Düsseldorf. Sie sagt häufig „Hömma“, was nicht seltsam ist, denn Brigitte Lorenz kommt aus Witten. Am Donnerstag will sie in der ProSieben-Sat.1.-Castingshow „The Voice of Germany“ gehört werden - und wieder eine Runde weiter kommen. In ihrem Battle trifft sie auf Marion Bialecki.
Telefon am Ohr, Koffer in der Hand, steht sie zwischen ihrer Tochter und ihrer Mutter in der Abfertigungshalle am Düsseldorfer Flughafen. „Augenblick noch“, sagt Brigitte Lorenz, „muss noch da eben was regeln.“ Probleme mit dem Ticket ihrer Mama für den Kurztripp nach Zypern gibt es. Steht ein falscher Name drauf. „Passen Sie jetzt mal auf“, sagt Lorenz. „Geht um Folgendes.“ So kennt man sie. Nicht lang fackeln, die Sache anpacken. So war sie auch im Fernsehen, bei „The Voice Of Germany“. Am Donnerstag geht es in die zweite Runde (ProSieben, 20.15 Uhr), geht es in die „Battles“.
„Misery“ von Pink hat Brigitte in den Castings gesungen, die in dieser Show „Blind Auditions“ heißen. Und kaum ein Auftritt der ersten Runde ist so in Erinnerung geblieben wie ihrer. Und das hat nicht unbedingt was mit ihrem Gesang zu tun. „Mächtig verkackt“ hat die Wittenerin ihren Auftritt direkt nach dem Vorsingen beschrieben und sich erleichtert gezeigt, dass Nena sie trotzdem in ihrem Team haben wollte. Womit sie beginnt, die knapp fünfminütige Lorenz-Show an diesem Abend.
Fünf Jahre war Brigitte Lorenz arbeitslos
Mit ganz viel „Hömma“, ein bisschen „Samma“ und der Frage an die anderen Juroren: „Warum habt ihr euch nicht zu mir umgedreht?“ Nena lacht so laut, dass sie beinahe in Schnappatmung verfällt, Xavier Naidoo und The Boss Hoss bleibt vor Staunen der Mund offen. Nur Rea Garvey, Ire von Geburt und der deutschen Sprache nicht immer völlig mächtig, blickt ratlos angesichts des Revier-Dialektes. „Ich habe bis jetzt nichts verstanden.“
„Da macht wieder eine auf Ruhrpottschnauze“, haben sie Lorenz (42) im Internet anschließend vorgeworfen. Doch die winkt ab: „Quatsch, ich bin einfach so.“ Obwohl sie ja in Heidelberg geboren wurde. „Aber schon als junges Mädchen bin ich ins Revier gezogen.“ Erst nach Recklinghausen, dann nach Witten. Mit sechs Geschwistern und finanziell nicht auf Rosen gebettet. Letzteres hat sich bis heute nicht grundlegend geändert. Doch Brigitte klagt nicht. „Immer optimistisch sein“, sagt sie. „Läuft doch alles im Augenblick.“
Vor kurzem erst hat sie nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit einen Job als Bettenfrau im örtlichen Krankenhaus bekommen. Und dann auch noch „The Voice of Germany“. „Einfach geil“ war das. Der Auftritt und die Zeit danach, in der sie so viele Menschen angesprochen haben. „An manchen Tagen habe ich mehr gequatscht als gearbeitet.“ Das liegt auch daran, dass Brigitte bekannt ist in der Musikszene ihrer Stadt. Weil sie schon seit Jahren Sängerin der Cover-Band „Best Before“ ist. Tina Turner singt sie nach oder Amy Winehouse: „was so anfällt.“
Brigitte Lorenz hat schon als Kind gesungen
The Voice of GermanyEinmal erst ist die Band aufgetreten seit Brigittes „Voice“-Teilnahme. Da war die Kneipe so voll, dass viele gar nicht mehr reinkamen. Deshalb weiß der Rest der Gruppe auch nicht so recht, ob er lachen oder weinen soll. „Je weiter ich bei der Show komme, desto öfter falle ich für die Band aus“, weiß Lorenz. Allen voran Ehemann Michael, Tochter Jana und die Mama, die ebenfalls Brigitte heißt und sich vielleicht am wenigsten wundert über den musikalischen Erfolg ihres Nachwuchses. „Sie hat ja schon als kleines Kind bei jeder Gelegenheit gesungen.“ Das soll sich auch nicht ändern. „Egal wie weit ich komme, ich mache Musik, bis ich in der Kiste liege.“
Das Handy klingelt. „Wahrscheinlich das Reisebüro“, sagt Brigitte. „Da muss ich dran gehen.“ Keine Minute später kommt sie zurück. Mit guten Nachrichten. „Alles klar mit dem Ticket“, kann sie ihre Mutter beruhigen. „Jetzt können wir fliegen.“ Dann schnappt sich die "The Voice of Germany"-Kandidatin die Koffer. „Geht doch“, sagt sie zum Abschied. „Man muss sich nur bemühen.“