Rangun/Washíngton. Der in Birma zu sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt wordene US-Bürger John Yettaw hat am Sonntag das südost-asiatische Land verlassen. Ein US-Senator hatte mit dem Chef der Militärjunta die Freilassung verhandelt. Menschenrechtler kritisieren das Engagement.

Der eigentlich zu mehrjähriger Haft in Birma verurteilte US-Bürger John Yettaw hat das Land verlassen - während Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi seinetwegen erneut unter Hausarrest steht. Yettaw flog am Sonntag in Begleitung des US-Senators Jim Webb aus, nachdem dieser mit Birmas Juntachef General Than Shwe verhandelt hatte. Menschenrechtler kritisierten Webbs Engagement für Yettaw.

Von Birma ausgewiesen

"Die Militärmaschine mit Herrn Yettaw und Herrn Webb hat den Flughafen Rangun verlassen», sagte ein birmanischer Regierungsvertreter am Sonntag. Wenige Stunden später wurde die Ankunft des Militärflugzeugs in Bangkok gemeldet. Ein anderer birmanischer Regierungsvertreter hatte erläutert, der 54-jährige Yettaw werde von Birma offiziell ausgewiesen. Die gegen ihn verhängte Haftstrafe sei zunächst auf dreieinhalb Jahre gemindert und schließlich ausgesetzt worden.

Der gesundheitlich angeschlagene Yettaw war am Dienstag ursprünglich zu sieben Jahren Haft und Zwangsarbeit verurteilt worden, weil er unerlaubt in Suu Kyis Haus eingedrungen war. Für die Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi hatte Yettaws Aktion eine Verurteilung zu einem erneuten Hausarrest von 18 Monaten zur Folge. Webb hatte sich vergeblich auch für die Freilassung Suu Kyis eingesetzt.

Verarmtes und isoliertes Land

"Ich danke der Regierung von Myanmar», sagte Senator Webb kurz vor dem Abflug in Rangun. Er werde sich nicht für Yettaws Handlungen entschuldigen. Dennoch halte er es für eine gute Geste des südostasiatischen Landes an die USA, aus humanitären Gründen die Rückkehr Yettaws zu seiner Familie zu ermöglichen. Ihm persönlich hätten seine Treffen mit Oppositionellen und verschiedenen Volksgruppen in Birma geholfen, «die Themen besser zu verstehen, an denen wir in Zukunft arbeiten müssen».

Webb hatte sich am Samstag zu einem einstündigen Gespräch mit Than Shwe am Regierungssitz in Naypyidaw getroffen. Danach kündigte die Junta an, Yettaw werde wahrscheinlich bald ausgewiesen. Webb war der erste ranghohe US-Vertreter, der Gespräche mit Than Shwe führte. Der öffentlichkeitsscheue General führt das isolierte und verarmte Birma seit 17 Jahren mit harter Hand. Er zog weltweite Kritik auf sich, als ein Gericht am Dienstag den Hausarrest für Suu Kyi um 18 Monate verlängerte - und sie damit von den für 2010 angesetzten Wahlen in Birma ausschloss.

US-Senator durfte Oppositionsführerin treffen

Menschenrechtler reagierten verärgert auf die Bemühungen um Yettaw und bezeichneten diese als Propaganda-Coup für die Junta. «Das wird bei den Birmanern ganz sicher einen schlechten Eindruck machen», sagte Aung Din von der US-Kampagne für Birma, selbst ein früherer politischer Gefangener.

Nach dem Treffen mit Than Shwe gestattete die Junta Webb auch eine Begegnung mit Suu Kyi. In einem Regierungsgebäude sprach die 64-Jährige 45 Minuten lang mit Webb. Einzelheiten der Gesprächs wurden zunächst nicht gekannt, der 63-jährige Senator aus Virginia erklärte lediglich, er habe Suu Kyi seinen «tiefen Respekt» für ihre Opfer für die Demokratie bekundet. Später traf Webb Vertreter von Suu Kyis Nationaler Liga für Demokratie (NLD).

Die USA versuchen Birma seit Jahren mit Sanktionen zur Demokratisierung zu zwingen und fordern Suu Kyis Freilassung. Der Besuchs Webbs, der in engem Kontakt zu US-Präsident Barack Obama steht, könnte eine Wende in der bisherigen US-Politik gegenüber Birma bringen. Obama hatte bei seinem Amtsantritt angekündigt, die harte Haltung der Vorgängerregierung prüfen und auf mehr Dialog setzen zu wollen. Kürzlich allerdings erneuerte er die Sanktionen gegen das Land. (afp)