Münster. Der Angriff auf den Vorstandsvorsitzenden der Provinzial, Ulrich Rüther, hat niemals stattgefunden. Rüther räumte gegenüber der Staatsanwaltschaft Münster ein, den Angriff frei erfunden und sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben. Als Grund gab er psychische Belastungen an.
Provinzial-Chef Ulrich Rüther hat den Angriff auf ihn bei der Betriebsversammlung in Münster offenbar erfunden. Gegenüber der Staatsanwaltschaft Münster räumte Rüther am Dienstag ein, dass es den angezeigten Angriff nie gegeben habe. Die Turbulenzen im Unternehmen hätten "enorme Auswirkungen" auf seine Familie gehabt, begründete Rüther die falschen Angaben.
In einer Pressemitteilung der Provinzial versucht das Unternehmen den Hintergrund der Tat weiter zu konkretisieren: "Herr Rüther möchte mit diesem Schritt die extrem belastende Phase speziell für seine Frau und seine drei Kinder zum Abschluss bringen. Schon das bisherige, enorme Presseecho hat zu einer erheblichen, negativen Beeinträchtigung seiner Privatsphäre geführt."
Rüther hat sich Verletzungen selbst zugefügt
Anfang Dezember war Rüther beim Verlassen des Provinzial-Gebäudes in Münster nach eigenen Angaben von einem Mann mit einem Schraubenzieher angegriffen worden. Eigentlich hätte er zum Zeitpunkt des Angriffs auf einer Betriebsversammlung über die Verkaufspläne der Provinzial sprechen sollen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft nach der angeblichen Tat berichteten, sei der Täter in einem Zugang zur Tiefgarage mit einem sogenannten Phasenprüfer, einem Schraubendreher zur Messung von Spannungen in Stromleitungen, auf Rüther losgegangen und habe mehrfach auf ihn eingestochen. Rüther sei daraufhin schnell von seinem Fahrer ins Krankenhaus gebracht worden, während der Schraubendreher noch in seiner Brust gesteckt habe.
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Im Krankenhaus wurden dann sechs leichte Stichverletzungen festgestellt. Fraglich ist nun, wie diese Verletzungen wirklich zustande kamen, da die rechtsmedizinischen Untersuchungen auf Fremdeinwirkung schließen lassen, Rüther aber gesteht, dass er sich die Verletzungen selbst zugefügt hat.
Auf Anfrage der WAZ Mediengruppe, ob Rüther weiterhin im Dienste der Provinzial stehen wird, teilte die Pressestelle der Provinzial mit, dass sie selbst "von den Neuigkeiten überrascht" sei und "es nicht einordnen und kommentieren" könne. Nach Aussage von Staatsanwalt Heribert Beck wird nun ein Verfahren wegen Vortäuschung einer Straftat gegen Rüther eingeleitet. Der Staatsanwalt geht aber davon aus, dass es gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt wird.