Mülheim. . Beim Dreh des neuen 00-Schneider-Films “Im Wendekreis der Eidechse“ in Mülheim zeigten selbst Passanten Interesse am Kameramann Helge Schneider. Der Humor-Anarchist, Entertainer und Musiker aus Mülheim führt Regie und spielt natürlich den Titelhelden.
Wer braucht schon einen 007, wenn er Kommissar 00 Schneider hat? In seinem neuen Kinofilm „Im Wendekreis der Eidechse“ gibt der berühmte Kriminalist mal wieder alles. Schließlich gilt sein Gegenspieler, der Intelligenzverbrecher Jean-Claude Pillemann, wegen seiner ätzenden Spucke als gemeingefährlich. Spätestens jetzt wird klar, dass es sich um ein neues Werk von Helge Schneider handelt. Der Humor-Anarchist, Entertainer und Musiker aus Mülheim führt Regie und spielt natürlich den Titelhelden.
Helge Schneider ist Kult, mit seinem höheren Blödsinn begeistert er all jene, die Sinn für weitgehend sinnfreie Monologe und improvisierte Comedy haben. Doch beim Dreh in einer angegrauten Straße unweit des Mülheimer Hauptbahnhofs steht der 57-Jährige nur hinter der Kamera.
Er ist zum Leidwesen der versammelten Journalisten dabei gar nicht schräg, sondern hoch konzentriert. Nur drei Szenen kommen in den Kasten. Erst fährt eine dubiose Figur per handgetriebenem Dreirad in Schlangenlinien über die Auerstraße.
Wie ein Elefantenmensch
Auf dem Kopf eine Sackmaske, wie einst der Elefantenmensch. Knapp eine Stunde danach stöckelt Peter Thoms, Schlagzeuger in Schneiders Band und seit Jahrzehnten dessen bewährter Schauspiel-Kumpel, über den Asphalt. Er spielt die Elli Hartmann, ein schrulliges, spätes Mädchen.
Nach ein paar Trippelschritten hält Elli an, dreht sich um und faucht „Arschloch“ in die Kamera. Später hat auch noch Helges Hund „Zorro“ seinen Auftritt. Nach drei Stunden auf der kalten Straße sind geschätzte 60 Filmsekunden im Kasten.
Die Handlung: 00 Schneider, dem die Doppelnull eher peinlich ist („erinnert so an Klo“), kriegt Besuch von Tante Tyree aus USA (Tyree Glenn jr., ebenfalls ein exzellenter Musiker) und schreibt an seinen Memoiren.
Gerade hat er einen berüchtigten Sittenstrolch (Rudi Olbrich) gefasst, der wegen „Popopacken“ lebenslang in den Knast muss, da treibt ein Serientäter sein Unwesen im beschaulichen Ort. Ein Tabakladen wird überfallen, ein Huhn verschwindet spurlos vom Bauernhof. Und dann werden noch Rentnern die letzten Kippen geraubt. Da Pillemann (Rocko Schamoni), wegen seiner reptilienhaften Bewegung „die Eidechse genannt“, berüchtigter Kettenraucher ist, kommt 00 Schneider auf die richtige Spur.
Mord und Zahnschmerzen
Mordanschläge und Zahnschmerzen können ihm bei der Jagd auf die Eidechse nichts anhaben. Seine Erfahrung kommt ihm dabei zugute. Denn: Er wurde nicht als Kommissar geboren, er musste den Beruf erst erlernen.
Dass Helge Schneider ein Heimspiel hat, spürt man schnell. Auch nichts ahnende Passanten kennen ihn. „Na Helge, wieder den ganzen Stadtteil lahm legen?“, fragt jemand. „Muss sein.“
Später, im Hotel Handelshof, wird die Pressekonferenz zur Helge Schneider-Show. Der Nonsens lebt. „Warum drehen sie ausgerechnet in Mülheim?“ lautet eine der wenigen ernsthaften Fragen. „Wir haben bewusst auf Frankfurt, Köln und Berlin verzichtet. Mülheim ist eine provinzielle Stadt, eine ,Mittelkleinstadt’, hat aber bald einen Hafen.“ Und weiter: „Die hoffen hier, dass Weltenbummler und Weltumsegler in Ruhrbania vor Anker gehen und bei der Sparkasse Geld ziehen.“
Gewalt ist in diesem Fall Mittel zum Zweck
Welche Rolle das Thema Gewalt in dem Film spiele, will jemand wissen. „Gewalt ist in dem Fall Mittel zum Zweck – um die Leute zum Lachen zu bringen.“ Und wann läuft der Film an. „Nach den Sommerferien kannze im Kino gehen.“ Wo hat der Kommissar eigentlich sein Handwerk gelernt? „Bei Eddy Constantine – aber nur vom Plakat her.“ Der einzige wahre 007 sei Sean Connery für ihn gewesen, sagt Kommissar Schneider, der das „Department Sitte und Anstand und darüber hinaus Zigarettendiebstahl“ leitet. Als er „Der Name der Rose“ sah, habe er gedacht „eine Fehlbesetzung. Doch nicht mit James Bond“.
Zum guten Schluss wird es noch filmtheoretisch. „Wie würden sie den Film verorten? Als Film noir?“ „Nach diesem Begriff habe ich gesucht“, sagt der Meister. „Film noir, aber farbig.“