Paris. . Getöteter Familienvater soll Verbindungen zum Irak haben: Seine Familie habe die Hussein-Millionen verwaltet, so lautet die Behauptung französischer Medien. Andere Quellen wiederum besagen, dass er sich mit dem Saddam-Regime überworfen habe. Der Bundesnachrichtendienst reagiert zugeknöpft.

Der „Alpenmord“ in Chevaline entwickelt sich zu einem der rätselhaftesten Fälle in der französischen Kriminalgeschichte. Je dünner die Beweislage, desto wilder wird offenbar spekuliert.

Nun bringen französische Medien gar den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein ins Spiel. Die Familie des getöteten Saad al-Hilli (50) soll bei einer Genfer Bank ein Konto betreut haben, auf das der 2006 hingerichtete Ex-Diktator einen Teil seines Vermögens überwiesen hatte. Der Zeitung „Le Monde“ zufolge soll der deutsche Bundesnachrichtendienst entsprechende Erkenntnisse an die französischen Behörden weitergereicht haben.

1,2 Millionen Schweizer Franken

Danach ruhte auf dem Bankkonto angeblich ein Betrag von 1,2 Millionen Schweizer Franken (rund eine Million Euro). Geld, bei dem es sich entweder um Privatvermögen des irakischen Ex-Staatschefs oder seiner damals regierenden Baath-Partei handele. Ein BND-Sprecher reagierte zugeknöpft auf den Zeitungsbericht. Er sagte dieser Zeitung lediglich: „Kein Kommentar“. Dafür ist der Leiter der Mordkommission in Chevaline, Benoît Vinnemann, auskunftsfreudiger. Gegenüber französischen Medien sagte er, „dass kein einziges Detail von den deutschen Geheimdiensten an die Gendarmerie übermittelt wurde“.

Kadhim al-Hilli, der Vater des am 5. September erschossenen Ingenieurs, hatte den Irak in den siebziger Jahren verlassen und war mit seiner Familie nach London gezogen. Angeblich soll er Saddams Baath-Partei nahe gestanden haben. Andere Quellen wiederum besagen, dass er sich mit dem Saddam-Regime überworfen habe. Ein Mitglied der Al-Hilli-Familie bestritt am Montag in London jegliche Verbindung zum Hussein-Regime. Bei dem „Alpenmassaker“ in einem Wald nahe Chevaline am Annecy-See wurden vor acht Wochen am helllichten Tag Saad al-Hilli (50), seine Frau Ikbal (47), die Schwiegermutter Suhaila al-Allaf (74) und der französische Radfahrer Sylvain Mollier durch gezielte Kopfschüsse umgebracht. Nur die beiden Töchter Zeena (4) und Zainab (7) überlebten das Blutbad, letztere mit schwersten Verletzungen. Zunächst hatte es geheißen, das Attentat habe der britischen Familie gegolten und Sylvain Mollier (45) sei zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.

Die Vermutung: Es habe (Geld-) Streitigkeiten in der Familie Al-Hilli gegeben. Zwischenzeitlich wurde hingegen gemutmaßt, in Wirklichkeit sei der bei einer Nuklearfirma beschäftigte Franzose, ein mehrfacher Familienvater, das Ziel des Attentäters gewesen.

Dass am Tatort ein Einzeltäter am Werke war, steht jetzt offenbar fest. Nicht jedoch, in welcher Reihenfolge die vier Opfer erschossen wurden. Die Tatwaffe, aus der der Unbekannte 25-mal gefeuert hat, ist eine „Luger P 06“, eine Waffe, mit der die Schweizer Armee in den 20er- und 30er-Jahren ausgestattet wurde. Eine Pistole zudem, die nicht von professionellen Killern benutzt werde.