zu Pakistan gelegen.

Das zweite Beben innerhalb eines Monats

Die Region ist vergleichsweise dünn besiedelt. "Es handelt sich um das schwerste Erdbeben im Iran seit 40 Jahren", sagte ein Regierungsvertreter. Behörden befürchten deshalb, dass es mehrere Hundert Tote durch das Beben gibt. Den staatlichen Medien zufolge wurden die Strom- und Telefonverbindungen in den größten Teilen der Provinzen Sistan und Baluchistan unterbrochen. Der russische Erbauer des iranischen Kernkraftwerks in Buschehr, Atomstroyexport, erklärte, an der Anlage sei kein Schaden entstanden.

Die Erschütterungen waren in der ganzen Golfregion und darüber hinaus zu spüren. Augenzeugen zufolge wackelten Gebäude in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, in Katar und Dubai. Die USGS hatte die Stärke zunächst mit 8,0 angegeben. Die Tiefe lag jüngsten Angaben zufolge bei 15,2 Kilometern.

Es handelt sich um das zweite schwere Beben in diesem Monat im Iran. Am 9. April vor einer Woche hatte ein Beben der Stärke 6,3 den Süden des Landes erschüttert, 27 Menschen wurden getötet. Das Epizentrum lag in der Nähe des einzigen iranischen Atomkraftwerks Buschehr; es wurde nach iranischen Angaben jedoch nicht beschädigt.

Erdkruste unter dem Iran ist geologisch besonders unruhig

Der Iran gehört zu einer der geologisch unruhigsten Erdbebenzonen der Welt. Im Jahr 2003 starben 30.000 Menschen, als ein Beben der Stärke 6,6 die Region Bam traf. Die Erdkruste besteht aus rund 20 größeren Platten, die auf dem zähflüssigen Material des Erdmantels "schwimmen". In Südwestasien schiebt die Arabische die Iranische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa drei Zentimetern im Jahr gegen die Eurasische Platte. Über Jahre hinweg werden so Spannungen aufgebaut, die sich in Erdbeben entladen.

Im Iran werden die Platten nicht untereinander geschoben, wie etwa bei Erdbewegungen rund um den Pazifik, sondern sie prallen frontal aufeinander. Deswegen handelt es sich bei den Erdstößen in Südwestasien meist um besonders schwere Kompressionsbeben. Im Iran ereignen sich die meisten Beben am Südwestrand des erdgeschichtlich jungen Sagros-Gebirges von der Grenze zum Irak bis zum Persischen Golf. Besonders gefährdet sind auch die Elburs-Berge an der Südküste des Kaspischen Meeres sowie ein Landstreifen, der sich von der Meerenge von Hormus nordwärts in die gebirgige Region rund um die Städte Bam und Kerman erstreckt. (dpa/afp/rtr)