Essen. Kenneth Branagh spielt den melancholischen Kommissar Kurt Wallander– melancholisch, tiefgründig und klug. Freitag zeigt das Erste „Ein Mord im Herbst“. Im neuen Jahr laufen zwei weitere Folgen mit dem grüblerischen Ermittler.

Einmal lächelt Kurt Wallander sogar. Eine Mundbewegung, zu der er eigentlich gar nicht fähig scheint. Aber das Ultraschallbild seines kommenden Enkels vertreibt die Schlechtigkeit der Welt für einen Augenblick aus seinen Hirnwindungen. Kenneth Branagh, der große britische Shakespeare-Mime und Leinwandstar, spielt den melancholischen Kommissar von Henning Mankell noch einmal in drei neuen Verfilmungen, die das Erste zeigt: „Ein Mord im Herbst“ (Freitag, 21.45 Uhr) macht den Anfang, „Hunde von Riga“ (30. Dezember, 21.45 Uhr) und „Vor dem Frost“ (6. Januar, 21.45 Uhr) folgen.

Schwermütige Seele mitstetigen Selbstzweifeln

Branaghs Auftritte dürften unter Wallander-Anhängern einmal mehr die Debatte befeuern, welcher Darsteller nun die überzeugendste Figur abgibt. Zweifellos erfüllte der Schwede Rolf Lassgard als barockes Schwergewicht optisch am ehesten das Bild des Ermittlers, den Mankell zu Papier brachte; sein kleiner, hagerer Landsmann Krister Henriksson blieb in der Serienversion an der Oberfläche kleben, wirkte blass.

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Branagh indes ist der Meister der kleinen darstellerischen Finessen, der tiefgründigste der drei. Bei seinem Wallander entdeckt man die schwermütige Seele und die stetigen Selbstzweifel in den Mundwinkeln, das Leiden an den Schrecken seiner Arbeit und den Frauen, die ihn nicht verstehen, in seinem zerknitterten Gesicht, sein ewiges Grübeln an den vielen Sätzen, die er nicht zu Ende bringt. Ein Mann, der sich nachlässig rasiert und kleidet, ein Mann, den es wenig schert, welchen Eindruck er auf sein Gegenüber macht.

„Ein Mord im Herbst“ ist noch die schwächste von drei starken Folgen

Auch wenn ihm das Drehbuch zumindest im ersten der drei Filme eine Freundin aufzwingt, und Wallander ja eigentlich im Team ermittelt, bleibt Branagh stets der in sich gekehrte Außenseiter, allein unterwegs auf scheinbar endlosen Fahrten in seinem Dienst-Kombi, innerlich zerrissen, aber klug und beharrlich, wenn es darum geht, die Wahrheit herauszufinden.

„Ein Mord im Herbst“ ist noch die schwächste von drei starken Folgen; man spürt, dass Regisseur Toby Haynes hier keinen Roman umgesetzt hat, sondern Mankell die kleine Geschichte von der Frauenleiche in Wallanders Garten vor dem neuen Haus am Meer eigens für das Fernsehen geschrieben hat. Sie ist bei weitem nicht so komplex und daher trotz einiger ungewohnter Actionmomente im Vergleich zum hohen Standard der Verfilmungen ein bisschen dünn geraten.

Jeder Wallander-Roman von Henning Mankell wird oder wurde verfilmt

Gleichwohl liefert auch dieser Film jene frostig-nebligen Landschaftsbilder aus Schweden, die vielen der skandinavischen Krimis die morbide Note geben und die sie bei uns so beliebt machen. Das gilt auch für „Vor dem Frost“ und „Hunde von Riga“, zwei Geschichten, die mit ihren erzählerischen Qualitäten für den etwas schwächeren Auftakt entschädigen.

Jeder Wallander-Roman von Henning Mankell wird oder wurde verfilmt, teilweise mehrmals. Die Dreharbeiten zu seinem letzten starken Fall, „Feind im Schatten“, laufen derzeit mit Krister Henriksson. Er berührt Wallanders Angst, an Alzheimer zu erkranken. Man hätte sich dafür noch einmal Kenneth Branagh gewünscht.