Berlin. . Nach dem Tod eines Frühgeborenen in der Berliner Charité konnte das verstorbene Baby bislang nicht obduziert werden. Am Mittwoch gab es Verwirrung um den Verbleib der Leiche. Die Staatsanwaltschaft sagte, sie sei “verschwunden“. Die Klinik teilte mit, der tote Säugling sei beigesetzt worden.

An der Berliner Charité kommt die Suche nach der Ursache für die tödliche Infektion eines Frühgeborenen nur schleppend voran. Vor allem, weil eine Obduktion des gestorbenen Säuglings bisher nicht möglich war. Die sterblichen Überreste des Kindes sind nämlich nicht auffindbar. „Die Leiche ist verschwunden“, bestätigt ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft. Weitere Angaben wollte er nicht machen.

Das mit einem Herzfehler geborene Kind war am Deutschen Herzzentrum an den Folgen sogenannter Serratia-Keime gestorben, die es sich vermutlich auf einer Frühgeborenen-Station der Uniklinik Charité zugezogen hatte. Der Bettnachbar des verstorbenen Säuglings musste ebenfalls wegen einer Serratien-Infektion behandelt werden. Ihm soll es aber wieder gut gehen. Insgesamt wurden in der Charité sieben Frühchen mit dem Darmkeim infiziert.

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Woher der Keim gekommen ist, ist noch immer unklar. Es könne sein, dass es „die ein oder andere verpasste Handdesinfektion“ beim Pflegepersonal gegeben habe, räumte Petra Gastmeier, Leiterin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Charité ein. Sie lobte aber gleichzeitig die vergleichsweise hohe Desinfektionsquote auf den Frühchen-Stationen der Charité. Kontrollen hätten ergeben, dass sich die Mitarbeiter in durchschnittlich 93 Prozent der notwendigen Fälle die Hände desinfizierten.

Sowohl in der Charité selbst als auch im Deutschen Herzzentrum werde intensiv nach der Quelle der Verunreinigungen gesucht, bestätigt Karl Schenkel, Leiter der Hygiene- und Umweltmedizin im Gesundheitsamt Berlin-Mitte. Was bedeutet: Von allen Gegenständen des täglichen Bedarfs werden sogenannte „Abklatschproben“ für mikrobiologische Untersuchungen genommen.

Nach Angaben der Klinik wird aber auch dem Hinweis von Eltern nachgegangen, dass möglicherweise ein Babybad aus einer Drogerie als Keimquelle infrage komme. Im Sommer hatte es eine Rückrufaktion von zwei Unternehmen gegeben. Deren Bäder werden zwar in der Charité nicht genutzt, Mütter könnten es aber für sich gekauft und verwendet haben.

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Wahrscheinlich wurde das Baby bereits beigesetzt

Mittlerweile wurde auch bekannt, dass sich bereits im Juli zwei Frühchen an der Charité mit den Darmkeimen angesteckt haben, ergänzte Gastmeier. Unklar ist laut Gastmeier, ob der Ausbruch im Oktober auf die Fälle im Juli zurückgeht oder neue Ursachen hat.

Offiziell äußerte sich am Mittwoch die Charité zur verschwundenen Babyleiche. „Nach unserem vorläufigen Kenntnisstand wurde das Kind beigesetzt“, heißt es in einer Mitteilung.

Unwahrscheinlich ist das nicht. Da das Kind muslimischer Eltern am 5. Oktober starb, die Charité aber erst am 8. Oktober feststellte, dass sein Tod mit einem Serratia-Keim zusammenhing, gab es in den Tagen dazwischen keinen Grund, die Staatsanwaltschaft einzuschalten oder die Leiche für eine Obduktion zu sichern.