Annecy. Französische Ermittler prüfen einen möglichen Zusammenhang zwischen den Morden an drei Frauen im Wallis und dem mysteriösen Vierfachmord bei Annecy. Laut Medienberichten gibt es Parallelen beim Täterprofil und bei der Tatwaffe.
Nach den Morden an drei Frauen in der Schweiz wollen französische Ermittler einen möglichen Zusammenhang mit dem mysteriösen Vierfachmord vom September in Frankreich prüfen. Die schweizerische und die französische Polizei bestätigten am Freitag, dass aus Frankreich eine Anfrage zur Weitergabe von Ermittlungsergebnissen eingegangen sei. Der Schütze des Mordes in der Schweiz liegt derzeit im Krankenhaus.
Im dem kleinen Dorf Daillon im Kanton Wallis hatte ein 33-Jähriger am Mittwochabend das Feuer auf seine Nachbarn eröffnet. Er tötete drei Frauen und verletzte zwei Männer. Der Schweizer war 2005 vorübergehend in der Psychiatrie untergebracht. Der Schütze soll über ein regelrechtes Waffenarsenal verfügt haben und die Morde mit mindestens zwei Waffen begangen haben. Laut Polizei feuerte er dutzende Schüsse ab.
Ermittler hoffen auf Durchbruch
Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung "The Telegraph" passt er in das von den Franzosen erstellte psychologische Täterprofil für den Vierfachmord bei Annecy in Ostfrankreich. In diesem Fall hoffen die Ermittler seit vier Monaten auf einen Durchbruch.
Der aus dem Irak stammende Brite Saad al-Hilli, seine Ehefrau Ikbal, deren Mutter und ein französischer Radfahrer waren am 5. September auf einem Waldparkplatz bei Annecy mit Kopfschüssen getötet worden. Die al-Hillis machten in der Region Urlaub. Die vierjährige Tochter der Familie überlebte unverletzt, weil sie sich im Auto der Familie unter der Leiche ihrer Mutter versteckte. Ihre siebenjährige Schwester wurde schwer verletzt. Die Ermittler tappen derzeit noch im Dunkeln. Sie gehen aber davon aus, dass die al-Hillis das eigentliche Ziel des Angriffs waren und der Radfahrer nur zufällig vorbei kam.
Mordwaffe in Frankreich stammte ebenfalls aus der Schweiz
Bei der Mordwaffe in Frankreich handelte es sich nach Polizeiangaben um eine in den 30er Jahren in der Schweizer Armee verwendete Waffe. Auch bei dem Mord in der Schweiz kam eine ähnliche Waffe zum Einsatz. Bei dem mutmaßlichen Schützen handelt es sich den Angaben zufolge um einen 33-Jährigen, der aus der Armee der Schweiz ausgeschlossen wurde. Bei seiner Festnahme nach dem Mord in Daillon wurde er von der Polizei am Oberkörper verletzt.
Die französische Polizei erklärte am Freitag, bei der Anfrage nach Ermittlungsergebnissen handele es sich um eine Routine-Anfrage, "charakteristische Elemente", die auf Parallelen beider Taten hindeuteten, gebe es bislang nicht. Bislang habe es auch kein Verhör gegeben.
Die Schweizer Polizei konzentriert sich bei dem Mord in Daillon auf eine örtliche Tragödie. Der mutmaßliche Täter habe bei einem ersten Verhör erklärt, er habe mit der Tat ein "seit langem bestehendes Familienproblem" regeln wollen. Unbestätigten Informationen zufolge soll es sich bei einem der verletzten Männer um seinen Onkel handeln. (afp)