Essen. . Die Komödie „Love Is All You Need“ mit Pierce Brosnan und Trine Dyrholm in den Hauptrollen kommtam Donnerstag in die Kinos. Regisseurin Susanne Bier und Drehbuchautor Anders Thomas lassen einen kühlen Geschäftsmann die Liebe zu einer vom Krebs gezeichneten Frau entdecken.
Man kann bei diesem Film eine vorhersehbare Konstruktion sicher nicht in Abrede stellen. Dafür greifen die Ereignisse anfangs einfach viel zu geschmiert ineinander. Da ist die Friseuse mittleren Alters, die den Brustkrebs offenbar besiegt hat, daheim aber feststellen muss, dass ihr Gatte sich längst etwas gesundes Jüngeres gesucht hat. Da ist der kleine Auffahrunfall im Parkhaus des Flughafens, bei dem die Friseuse ausgerechnet mit dem verwitweten Vater ihres künftigen Schwiegersohnes kollidiert. Und da ist der geradezu auffällige Zufall, dass beide die gleiche Maschine gebucht haben, um zur Hochzeit ihrer Kinder nach Süditalien zu fliegen.
Man könnte jetzt noch hinzufügen, dass diese Hochzeit vor der traumhaften Kulisse der Amalfi-Küste schon bald eine erhebliche Anzahl von Irrungen und Wirrungen in Gang setzen wird – und die Vorstellung von einem dieser gelackten ZDF-Sonntagsfilme mit ihrem ewig gutem Wetter wäre perfekt. Wäre aber nicht gerecht, denn immerhin spürt man bei „Love Is All You Need“ dann doch die Handschrift von zwei Persönlichkeiten, die den Erfolg des dänischen Films in der Vergangenheit nicht unwesentlich geprägt haben.
Irrungen und Wirrungen an der traumhaften Amalfi-Küste
Regisseurin Susanne Bier war 2006 für „Nach der Hochzeit“ bereits einmal für den Auslands-Oscar nominiert, den sie dann im Jahr 2010 für „In einer besseren Welt“ dann endlich erhielt. Und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen hat die Vorlage für so ziemlich jeden Film geschrieben, der dänisch und erfolgreich war.
Ihre neue Zusammenarbeit wirkt deutlich leichter als ihre letzten gemeinsamen Arbeiten, ein großes Maß an Entspanntheit kennzeichnet die Szenen. Vor allem aber besitzt Susanne Bier ein starkes Einfühlungsvermögen, das ihre Charaktere samt und sonders sehr echt wirken lässt.
Trine Dyrholm verkörpert die Friseurin Ida, die nach der Chemo-Therapie durch eine schicke Perücke neue Selbstsicherheit finden möchte, die ihr Mann mit seinem Verhalten beinahe schon wieder vernichtet. Und Pierce Brosnan überrascht mit seiner gediegenen Darstellung des verwitweten Geschäftsmanns Philip, der seine Umwelt auf Distanz halten möchte, in Italien jedoch zu einer neuen Gelassenheit findet.
Der Zuschauer muss sich selbsteinen Reim auf die Dinge machen
Gediegen oder „old fashioned“ sind denn auch die Vokabeln, die einem beim Betrachten von „Love Is All You Need“ in den Sinn kommen. In Biers Filmen werden Dinge selten plakativ ausgesprochen, der Zuschauer bekommt zunächst viele Bilder geliefert, um sich selbst einen Reim auf die Dinge zu machen. Das Verhalten etwa von Benedikte (Paprika Steen) ihrem Schwager Philip gegenüber, lässt zwar schon früh amouröses Interesse erkennen, wird aber erst sehr spät wirklich eindeutig.
Den Bräutigam Patrick (Sebastian Jessen) sieht man eher beiläufig immer wieder in Gesellschaft eines jungen Hausgehilfen, bis sein Coming Out schließlich die Hochzeit torpediert. Und in einem sehr intimen Moment trifft Philip auf die dem Meer entsteigende nackte Ida und hat einen unverstellten Blick auf den vom Krebs gezeichneten Körper. Vielleicht ist das der Moment, wo bei dem unnahbaren Kaufmann erstmals wieder echte Gefühle sich melden.
All das macht aus „Love Is All You Need“ noch keinen Film, der an die Stärke mancher früherer Bier-Arbeiten heranreicht. Ein sommerlicher Appetithappen im nahenden Winter bleibt er allemal.