Essen. . Filmautor Martin McDonagh sah sich nach seinem Oscar-nominierten Welterfolg „Brügge sehen . . . und sterben?“ offenbar unter Erwartungsdruck, tappte mit seinem neuen Werk „7 Psychos“ aber in die Über-Ambitions-Falle. Der Film ist trotz einer Schar von Stars irgendwie leblos.

Der Gangsterfilm ist eine der letzten beständigen Kultbastionen des Kinos, seit Quentin Tarantino das Genre mit schnoddriger Gewalt, coolen Typen und Sprüchen einem trendsüchtigen Publikum wieder schmackhaft machte. Dass Kult jedoch weder geplant noch erzwungen werden kann, zeigt sich nun bei Martin McDonaghs Spaß-Kill-Thriller „7 Psychos“.

Minderjobs beim Film sind auf Dauer nicht befriedigend. Marty (Colin Farrell, diesmal überhaupt nicht cool) hat sich deshalb nach Jahren ebensolcher Erfahrungen zu einer Karriere als Drehbuchautor entschlossen und steckt nun gleich bei der ersten Seite in der Schreibblockade. Sein bester Freund Billy (gewohnt psychotisch: Sam Rockwell), ein etwas nerviger Typ, der gerne in Situationen platzt oder auch schon da ist, bevor es überhaupt zu einer Situation kommen konnte, liefert die nötige Inspiration.

Denn Billy arbeitet mit Hans (Christopher Walken in verwelkender Grandezza) zusammen, der Hunde stiehlt und sie dann gegen Finderlohn an den Besitzer zurückgibt. Das soll auch diesmal so sein, aber der kleine, niedliche Shi Tzu gehört Charlie (Woody Harrelson auf bewährtem Terrain), der Gangsterboss ist und nur einen menschlichen Schwachpunkt hat – seinen Hund.

Wilde Geschichten

Marty schreibt das auf und als Billy weitere wilde Geschichten auftischt, schreibt Marty auch diese auf. Langsam füllt sich das Panoptikum der ursprünglich angedachten sieben Psychopathen. Besonders spannend aber ist der Kerl, von dem die Zeitungen berichten, dass er unerkannt durch die Stadt läuft und völlig unerwartet Kriminelle mit gehobenem Einkommen erschießt. Doch genau über den kann Billy rein gar nichts erzählen.

Man ahnt schnell, dass hier Werk und Realsituation nicht weit voneinander angesiedelt gewesen sein müssen. Filmautor Martin McDonagh sah sich nach seinem Oscar-nominierten Welterfolg „Brügge sehen . . . und sterben?“ unter Erwartungsdruck. Im Bedürfnis, etwas Besonderes zu bieten, tappte er in die Falle der Über-Ambition mit einer noch wilderen, noch verzwickteren Geschichte, die mit abgefahrenen Ideen, wilden Gestalten und coolen Sprüchen nur so um sich wirft und zudem mächtig damit angibt, dass jede Rolle mit einem Star besetzt ist. Hier wollte einer Kult schaffen, was noch nie eine gute Idee war.

Dem Film sieht man all das an und es gereicht ihm zur Ehrenrettung, dass einige Szenen Macho-Romantik mit Gefühl vermitteln, andere hingegen blutrot komisch rüberkommen. Grundsätzlich spielen alle Beteiligten gut oder zumindest inspiriert. Und ganz generell hat die Idee ja was, dass man sich Kunstfiguren aufschreibt und nicht ahnt, wie echt diese sein und wie nah sie einem kommen können. Im Gesamtwurf ändert das aber nichts daran, dass „7 Psychos“ zu kalkuliert und letztlich zu leblos ist. George Clooney hatte es mit seinem Regiedebüt „Confessions of a Dangerous Mind“ so viel besser gemacht. Aber da stand ja auch kein Erfolgsdruck hinter.