Berlin. Der Tod eines Frühchens in der Berliner Charité beschäftigt nun auch die Staatsanwaltschaft. Sie ermittelt vorerst gegen unbekannt und will herausfinden, wie der Darmkeim, mit dem das Baby infiziert wurde, in die Klinik gelangen konnte. Ein weiteres infiziertes Frühchen ist inzwischen außer Lebensgefahr.

Nach dem Tod eines herzkranken Babys auf einer Frühchenstation in der Berliner Charité hat die Staatsanwaltschaft am Montag Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen. Sie wolle klären, wie der Darmkeim, mit dem sich das Neugeborene in der Klinik infizierte, in das Krankenhaus kommen konnte, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Martin Steltner. Ein weiteres infiziertes Frühchen, das am Wochenende mit dem Tod rang, war am Montag außer Lebensgefahr, teilte Gesundheitssenator Mario Czaja mit.

Neue Erkenntnisse, wie es zu der Infektion kommen konnte, gibt es nach Angaben des Berliner Gesundheitssenators noch nicht. Derzeit werde jeder "Stein" auf den betreffenden beiden Stationen gewendet, sämtliche Vorgänge überprüft und mit den Mitarbeitern gesprochen. Nach Angaben Czajas wird unter anderem ein Babybadeschaum dahingehend untersucht, ob es Übereinstimmungen mit Proben von den betroffenen Stationen der Charité gebe. Das Robert-Koch-Institut (RKI) unterstützt die Klinik bei der Suche nach der Infektionsquelle.

Serratien-Bakterien gelten nur bei Vorerkrankungen als gefährlich

Die Bakterien-Art Serratien war bereits im Juli bei einem Frühchen in der Charité nachgewiesen worden. Das Kind sei behandelt worden und inzwischen gesund, hieß es. Eine Häufung von Serratien war dann am 8. Oktober am Campus Virchow der Charité festgestellt worden. Bei sieben Frühchen wurde eine Infektion mit diesen Darmkeimen diagnostiziert. Ihr Zustand wurde als stabil bezeichnet. Bei weiteren 15 früh geborenen Babys wurde der Keim nachgewiesen, ohne dass es zu einer Erkrankung kam.

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Serratien gehören nach Angaben der Klinikums bei vielen Menschen zur Darmflora und sind mit Antibiotika gut behandelbar. Bei Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr und bei extrem unreifen Frühgeborenen oder schwerstkranken Neugeborenen könnten sie allerdings Infektionen verursachen.

Das Baby, das an der Keiminfektion starb, war auf der Frühchen-Station der Charité versorgt und von dort zu einer Operation ins Deutsche Herzzentrum verlegt worden. Nach dem erfolgreichen Eingriff starb es an Blutvergiftung, wie die Charité am Samstag bekannt gab. (dapd)