Berlin. . Aller guten Dinge sind drei: Nach „Casino Royal“ und „Ein Quantum Trost“ gibt Daniel Craig nun mit „Skyfall“ zum dritten Mal den legendären Geheimagenten James Bond. Im Interview erzählt er, warum Bond sowohl cool als auch verletzlich sein muiss - und von seiner Begegnung mit der britischen Queen,.
Aller guten Dinge sind drei: Nach „Casino Royal“ und „Ein Quantum Trost“ gibt Daniel Craig nun mit „Skyfall“ zum dritten Mal den legendären Geheimagenten James Bond, der in diesem Jahr 50. Dienstjubiläum feiert. Zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London trat der Brite gar mit der leibhaftigen Queen auf.
In seinem jüngsten Abenteuer muss sich 007 fast erschießen lassen, gegen seine Dämonen ankämpfen, den havarierten Geheimdienst des Königreichs retten und bekommt mit Javier Bardem einen psychopathischen Gegenspieler. Die Kritiken in seiner Heimat sind so glänzend wie die ersten Einspielergebnisse. Mit dem 44-jährigen Sohn eines Stahlarbeiters und einer Kunstlehrerin unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.
Für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele gab es einen kleinen Film, in dem Sie die Queen im Palast abholen – wie waren diese Dreharbeiten?
Daniel Craig: Wir haben diese Sequenz ohne Proben nur ein einziges Mal gedreht. Die Queen war sehr freundlich und komisch und sie hatte große Lust, diesen Film zu drehen. Das einzig Schwierige daran war eigentlich nur diesen Dreh geheim zu halten bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele.
Wie entspannt haben Sie sich dabei gefühlt?
Craig: Ich habe mich so entspannt gefühlt, wie man sich in diesem Palast eben fühlen kann. Ich habe ja keinen Vergleich, insofern habe ich mich recht wohl gefühlt mit der Queen – was jedoch nicht bedeutet, dass ich nun in den Buckingham Palast einziehen wollte. (lacht)
Der Glücksfall Sam Mendes
Ist aus 007 in diesem dritten Streich nun der Typ geworden, den Sie als Ziel hatten?
Craig: Das kann man durchaus so sagen. Mit „Casino Royal“ bekam ich die Chance, diese Figur völlig neu anzulegen und bei Null anzufangen. Ich hätte Bond nie gespielt, wenn ich meine Vorgänger nur hätte nachmachen müssen. Das wäre für mich völlige Zeitverschwendung gewesen und zudem habe ich überhaupt kein Talent dafür, Leute nachzumachen.
Bei „Ein Quantum Trost“ war dieses Ziel jedoch noch nicht ganz zu erkennen.
Craig: „Quantum“ war ein schwieriges Projekt. Wir hatten ja kein fertiges Drehbuch, dennoch ist es uns gelungen, einen erfolgreichen Film zu liefern. Tatsächlich ist das Ziel jetzt erst mit „Skyfall“ erreicht: Das ist ein klassischer Bond geworden, ganz so, wie ich ihn mir wünsche. Als Glücksfall hat sich dabei auch Sam Mendes als Regisseur erwiesen.
Wenn Ian Fleming, der geistige Vater von 007, durch diese Tür käme, was würden Sie ihn fragen?
Craig: Wo ist die Bar? Was möchtest du trinken? Und dann würde man schon sehen, wie sich die Sache entwickelt.
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Wie viele Bond-Abenteuer werden Sie noch übernehmen?
Craig: In meinem Vertrag steht, dass ich noch zweimal den Bond spiele. Aber ich wäre schon glücklich, wenn es auch nur einen geben würde. Ich wollte schon immer Schauspieler werden, dann fiel mir Bond in den Schoß – und das war das Beste, was mir passieren konnte.
"James Bond muss cool sein, aber auch verletzlich"
Welche Qualitäten braucht ein Bond mehr: Coolness oder Verletzlichkeit?
Craig: Bond braucht beides, er muss cool und verletzlich sein. Meine Absicht mit dieser Figur besteht darin, ihn so menschlich wie nur möglich ausfallen zu lassen – wobei ich natürlich nie vergesse, dass es sich um James Bond handelt, was man bereits an seiner Körpersprache erkennt. Aber schon Fleming hat damals geschrieben, dass Bond ständig mit sich im Zweifel ist und Konflikte austragen muss. Er hat Skrupel, weil er Menschen tötet. Er ist unsicher, ob er an sein Land glauben soll.
Sind Sie froh, dass nach einer Durststrecke der Humor wieder bei 007 eingekehrt ist?
Craig: Den Humor finde ich ganz großartig, ich hätte schon beim vorigen Bond gerne mehr davon gehabt. Grundlage für gute Komik sind gute Autoren – und die hatten wir diesmal. Erst mit talentierten Gag-Schreibern hat man als Schauspieler die Chance, zu improvisieren und Szenen witziger zu gestalten. Tatsächlich gibt es in diesem Bond etliche Szenen, die wirklich improvisiert sind.
Sex als Demonstration von Macht
Der Frauenschwarm Bond hat diesmal sogar eine überraschend erotische Szene mit einem Mann – wie kam es dazu?
Craig: Wie könnte das auch nicht erotisch sein? (lacht) Aber es geht in dieser Szene weniger um Sex als um eine pure Demonstration von Macht. Von daher laufen diese Theorien in Richtung schwulem Bond ins Leere. Javier Bardem geht es als meinem Gegenspieler nur darum, Bond seine Macht vorzuführen – es ist wie ein Pokerspiel.
Sie haben wieder reichlich Muskeln aufgebaut – haben Sie ein paar Tipps dazu?
Craig: Für diese Muskeln gibt es nur zwei Gründe: Zum einen sieht es einfach besser aus, wenn ich mein Hemd ausziehen muss. Und zum anderen ist Bond ständig am Rennen, was sich nur mit guter Kondition bewerkstelligen lässt. Der Preis dafür ist, täglich ins Fitness-Studio zu gehen – und das hasse ich wirklich. Ich glaube jeder hasst Fitness-Studios, selbst Sportler hassen sie.
Wie gefällt Ihnen Ihr neues altes Auto, der Aston Martin DB5 mit Schleudersitz ?
Craig: Ich liebe diese Marke. Dieser Film bot eine perfekte Chance, diesen DB5 wieder neu vorzustellen, denn es geht diesmal darum, dass Bond zu seinen Wurzeln zurückkehrt und sich seinen alten Dämonen stellt, also fühlte sich der Wagen absolut richtig an. Wir haben den DB5 auch prima eingesetzt, wie ich finde.
Wie gefallen Ihnen die Bond-Girls bei diesem Abenteuer?
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Craig: Mit Naomie Harris und Bérénice Marlohe haben wir zwei außergewöhnlich schöne Frauen gefunden, die großartige Schauspielerinnen und intelligent sind und die sich bei der Arbeit nicht schonen. Für mich war es eine einzige Freude. Das absolute Bond-Girl ist natürlich Judy Dench als meine Chefin M.
Haben Sie eine Mitsprache bei der Auswahl der Girls?
Craig: Natürlich darf ich bei den Bond-Girls mitreden. Wenn ich jemand überhaupt nicht mag, wäre das sicher kein gutes Bond-Girl. Aber diese beiden gehörten zu den ersten, die wir gesehen haben – und ich war begeistert.