Heilbronn. . Hätte der Amoklauf von Winnenden verhindert werden können? Der Vater des Täters glaubt ja, wenn die Ärzte seines Sohnes rechtzeitig Alarm geschlagen hätten. Vor Gericht will er erreichen, dass die Klinik mehrere Millionen Euro zahlt. Das Geld möchte er aber nicht für sich.
Der Vater des Amokläufers von Winnenden hat die Klinik, in der sein Sohn vor der Tat behandelt worden war, auf Schadenersatz verklagt. Die Klage sei am 21. Dezember beim Landgericht Heilbronn eingereicht worden, sagte sein Anwalt Erik Silcher am Dienstag. Er bestätigte damit Berichte der "Heilbronner Stimme" und des Südwestrundfunks.
Nach Silchers Worten geht es dabei um eine Summe von 8,8 Millionen Euro. Sein Mandant wolle keinen persönlichen Vorteil daraus ziehen, betonte der Anwalt. Werde das Geld ausgezahlt, sollten damit Ansprüche Geschädigter befriedigt werden.
Der damals 17-jährige Tim K., der am 11. März 2009 bei einem Amoklauf in seiner früheren Realschule in Winnenden und später auf der Flucht insgesamt 15 Menschen und sich selbst erschossen hatte, war einige Monate zuvor in der Psychiatrischen Klinik Weissenhof in Weinsberg untersucht worden. Die Ärzte hätten der Familie keine Hinweise auf den Zustand des Jungen gegeben, sagte Silcher. "Wären die Regeln der ärztlichen Kunst eingehalten worden, wäre es zu dieser schrecklichen Tat nicht gekommen", wird der Anwalt in der "Heilbronner Stimme" zitiert.
Die Klage gegen die Klinik sei zum jetzigen Zeitpunkt eingereicht worden, weil die Ansprüche Ende des Jahres verjährt wären, sagte Silcher der Nachrichtenagentur dapd.
Tim K. hatte bei seiner Tat eine Waffe benutzt, die sein Vater unverschlossen aufbewahrt hatte. K. war deshalb unter anderem wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil wegen eines Verfahrensfehlers allerdings auf. Der neue Prozess begann im November. Sowohl die Stadt Winnenden als auch Opfer und Hinterbliebene fordern von K. Schadenersatz in Millionenhöhe. (dapd)