Memmingen. Seine Freundin hatte am Vortag Schluss gemacht. Aus Frust soll der heute 15-jährige Schüler an einer Schule und einem Sportplatz in Memmingen vor acht Monaten um sich geschossen haben. Im Prozess wird ihm zwölffacher versuchter Totschlag zur Last gelegt. Der Schüler zeigte sich zum Teil geständig.

Acht Monate nach dem Amokalarm an einer Schule im bayerischen Memmingen hat am Dienstag der Prozess gegen den inzwischen 15 Jahre alten Schützen begonnen. Hinter einer eigens für ihn aufgebauten Schutzwand wurde der Schüler streng abgeschirmt in den großen Sitzungssaal des Memminger Landgerichts geführt. Die Öffentlichkeit ist von dem Verfahren vor der Jugendkammer des Landgerichts ausgeschlossen, weil der Angeklagte minderjährig ist. Dem Schüler werden unter anderem Nötigung, unerlaubter Waffenbesitz und zwölffacher versuchter Totschlag zur Last gelegt.

Nach Angaben eines Gerichtssprechers zeigte sich der Jugendliche in dem Prozess zum Teil geständig. Als Motiv gab er demnach Frust darüber an, dass seine Freundin am Vortag Schluss mit ihm gemacht hatte. In entscheidenden Fragen habe der Jugendliche allerdings ausgesagt, sich wegen eines Blackouts nicht mehr erinnern zu können.

So sagte er dem Sprecher zufolge aus, nicht zu wissen, dass er gezielt auf Polizisten und Polizeiwagen geschossen haben soll. Der Vorwurf des zwölffachen versuchten Totschlags bezieht sich nicht auf das Tatgeschehen in der Schule, sondern auf die Schüsse auf die Polizisten sowie ein Polizeiauto, mit dem Kinder weggebracht wurden. In der Mensa seiner Schule hatte der Jugendliche laut Anklage einen Schuss abgegeben. Dem Gerichtssprecher zufolge gab er an, dass sich dieser Schuss versehentlich gelöst habe.

Schütze droht eine bis zu zehnjährige Jugendstrafe

Der zur Tatzeit noch 14-jährige Achtklässler soll im Mai vergangenen Jahres aus dem Waffenschrank seines Vaters Pistolen genommen und in seiner Schule einen Schuss abgefeuert haben. 280 Schüler verschanzten sich mit ihren Lehrern in ihren Klassenzimmern. Dann verschwand der Mitschüler mit seinen Waffen. Einige Stunden später tauchte er auf einem Sportplatz wieder auf und schoss um sich. Stundenlang widersetzte er sich seiner Festnahme. Es gab keine Verletzten.

Im Falle einer Verurteilung droht dem Schüler eine bis zu zehnjährige Jugendstrafe. Für den Prozess wurden fünf Verhandlungstage angesetzt. 80 Zeugen und fünf Sachverständige sind geladen. (dpa, dapd, afp)