Berlin. Der Zeitungskrise zum Trotz haben rund 2500 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien den 61. Bundespresseball in Berlin zelebriert. Der neue Bundespräsident Joachim Gauck eröffnete das gesellschaftliche Großereignis mit dem traditionellen Walzer.

Party trotz Zeitungskrise: Rund 2.500 Gäste haben auf dem 61. Bundespresseball in Berlin ausgelassen gefeiert. Bundespräsident Joachim Gauck und seine Partnerin Daniela Schadt genossen ihren Premierenauftritt sichtlich und tanzten am Samstag bis in die frühen Morgenstunden. Kanzlerin Angela Merkel fehlte traditionell. Dafür kamen aus ihrem Kabinett sechs Minister. Bei Schampus, Austern und heißen Rhythmen ging es vor allem um eines: Die Krise, von der Hunderte Journalisten betroffen sind.

Freitagvormittag noch hatte der Verlag Gruner + Jahr, der auch Sponsor des Balls war, der Belegschaft das Aus der Wirtschaftszeitung „Financial Times Deutschland“ mitgeteilt, letzte Woche hatte die „Frankfurter Rundschau“ Insolvenz angemeldet, im Oktober die Nachrichtenagentur dapd. Gauck sieht die Krise eher pragmatisch: Zeitungen werde es immer geben, man wisse derzeit nur nicht, wie viele, sagte er. „Die Menschen wissen ganz genau, welche Veränderungen in der Medienlandschaft anstehen.“

Ähnlich argumentierte Vize-Kanzler Philipp Rösler (FDP): „Die Zeitungslandschaft ändert sich, die Lesegewohnheiten ändern sich. Darauf müssen sich die Verlage einstellen“, sagte er. Und Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) erklärte, Zeitungen müssten eben innovativ sein.

Roth: „Ball überschattet“

Grünen-Chefin Claudia Roth meinte, sie sei traurig über diese Nachrichten, es müsse etwas passieren. „Es ist wirklich ein Schatten heute dabei.“ Auch für SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann war der Presseball angesichts der schlechten Nachrichten für die Branche überschattet: „Das sind bittere Wermutstropfen für diesen Ball.“ Weniger beunruhigt war dagegen Innenminister Thomas de Maizière (CDU): : „Mich betreffen viele Krisen in der Welt“, sagte er. Er hoffe, damit heute nicht beschäftigt zu werden.

Die Grüne Claudia Roth in Petrol.
Die Grüne Claudia Roth in Petrol. © Getty Images

Zum ersten Tanz des Abends im Festsaal des Hotels Intercontinental führte Gauck die Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Sonja Mayntz, auf das Parkett. First Lady Daniela Schadt, in weinrotem Kleid, tanzte zugleich mit Gregor Mayntz. Gekommen waren zu dem Ball auch Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle, sowie die Ministerpräsidenten Volker Bouffier, Stanislaw Tillich und Christine Lieberknecht.

Zu den Gästen zählten daneben ZDF-Chefredakteur Peter Frey, ARD-Moderator Ulrich Deppendorf, seine Kolleginnen Caren Miosga, Dunja Hayali und Gabi Bauer sowie die Schauspieler Andrea Sawatzki und Christian Berkel und der Modeexperte Michael Michalsky. Dagegen fehlt die komplette SPD-Spitze: Weder Peer Steinbrück noch Sigmar Gabriel oder Frank-Walter Steinmeier waren gekommen.

Erlesene Trüffel und Thunfisch

Das Ball-Motto „Perpetuum Mobile“ sollte den Veranstaltern zufolge „die speziellen Regeln und Gesetzmäßigkeiten im Parlaments- und Regierungsviertel“ deutlich machen. Darüber hinaus hätten sich auch die politischen Schwerpunktthemen wie Schulden- oder Eurokrise zu einem Perpetuum Mobile entwickelt. Musikalische Höhepunkte waren die Auftritte der Harlem Gospel Singers und von Roman Lob.

An den Buffets wurden Austern, Thunfisch und erlesene Trüffel serviert. Darüber hinaus gab es Schwarzfederhuhn, Mango-Lassi mit gerauchten Garnelen, Austern, Thunfisch und gebratene Schweinebrust an Ferkelchen-Confit. Dazu floss der Champagner in Strömen.

Der Bundespresseball wird über den Verkauf der Eintrittskarten und durch die Unterstützung von Sponsoren finanziert. Die Tickets kosten 450 Euro pro Flanierkarte und 690 Euro pro Saalkarte. Sie sind nicht auf dem freien Markt erhältlich, sondern nur auf Einladung der Bundespressekonferenz.

Gastgeber des Bundespresseballs ist die Bundespressekonferenz e.V.. Der Verein ist ein Zusammenschluss deutscher Parlamentskorrespondenten, die aus Berlin und Bonn über die Bundespolitik berichten. (dapd)