Essen. . Bis aufs ZDF verloren 2012 alle großen Sender bei der Quote. Für die ARD war es sogar die schwächste Quote in ihrer Geschichte - trotz Fußball-EM und Olympia. Kleine Kanäle wie RTL Nitro legten dagegen zu. Auch öffentlich-rechtliche Zwerge wie Phoenix halten sich gut. Und sie wollen weiter wachsen.

Das vorige Jahr ließ nur die Mainzelmänner jubeln. Das ZDF verbesserte sich im TV-Markt auf 12,6 Prozent – als neue Nr.1. Alle anderen großen Mitbewerber wurden abgestraft. RTL verlor die Marktführerschaft beim Gesamtpublikum. Die ARD verbuchte ausgerechnet in einem Sportjahr mit Fußball-Europameisterschaft und Olympischen Spielen die schwächste Quote der Sendergeschichte. ARD wie RTL sanken auf 12,3 Prozent. Schlimmer noch erwischte es Sat.1. Der Bällchensender rutschte unter die Zehn-Prozent-Marke beim Gesamtpublikum. Den Münchner Fernsehmachern droht der Absturz in die zweite Liga.

Zugleich gibt es einen gegenläufigen Trend: den Siegeszug der kleinen Sender. Die Neugründungen knabbern den Großen Marktanteile weg, beim Gesamtpublikum und, was für die Privatsender noch wichtiger, bei den werberelevanten Zuschauern unter 50.

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Auch wenn im Fernsehmarkt längst keine Goldgräberstimmung mehr herrscht, wurden auch in jüngerer Zeit neue TV-Marken auf das Publikum losgelassen. So startete die ProSiebenSat.1-Gruppe im Frühjahr 2010 den frei empfangbaren Frauen-Sender sixx.

ZDFneo bekanntester der öffentlich-rechtlichen Neustarts

Die RTL-Gruppe ging im vorigen Jahr den entgegen gesetzten Weg: RTL Nitro wurde in Stellung gebracht – ein Sender, der mit action-orientierter Ware ein eher männliches Publikum locken soll. Der Erfolg von Sender-Chef Oliver Schablitzki überraschte selbst die Konzernstrategen in der einstigen Kölner Messe. RTL-Sprecher Claus Richter zog pünktlich am Neujahrestag eine erste Bilanz. „Kickstart“, jubilierte er.

Doch auch die Öffentlich-Rechtlichen platzierten weitere Sparten-Kanäle. Den größten Bekanntheitsgrad bei unter den gebührenfinanzierten Ablegern erreichte ZDFneo bei der TV-Nation – nicht nur, weil der Kanal bei seiner Markteinführung im Herbst 2009 von einer massiven Werbekampagne begleitet wurde.

Phoenix und Nitro wollen mehr

Aber auch etablierte Nischensender wie der öffentlich-rechtliche Info-Sender Phoenix behaupten sich. Obwohl 2012 außer der Affäre Wulff wenige massenwirksame Aufreger-Themen bot, gelang es den Bonner Fernsehmachern, ihren Marktanteil von 1,1 Prozent bei allen Zuschauern zu halten.

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Dabei soll es nicht bleiben. Die neue Sender-Chefin Michaela Kolster will das Ergebnis noch steigern: „Einen besonderen neuen Schwerpunkt sehe ich in der Live-Berichterstattung. Denn trotz der Verfügbarkeit von Inhalten in Mediatheken, Abrufmöglichkeiten oder dem Empfang auf mobilen Endgeräten ist und wird es immer etwas besonderes bleiben, live dabei zu sein.“ Auch RTL Nitro will zulegen. Nitro-Chef Schablitzki setzt auf US-Serien wie „Breaking Bad“: „Wir müssen eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Sender schaffen; die Leute sollen drüber reden. Da helfen preisgekrönte Serien, vor allem im Hinblick auf Qualität.“

Bezahlfernsehen gewinnt immer mehr Kunden

Natürlich bewegt sich das Wachstum der TV-Zwerge in übersichtlichen Dimensionen. Aber zusammengerechnet setzen die Ergebnisse den Branchenriesen zu. Der Branchendienst „Meedia.de“ rechnete kürzlich vor, dass RTL, ProSieben und Sat.1 in den 90ern beim jungen Publikum die Hälfte des Marktes beherrschten. 2012 brachten es die drei Sender nur noch auf gut 37 Prozent.

Und noch etwas mischt den Markt auf: das Bezahlfernsehen. Im dritten Quartal 2012 verbuchte Sky 3,2 Millionen Abonnenten. Damit hatte der Münchner Sender binnen eines Jahres rund 400 000 Kunden dazugewonnen.