Washington. . Zum ersten Mal soll eine DNA-Untersuchung klären, was den Todesschützen von Newtown zu seiner Tat trieb. Ende Januar soll eine von Obama eingesetzte Kommission Vorschläge vorlegen, wie die Waffengewalt in den USA einzudämmen wäre. Arizona will seine Schulen flächendeckend bewaffnen.

Lag die Mordlust Adam Lanza in den Genen? Zwei Wochen nach dem Schulmassaker von Newtown, bei dem 20 Kinder und sechs Lehrerinnen erschossen wurden, hat der oberste Gerichtsmediziner Connecticuts eine umfassende Untersuchung der DNA des Todesschützen Adam Lanza in Auftrag gegeben. Das bestätigte Tom Breen, der Sprecher der zuständigen Fach-Abteilung der Universität von Connecticut in Farmington.

Wayne Carver erhofft sich davon Hinweise auf das nach wie vor im Dunkeln liegende Motiv für das bisher folgenschwerste Blutbad an einer amerikanischen Schule. Der Vorgang ist laut New York Times eine wissenschaftliche Premiere und „entsprechend umstritten“. Während Forscher wie Arthur Beaudet vom Baylor College den Versuch unterstützen, in Lanzas Genom etwaigen Mutationen und Abnormitäten zu suchen, die auf den Gewaltausbruch hindeuten könnten, glaubt Robert Green von der Harvard Universität nicht an die Möglichkeit, den genetischen Killer-Nachweis führen zu können.

In der 27 000 Einwohner zählenden Kleinstadt nördlich von New York herrscht unterdessen Fassungslosigkeit über einen perfiden Fall von Trittbrettfahrerei. Nach Angaben der Justizbehörden wurde eine 37-jährige Frau aus New York verhaftet, die sich als Tante des sechsjährigen Amoklauf-Opfers Noah Pozner ausgegeben hatte. Nouel Alba soll über ihren Facebook-Eintrag Geld für einen Beerdigungs-Fonds eingeworben haben. Die Beschuldigte hat sich in Verhören laut US-Medien „in Widersprüche verstrickt“ und die eingenommene Summe dem FBI inzwischen zurückgezahlt. Sie muss im Fall einer Anklage und Verurteilung mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen.

Empfindliche Waffen-Lobby

Wie empfindlich die nach dem Massaker unter Druck stehende Waffen-Lobby geworden ist, zeigen die Reaktionen einer Veröffentlichung der Zeitung „The Journal News“ aus dem Bundesstaat New York. Das Blatt hatte eine Karte mit den Adresse von über 30 000 Waffenbesitzern ins Internet gestellt.

Herausgeberin CynDee Royle wollte damit nach eigenen Worten Transparenz schaffen: „Die Menschen wollen wissen, wie viele Waffen es bei ihren Nachbarn gibt.“ Viele Betroffene sehen sich in ihrer Privatsphäre beeinträchtigt, reagieren mit blanker Wut und kündigen rechtliche Schritte gegen die Zeitung an.

CNN-Moderator soll ausgewiesen werden

Zur Zielscheibe hat sich auch der aus England stammende Star-Moderator des Fernsehsender CNN, Piers Morgan, gemacht. Nachdem der 47-Jährige den Waffen-Lobbyisten Larry Pratt am Ende eines Interviews quotenträchtig als „unvorstellbar dummen Mann“ bezeichnete, der die Verbindung zwischen der hohen Zahl von Waffen in Amerika (300 Millionen) und der international dramatisch hohen Schusswaffen-Gewalt (12 000 Tote pro Jahr) leugne, fordern Aktivisten Morgans Ausweisung aus den USA.

Eine entsprechende Petition auf der Internet-Seite des Weißen Hauses haben mittlerweile fast 80 000 Amerikaner unterzeichnet. 25 000 reichen aus, damit sich die Regierung mit dem Bürgeransinnen beschäftigen muss. Die Kritiker werfen Morgan einen „feindlichen Angriff auf die US-Verfassung“ vor. Dort ist allen Bürgern das Recht zugestanden, Waffen zu besitzen und zu tragen. „Das Weiße Haus wird dem Anliegen der Waffen-Lobby nicht nachkommen können, selbst, wenn es wollte“, sagte ein Rechtsprofessor der Georgetown-Universität. Morgans Beschimpfung, die im Internet auch viel Zustimmung erfuhr, sei durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.

Waffenkultur in den USA

Waffenbegeisterte in den USA. Für viele Amerikaner gehört der Gebrauch und Besitz von Feuerwaffen zur amerikanischen Kultur.
Waffenbegeisterte in den USA. Für viele Amerikaner gehört der Gebrauch und Besitz von Feuerwaffen zur amerikanischen Kultur. © Getty
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Waffenbegeisterte in den USA. Für viele Amerikaner gehört der Gebrauch und Besitz von Feuerwaffen zur amerikanischen Kultur. © JEFF HAYNES/AFP/Getty Images
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Waffenbegeisterte in den USA. Für viele Amerikaner gehört der Gebrauch und Besitz von Feuerwaffen zur amerikanischen Kultur. © GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images
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Waffenbegeisterte in den USA. Für viele Amerikaner gehört der Gebrauch und Besitz von Feuerwaffen zur amerikanischen Kultur. © Jay Laprete/Bloomberg via Getty Images
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Sicherheitspersonal für die Schulen

Unterdessen verfängt vereinzelt die umstrittene Argumentation der National Rifle Association (NRA), die eine flächendeckende Ausstattung aller 130 000 US-Schulen mit bewaffnetem Sicherheitspersonal fordert. In Arizona hat der zuständige Minister Tom Horne Schul-Direktoren Unterstützung zugesagt, an Waffen zu kommen, um ihre Lehranstalten zu schützen.

Im Bundesstaat Utah findet das Angebot einer paramilitärischen Gruppierung Anklang, die Lehrer in Crashkursen das Schießen beibringen will. Die Gegenposition ist unverändert. Lehrergewerkschaften, etliche Gouverneure der Bundesstaaten, die meisten Demokraten und viele Republikaner im Kongress warnen davor, Schulen zu „bewaffneten Festungen“ auszubauen“.

Ende Januar legt Kommission Vorschläge vor

Noch bevor Ende Januar eine von Obama eingesetzte Kommission Vorschläge vorlegen wird, wie die Waffengewalt einzudämmen wäre, wachsen Zweifel an der Durchschlagskraft von Verboten bestimmter Waffen wie dem AR-15, das Adam Lanza in Newtown benutzte. Diane Feinstein, Senatorin aus Kalifornien und schon vor 20 Jahren auf Seiten der Demokraten Wortführerin schärferer Gesetze, bestätigte in einem Fernsehinterview die Befürchtungen: Wenn in Kürze eine Verbot von Sturmgewehren in den Kongress eingebracht wird, seien rund 900 Waffen-Typen ausgenommen, sagte sie dem Sender NBC.