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Die ZDF-Krimireihe „Bella Block“ zeigt keine Ermüdungserscheinungen: Die neue, 29. Folge „Das schwarze Zimmer“ bietet großartiges Fernsehen – und Schauspielerin Hannelore Hoger gewinnt der Titelfigur weiter neue Facetten ab.

„Der Hass ist die Liebe, die gescheitert ist” lautet ein Zitat des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard. Bella Block findet es bei ihren Nachforschungen im Haus des schwedischen Immobilienmaklers Gunnar Andersson. Es passt ungemein zur Situation, denn Andersson soll vor sieben Jahren in Hamburg seine Frau ermordet haben. Das Gericht sprach ihn frei, weder reichten die Indizien noch war eine Leiche vorhanden. Inzwischen jedoch haben sich die Fakten geändert.

„Bella Block – Das schwarze Zimmer“ (ZDF, Samstag, 20.15 Uhr) ist bereits der 29. Film um die nun ehemalige Hamburger Kommissarin Block, aber noch immer zeigt die Reihe keine Anzeichen von Ermüdung. Im Gegenteil: Auch jetzt wieder gelingt es Hannelore Hoger, der Titelfigur neue Facetten abzugewinnen. Nach dem Polizeidienst, so scheint es, ist sie gelassener geworden, zeigt mehr Leidenschaft als früher, lässt aber gleichzeitig auch ihre Verletzlichkeit spüren. Die hat ihre Gründe, denn nach einem Messerangriff leidet Bella unter Panikattacken.

Schauspielerische Magie zwischen Lassgard und Hoger

Trotzdem will Oberstaatsanwalt Mehlhorn sie nach Stockholm schicken, um Kontakt zu dem einst freigesprochenen Andersson zu suchen. Die Leiche seiner Frau Ulrica hat man inzwischen nach sieben Jahren aus dem Schlick eines Hamburger Kanals geborgen. Für die inzwischen erwachsenen Kinder des vermeintlichen Mörders brechen alte Wunden wieder auf. Zu Last des Freigesprochenen darf von der Staatsanwaltschaft nicht ermittelt werden, also soll es wieder einmal die Privatfrau Bella richten.

Schon in „Ellas Geheimnis” spielten kürzlich Hannelore Hoger und die definitive Kurt-Wallander-Verkörperung Rolf Lassgard zusammen, der Regisseur schon bei diesem Film war Rainer Kaufmann. Für „Das schwarze Zimmer” hat er die schauspielerische Magie zwischen den beiden noch einmal beschworen. Mit einem großartigen Ergebnis: Bella reist mit vorgefasster Meinung an, aber eine seltsam vertraute Beziehung zu Andersson bringt all das zum Wanken. Es scheint, als hätten sich hier zwei einsame Seelen gesucht und endlich gefunden. Aber auch solche Gefühle können Bellas Ermittlungsdrang nicht eindämmen: Was ist das für ein Mann, dem die eigenen Kinder wieder das Wort „Mörder” in großen Buchstaben an die Bürowand schmieren?

Traumhafte Landschaft und seelische Abgründe

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Rainer Kaufmann und der Drehbuchautorin Susanne Schneider ist hier ein großartiges Stück Fernsehen gelungen. Das fängt schon beim Optischen an: Die traumhafte Landschaft und Natur Schwedens steht im beklemmenden Kontrast zu den Albträumen und seelischen Abgründen, mit denen wir es hier zu tun bekommen. Wir erleben eine Bella, die zerrissen wird zwischen Zuneigung und Zweifel und einen gebrandmarkten potenziellen Täter, gegen dessen enorme physische Präsenz man erst mal anspielen muss.

Obwohl wir uns fast ausschließlich in Stockholm und Umgebung aufhalten, ist der Film fest verankert im Universum der Bella Block. Als Bella Abendroth trägt sie sich im Hotel ein und zeigt damit, dass sie ihren früheren Lebensgefährten Simon noch längst nicht vergessen hat. Und in Hamburg macht sich Bellas ehemaliger Assistent Martensen auf den Weg gen Norden, weil ihn die Panikattacken seiner früheren Chefin nicht ruhen lassen. Am Ende wird er es sein, der das Geheimnis des „Schwarzen Zimmers” am eigenen Leib erfahren wird.