Berlin. . Beschäftigte der Deutschen Bahn haben zum Wochenbeginn mit Warnstreiks für Verspätungen und Zugausfälle gesorgt. Vor allem Mitarbeiter in Stellwerken und Reinigungskräfte legten ihre Arbeit vorübergehend nieder, auch in Duisburg und Hamm. Laut Bahn waren vor allem Pendlerstrecken stark betroffen.
Warnstreiks bei der Bahn haben am Montagmorgen bundesweit für massive Behinderungen im Zugverkehr gesorgt. Ein Sprecher der Deutschen Bahn sprach von erheblichen Auswirkungen. Dies betreffe den Nah- wie auch den Fernverkehr. Besonders Pendlerstrecken seien "stark betroffen". Vor allem Mitarbeiter in Stellwerken und Werkstätten hätten die Arbeit niedergelegt. Teilweise sei auch das Bordpersonal im Streik. Der Güterverkehr sei ebenfalls betroffen. Es kam zu Zugausfällen und Verspätungen.
In Nordrhein-Westfalen machten sich die Streik-Auswirkungen nach Angaben eines Bahnsprechers vor allem im Kölner Raum bemerkbar. Zwischen Köln und Aachen seien zwischen 6 und 8 Uhr zahlreiche Verbindungen gestrichen worden. Auch auf den Strecken Köln-Bonn und Köln-Frankfurt/Main gab es demnach etliche Ausfälle.
Verspätungen im Fernverkehr noch bis in den Nachmittag
Im Laufe des Vormittags dürfte sich der Regionalverkehr wieder einpendeln, im Fernverkehr werde noch bis zum Nachmittag mit Verzögerungen gerechnet, hieß es.
Bestreikt wurden in NRW unter anderem die Betriebszentrale der Bahn in Duisburg sowie mehrere Stellwerke in Krefeld, Dortmund, Grevenbroich, Solingen und Overath. Wie viele Verbindungen in NRW ausfielen, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen.
Die Warnstreiks hatten am frühen Montagmorgen begonnen und dauerten bis 8 Uhr an. "Das geht nun flächendeckend zu Ende", sagte ein Sprecher der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am Morgen. Die Gewerkschaft hatte zu den Aktionen aufgerufen. Sie will damit den Druck auf die Bahn bei den laufenden Tarifverhandlungen für mehr Lohn erhöhen.
Warnstreiks bei der Bahn
Tarifverhandlungen gehen noch am Montag weiter
Weitere Warnstreiks seien vorerst nicht geplant, sagte der Gewerkschaftssprecher. Die Gewerkschaft hoffe, das "Signal" sei bei der Bahn angekommen. Nun solle erst einmal verhandelt werden. Die Tarifverhandlungen für die 130.000 Beschäftigten bei der Deutschen Bahn sollen am Montagnachmittag ab 17 Uhr in Berlin fortgesetzt werden.
Züge gingen ungereinigt auf die Reise
Bereits die ersten Arbeitsniederlegungen von Zugbereitstellern und Reinigungspersonal in Hamburg und Berlin hatten zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr geführt. "Das hat zur Folge, dass Züge aus Hamburg kommend später beziehungsweise nicht auf die Reise gehen. In Berlin hat es zur Folge, dass Züge ungereinigt auf die Reise gehen", sagte ein EVG-Sprecher.
Erste Auswirkungen machten sich am Morgen vielerorts in Nordrhein-Westfalen bemerkbar: Der ICE 513 von Hamm nach München (planmäßig 6.06 Uhr ab Hamm) ging rund 50 Minuten zu spät auf die Reise. Zwischen Köln Hbf und Düren behindert der Streik am Morgen den S-Bahn-Verkehr. Die Bahn warnt auf ihrer Internetseite vor Verspätungen und Zugausfällen. Bei vielen Zügen fehlten zwischenzeitlich online jedoch die Angaben zur Ankunftszeit.
Streik-Schwerpunkte in NRW in Duisburg und Hamm
Die EVG hatte vor allem die Mitarbeiter in den Bahnhöfen und Betriebszentralen in Duisburg und Hamm zum Streik aufgerufen. Von 6 Uhr an legten Beschäftigte aus dem Reisezentrum, dem Kundenservice und der Betriebszentrale die Arbeit nieder, um eine Kundgebung auf dem Duisburger Bahnhofsvorplatz abzuhalten. Deshalb komme es vor allem bei der Signal-Technik der Bahn zu Ausfällen. "Ohne Signale kein Zugverkehr", so ein Sprecher der EVG. In Dortmund, Neuss und Wuppertal sollten mehrere Stellwerke bestreikt werden.
Mit ihrer Aktion trafen die Streikenden gerade in Duisburg einen empfindlichen Nerv. Die dortige Betriebszentrale ist eine von sieben Stellen im Netz der Deutschen Bahn, die den regionalen Verkehr aller Züge koordiniert. Der Kundenservice in Duisburg-Wedau steuert bundesweit den Einsatz von Güterzügen. Dort waren 300 Mitarbeiter zum Streik aufgerufen. "Wir sind von der Gewerkschaft nicht informiert worden, wo gestreikt wird. Daher konnten wir unsere Fahrgäste nicht vor Ausfällen und Verspätungen warnen", sagte ein Bahnsprecher am Montagmorgen.
Züge, die bereits unterwegs seien, führen in den nächsten Bahnhof ein und machten dort Halt, bis der Streik vorbei sei. Die EVG bestreikt auch die Eurobahn in Hamm. Deshalb falle zwischen 6 und 7 Uhr der Regionalexpress 3 zwischen Hamm und Dortmund aus, heißt es auf der Internetseite der Eurobahn.
Verzögerungen werden bis in den Vormittag hinein andauern
Obwohl der Streik-Schwerpunkt klar in Duisburg und Hamm liege, so der Gewerkschafts-Sprecher, werde das Auswirkungen auf den gesamten Bahnverkehr in NRW haben. Wie viele Eisenbahner sich am Streik beteiligten, konnte die EVG am frühen Morgen noch nicht sagen.
Die Mitglieder der Gewerkschaft waren laut EVG von 6 bis 8 Uhr zum Streik aufgerufen. Laut EVG werde es aber erfahrungsgemäß den gesamten Vormittag über zu Verzögerungen und Störungen im Bahnverkehr kommen. Erst danach pendele sich der Zugverkehr wieder ein.
EVG fordert 6,5 Prozent mehr Lohn für Bahn-Beschäftigte
„Die Bahn wird in dieser Woche ein Rekordergebnis präsentieren. Aus diesem Grund sind unsere Forderungen nach 6,5 Prozent mehr Lohn nur gerechtfertigt“, so der EVG-Sprecher weiter. Wenn die Bahn nicht bereit sei, auf die Forderungen der Gewerkschaft einzugehen, werde man am Dienstag über weitere Arbeitsniederlegungen beraten.
Gewerkschaft wirbt bei Reisenden um Verständnis
Bei Pendlern und Reisenden warb die EVG um Verständnis: Der Streik richte sich natürlich nicht gegen die Fahrgäste, auch wenn diese durch die Arbeitsniederlegungen betroffen seien. "Das lässt sich aber leider nicht vermeiden", so der Sprecher weiter.
Die Bahn kündigte an, die Auswirkungen für die Reisenden möglichst gering zu halten. Der Konzern hatte mit Unverständnis auf die Aktionen reagiert.
Verhandlungen für 130.000 Bahn-Beschäftigte
Hintergrund der Warnstreiks ist ein Tarifkonflikt. Am Montagabend treffen sich Vertreter der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft zu weiteren Verhandlungen für die 130.000 Beschäftigten bei der Deutschen Bahn. Die Arbeitsniederlegungen seien eine Reaktion der Beschäftigten "auf ein bislang völlig unzureichendes Arbeitgeberangebot", sagte der Gewerkschaftssprecher.
Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach 6,5 Prozent mehr Geld für ein Jahr in die Verhandlungen gegangen. Die Arbeitgeber hatten dagegen in einem ersten Schritt 2,4 Prozent mehr Geld in diesem und weitere 2 Prozent im nächsten Jahr sowie eine Einmalzahlung von 400 Euro angeboten. (dpa/dapd/we)
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