Rom. Es klingt wie in einem schlechten Hollywoodfilm: Der Boss des mächtigsten Camorra-Clans wird in Italien von der Polizei entdeckt. Er flieht durch die Hintertür, eine Verfolgungsjagd durch die Gassen einer süditalienischen Stadt beginnt. Und am Ende lobt der Mafioso die Polizei für ihre Arbeit.

Die italienische Polizei hat am Montag in der süditalienischen Stadt Aversa einen Camorra-Boss verhaftet. Die Beamten nahmen Carmine Schiavone nach einer halbstündigen Flucht durch die Gassen von Aversa in der Provinz Caserta fest. Der honorierte die Arbeit der Polizei: "Ich hab's nicht so mit der Polizei, aber das habt ihr gut gemacht,", sagte Schiavone, als die Handschellen klickten.

Der Mafioso hatte sich in einem Nachtlokal aufgehalten und dann offenbar gemerkt, dass ihm die Polizei auf den Fersen war. Er machte sich durch den Hinterausgang aus dem Staub. Möglicherweise habe in dem Lokal ein Treffen stattgefunden, bei dem Schiavone das Bargeld bekam, das dann bei ihm gefunden wurde.

Camorra-Boss hatte bei Festnahme 8000 Euro in der Tasche

Der amtierende Chef des mächtigsten Camorra-Clans, habe bei seiner Festnahme 8000 Euro in der Tasche gehabt und sei bewaffnet gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Carmine Schiavone ist einer der Söhne von Francesco Schiavone, den in Italien alle unter seinem Decknamen "Sandokan" kennen. Dieser war 1998 in einem Bunker in seinem Heimatdorf festgenommen worden und verbüßt derzeit eine lebenslange Haftstrafe. Auch vier seiner fünf Söhne sind hinter Gittern. Der Casalesi-Clan ist nach dem Stammsitz Casal di Principe bei Neapel benannt. Der Casalesi-Clan wurde durch den Enthüllungsroman "Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra" von Roberto Saviano bekannt, der auch verfilmt wurde.(dpa, afp)