Essen.. So wichtig, aber oft vernachlässigt: die Füße des Sportlers. Profis geben Tipps rund um Sportschuhe, Laufsocken und die Behandlung von Blasen.

Unsere Füße sind Wunder der Evolution. 26 Knochen, 33 Gelenke, über 100 Bänder und mehr als 200 Sehnen verwandeln sie in ein ausgetüfteltes Meisterwerk. Ob auf Asphalt, Gras oder Sand, Schritt für Schritt tragen sie uns. Ein Leben lang verlangen wir ihnen Höchstleistungen ab, ohne es ihnen ausreichend zu danken. Bei Läufern sind die Anforderungen noch um ein Vielfaches höher.

Bei Jan Fitschen vom TV Wattenscheid dreht sich alles ums Laufen. Seine Füße sind sein Kapital. Der aktuell beste deutsche Marathonläufer, der 2006 den Europameister-Titel über 10 000 Meter gewann, hat sogar in Laufschuhen geheiratet. „Aber nur auf dem Standesamt”, sagt er, „in der Kirche habe ich mich doch für Leder entschieden.” Der 35-jährige Fitschen und sein Physiotherapeut Thomas Morus Scholl wissen, wie man gut zu Fuß bleibt: Von der Nagelpflege über die sinnvolle Investition von Laufsocken bis zur Auswahl des optimalen Laufschuhs.

Ist eine medizinische Fußpflege für Läufer sinnvoll?

Auf jeden Fall. Nicht nur für Spitzenläufer wie Jan Fitschen, der im Jahr über 2000 Kilometer bewältigt und in der Woche bis zu 230 Kilometer trainiert, sondern auch für Hobbysportler. „Die Investition von 20 Euro lohnt sich”, sagt Thomas Morus Scholl, „bei der Nagelpflege werden die meisten Fehler gemacht. Fast jeder Läufer hat zu lange Nägel. Oder sie sind eckig, kantig oder eingewachsen. Wenn ein Nagel übersteht, verletzt er den Zeh daneben. Und so ergibt sich ein schlimmeres Problem: eine Infektion.”

LaufenSehen Läuferfüße anders aus?

Na klar. Maurer haben Schwielen an den Händen, Läufer an den Füßen. Aber die Hornhaut des Läufers ergibt Sinn. Man sollte nicht zu viel von ihr mit einer Raspel entfernen. „Die Haut, die sich durch die Belastung bildet, erfüllt eine Schutzfunktion für den Fuß“, sagt Scholl, der seit über 20 Jahren am Wattenscheider Olympia-Stützpunkt arbeitet.

Was tut man gegen Blasen oder gar blaue Zehennägel?

Wenn Jan Fitschen vom Trainingslager aus Kenia zurückkehrt, dann hat er oft mehr blaue oder schwarze Nägel als helle. „Wenn ich dort auf unebenem Boden über 35 Kilometer richtig Schmackes gebe, dann leiden die Füße“, sagt Fitschen. „Man kann den Nagel aufbohren, um eine Schmerzentlastung zu erreichen. Ein blauer Nagel löst sich sowieso irgendwann“, erklärt Scholl.

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Zu blauen Zehennägeln kommt es, weil sich bei langen Läufen die Füße vergrößern und so die Zehen gegen den Schuh stoßen. Also niemals genau passende Laufschuhe für längere Strecken auswählen. Für Blasen hat Fitschen Hilfsmittel in seinem Reisegepäck. Mit sterilen Pieksern öffnet er die Blasen und überklebt sie dann mit speziellen Pflastern.

Kann man mit jedem Socken laufen?

Man kann, aber die Gefahr, dass man dann Blasenpflaster benötigt, wächst immens. Laufsocken haben keine oder möglichst wenig Nähte. Sie sind rutschfest. Der Läufer hat einen viel besseren Halt im Schuh. „Ich laufe gern mit dünnen Laufsocken, weil so das Gefühl zwischen Fuß und Schuh viel intensiver ist”, sagt Fitschen. Einige Läufer bevorzugen ganz flache Socken, die von außen nicht zu sehen sind. Davon hält Deutschlands bester Läufer nichts: „Die sehen chic aus, aber wenn sie verrutschen, dann drückt es an der Achillessehne. Die Socken sollten über die Knöchel reichen.”

Müssen es Kompressionsstrümpfe sein?

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Das muss jeder Läufer selbst ausprobieren. Während die deutsche Spitzenläuferin Sabrina Mockenhaupt immer in Kompressions-Kniestrümpfen an den Start geht, verzichtet Fitschen auf sie. „Ich trage sie im Flugzeug bei langen Flügen”, sagt er, „zur Thrombose-Prophylaxe.”

Wie viele Paar Schuhe benötigt ein Läufer unbedingt?

Keins. Barfußlaufen stärkt den Fuß und entspannt. Fitschen läuft gern nach einem harten Tempotraining mit nackten Füßen über den Rasen. Manchmal legt er eine bis zu acht Kilometer lange Barfuß-Einheit auf Gras oder am Strand ein.

Wie viele Paar Schuhe sind für einen Läufer sinnvoll?

Das ist von Läufer zu Läufer verschieden. Ein Hobbyläufer kommt mit einem Paar aus. Allerdings sollte es ein auf den Fuß abgestimmtes Paar sein. In guten Sportgeschäften wird man individuell beraten. Fitschen hat sieben Paar gleichzeitig in Gebrauch. Die Wahl hängt von der Bodenbeschaffenheit und der Art des Trainings ab. Sie sind unterschiedlich schwer und haben eine unterschiedliche Lebensdauer. In der Regel sagt man, wechsle die Schuhe nach 1000 bis 2000 Kilometern. Die Dämpfung lässt dann nach. Aber das ist nur ein Richtwert, denn je nach Art der Schuhe, Gewicht des Läufers etc. variiert die Lebensdauer. Jan Fitschen hat Lieblingsschuhe. Sie sind besonders schnell. Ende April sollen sie ihn dann zu einer neuen Bestzeit über die 42,195 Kilometer lange Strecke tragen. Bis dahin werden die Schuhe geschont und die Füße gepflegt.

Dieser Artikel wurde zuerst am 2. April 2013 publiziert.