Paris. Weil ihm der Zutritt zu seinem Flieger verweigert wurde, musste der NRW-Landtagsabgeordnete Stefan Fricke eine Nacht auf dem Flughafen in Paris verbringen. Der contergangeschädigte Politiker der Piratenpartei erhebt schwere Vorwürfe gegen das Personal der Fluggesellschaft Cathay Pacific.

Seinen Start in den Urlaub hatte sich der Pirat anders vorgestellt. Statt auf den Philippinen am Strand zu liegen, strandete Stefan Fricke, Landtagsabgeordnete der Piratenfraktion NRW, am Wochenende auf dem Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle. Dem Contergangeschädigten wurde der Weiterflug mit einem Flugzeug der Gesellschaft Cathay Pacific nicht gestattet. Das Personal begründete dies mit der Sorge, den behinderten Passagier nicht richtig versorgen zu können.

Der Contergangeschädigte musste dabei noch mit einem zusätzlichen Problem kämpfen: Sein motorisierter Rollstuhl stand aufgrund eines Fehlers bei der Gepäckbeförderung von Frankfurt nach Paris nicht zur Verfügung. Er musste die Reise in einem einfachen Rollstuhl absolvieren. Die Situation wurde so zu einer besonderen Herausforderung.

Den versprochenen Ausweichflug gab es nicht

Obwohl Vielflieger Fricke mehrfach versicherte, während des Fluges für sich selbst sorgen zu können, blieb der zuständige Mitarbeiter der Cathay Pacific standhaft. Der Pirat durfte nicht in den Flieger. Stattdessen wurde Fricke aufgefordert, mit der deutschen Lufthansa zurück nach Frankfurt am Main zu fliegen. Von dort könne er direkt nach Cebu auf den Philippinen reisen.

„Die hätten schon veranlasst, dass alles umgebucht wird“, erinnert sich der Landtagsabgeordnete an das Versprechen des Flugpersonals. Ein Irrtum, mindestens. Fricke sagt sogar: „eine Lüge“. Die Mitarbeiter am Schalter der Lufthansa waren offenbar nicht informiert worden, die nächste Flugmöglichkeit gab es erst am kommenden Morgen.

Der Politiker Stefan Fricke in seinem Rollstuhl.
Der Politiker Stefan Fricke in seinem Rollstuhl. © Piratenfraktion NRW / Team Fricke

Stefan Fricke fühlt sich betrogen

Mit seinem antriebslosen Rollstuhl habe er nicht einmal bis zum, von der Lufthansa angebotenen, Hotel gelangen können, so Fricke. Er musste die Nacht am Flughafen verbringen. Fricke: „Gepennt habe ich beim Sicherheitsdienst des Flughafens.“ Erst am Morgen konnte er seinen Flug über Frankfurt in Richtung Philippinen fortsetzen.

Von dem zuständigen Cathay-Mitarbeiter fühlt sich der Pirat im Stich gelassen. Seine Aussagen hätten sich als „fantasievolle Erzählungen“ herausgestellt, später habe er sich verleugnen lassen.

Fricke sieht nicht nur sich selbst als Opfer. „Trotz eindeutiger EU-Vorschriften für den Flugverkehr werden Menschen mit Behinderungen nach wie vor diskriminiert und ausgrenzt. Mal abgesehen von diesem Fall, in dem sich grobes menschliches Fehlverhalten zu dieser immer noch misslichen Situation addiert, muss dieser Misstand endlich aufhören“, prangert der Abgeordnete an.

Fluggesellschaft will den Vorfall untersuchen

Bei Cathay Pacific zeigt man sich betroffen. „Wir entschuldigen uns in aller Form bei Herrn Fricke dafür, dass seine Reisepläne unterbrochen wurden“, erklärte Unternehmenssprecherin Cathrin Moen. Die Vorwürfe würden sehr ernst genommen, Nachforschungen seien bereits in die Wege geleitet.

„Unsere vorläufige Untersuchung hat ergeben, das die Vorkommnisse daraus resultierten, dass unser Team in Paris Bedenken bezüglich seiner Sicherheit hatte, vor allem seiner Fähigkeit sich im Falle eines Notfalls aus dem Flugzeug evakuieren zu können“, so Moen. Nähere Angaben konnte die Sprecherin zunächst nicht machen. Nach Abschluss der gründlichen Untersuchung wolle man die genauen Umstände im Gespräch mit Stefan Fricke klären.