Essen. Eine Werbung für Schönheitschirurgie im Werbeblock von Germany's next Topmodel sorgt für Empörung. Laut Media Control ist ein großer Anteil der Zuschauer zwischen 14 und 19 Jahre alt, 18 Prozent sind jünger als 13 Jahre. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz reagiert empfindlich.

Ein Werbespot sorgt für Empörung, genauer gesagt: seine Platzierung im Werbeblock von Germany's next Topmodel. Während tausende Mädchen die Castingshow vor dem Fernseher verfolgen, wirbt ein Unternehmen für Schönheitschirurgie um neue Kunden. Dort heißt es: "Wir helfen Ihnen attraktiver zu sein und sich wohler zu fühlen. Ob Brust, Gesicht oder Übergewicht: Wir können jedem helfen."

Gerd Engels von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. (BAJ) reagiert empfindlich: "Ich halte überhaupt nichts davon. Eine solche Werbung sendet ein falsches Signal, nämlich, dass jeder für sein Aussehen selbst verantwortlich ist. Dieses Signal übt Druck auf die Zuschauer aus."

Bei Twitter war die Aufregung groß: @bore_d schreibt: "Ist schon echt bitter, dass während der Werbepausen bei #GNTM Werbung für Schönheitschirurgie gemacht wurde. Das muss echt nicht sein, #Pro7."

Und @HannaImNirgendwo empört sich: "Big #Fail!!!!! #MedicalOne Werbung für Schönheits OPs während eines #gntm Werbeblocks .... Geht gar nicht! Oder?"

Ein großer Teil der Zuschauer bei GNTM ist unter 19 Jahre alt

ProSieben erklärt auf Nachfrage: "Medical One wirbt seit Februar 2012 auf den Sendern von ProSiebenSat.1. Und das nicht nur im Umfeld von Germany´s next Topmodel." Im Fokus stünden bei der Werbe-Kampagne laut ProSieben "Frauen von 25 bis 54 Jahren." Auch Stefan Heine von Medical One sagte dazu: "Wir schalten unsere Werbespots ausschließlich im redaktionellen Umfeld von Sendungen, die zu einem großen Teil von Frauen im Alter von 25 bis 54 Jahren gesehen werden. Die Bestätigung, dass verstärkt Frauen in diesem Alter GNTM sehen, erhalten wir direkt vom Sender."

Laut Angaben des Marktforschungsunternehmens Media Control lag der Marktanteil der Zuschauer zwischen 25 und 54 Jahren bei 11,8 Prozent (1,4 Millionen Zuschauer gesamt). Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren hatten einen Marktanteil von 28,1 Prozent (0,26 Millionen), und 18,4 Prozent der Zuschauer waren Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren (0,14 Millionen). Somit erreichte die Werbung viele Zuschauer der potentiellen Zielgruppe, aber auch viele jüngere Zuschauer, die zu diesem Zeitpunkt vor dem Fernseher saßen.

Bereits mehrmals hatte die ProSieben-Sendung für Aufsehen bei Kinder- und Jugendschützern gesorgt: Mal waren die Models zu dünn, mal zu jung.

"Eltern sollten die Sendung mit ihren Kindern schauen"

Sebastian Gutknecht, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW, beruft sich auf geltendes Recht, in diesem Fall auf den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag: "Solange sich der Inhalt der Werbung an die Vorgaben des Staatsvertrages hält, schätze ich die Werbung nicht als problematisch ein."

Dort steht unter anderem geschrieben, dass Werbung nicht direkt Minderjährige zum Kaufen von Dienstleistungen aufrufen und deren Unerfahrenheit ausnutzen dürfe. Zudem solle Werbung nicht dazu anhalten, Kinder und Jugendliche aufzufordern, beispielsweise ihre Eltern zum Kauf der beworbenen Dienstleistung zu bewegen. Gutknecht: "Bei uns herrscht Meinungsfreiheit, und da ist dieser Staatsvertrag für mich der Maßstab." Gutknecht rät: "Eltern sollten die Sendung mit ihren Kindern schauen und, wenn beispielsweise Schönheitschirurgie zum Thema wird, mit ihnen darüber reden. Das ist besser, als ein Aufschrei und das Einstellen der Werbung."