Stockholm. . In Schweden ist eingefärbtes Schweinefleisch als teureres Ochsenfleisch-Filet auf den Tisch gekommen. Supermärkte und Restaurants sind betroffen. Einem achtsamen Koch fiel die etwas zu zähe Konsistenz des vermeintlichen Ochsenfilets aus Argentinien auf. Schweden hat einen Warnhinweis an die EU verschickt.
Auffällig viele Fleischskandale haben ausgerechnet das saubere Schweden in den vergangen Jahren erschüttert. Da wurden beispielsweise über 500 Tonnen von 30 Jahre altem Hackfleisch-Mix in Konserven – aus aufgelösten Notbeständen des Kalten Kriegs – mit neuen Haltbarkeitsdaten ausgezeichnet. Die Ware kam in die Supermärkte. Nun gibt es einen nicht minder geschmacklosen Fall: Es geht um falsche Ochsen. Über Großhändler gelang, angeblich aus Argentinien und Ungarn, tonnenweise dunkelgefärbtes Schweinefleisch als Ochsenfleisch-Filet auf schwedische Mittagstische.
Achtsamer Koch entdeckt den Skandal
Das durchaus zarte, filethafte Schweinefleisch wurde so gefärbt, zurechtgeschnitten, verpackt und deklariert, dass es den ahnungslosen Schweden als deutlich teureres Ochsenfilet verkauft werden konnte. Eine bislang unbekannte Anzahl von Restaurants und Mittagstischen im gesamten Land hat seinen Gästen also Schweinefleisch statt der auf der Speisekarte angegebenen Ochsenfilets serviert. Ähnliches gilt für Supermärkte.
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Vielleicht wäre das Ganze gar nicht herausgekommen. Doch einem achtsamen Koch fiel die etwas zu zähe Konsistenz des vermeintlichen Ochsenfilets aus Argentinien auf. Der Gastronom fragte sich zunächst nur, ob er Fleisch vom falschen Teil des Ochsen geliefert bekommen habe. Denn die richtige Farbe hatte das Fleisch ja. Der Mann reklamierte es beim Großhändler. Dessen bankrott gegangener Unterhändler verwies direkt an einen weiteren Unterlieferanten. Dieser nahm das Fleisch zurück und schickte neues Filetfleisch vom Ochsen. Diesmal aus Ungarn. Der Restaurantbesitzer war auch damit nicht zufrieden.
Das daraufhin eingeschaltete Lebensmittelamt kommt in einer Analyse zu dem Schluss, dass es sich sowohl beim „Argentinischen Ochsenfilet“ als auch beim „Ungarischen Ochsenfilet“ um mit eingespritztem Farbstoff dunkelgefärbte Schweinfleischfilets handelt.
Schwedens Lebensmittelamt hat nun vorschriftsmäßig einen Warnhinweis an die EU-Lebensmittelkontrollbehörde verschickt, um europaweit vor den Fleischbetrügern zu warnen. Denn der Umfang dieser Betrügerei sei von Schweden aus nur sehr schwer einzuschätzen.
Gefahr durch zu kurzes Anbraten
Das Lebensmittelamt untersucht nun den Farbstoff. Der ist nicht in den Zutaten aufgelistet. Neben möglichen gesundheitlichen Schäden durch die Dunkelfärbung warnte das Lebensmittelamt auch davor, dass Verbraucher den falschen Ochsen eventuell zu kurz anbraten. Schweinefleisch enthält (im Gegensatz zu Ochsenfleisch) Bakterien und Würmchen, die, wenn überhaupt, erst nach längerem Durchbraten abgetötet werden. Ein praktischer Grund, warum einige Weltreligionen den Verzehr dieser Fleischsorte einst verboten haben, glauben Ernährungswissenschaftler heute. Dementsprechend wurden zwischenzeitlich auch muslimische und jüdische Gemeinden in Schweden über den möglicherweise noch immer im Umlauf befindlichen falschen Ochsen informiert.
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Doch wer von den schwedischen Groß-, Unter- oder Unterunterlieferanten nun den Verbraucher täuschen wollte, bleibt unklar. Alle beschuldigen sich gegenseitig. Seit jüngstem auch die Fleischimporteure. Gegen sie streben die Händler jetzt einen Prozess an.
Der Kommentator der schwedischen Zeitung „Svenska Dagbaldet“, Henrik Ennart, meint, dass die Frage, wer schuldig sei, eh keine Rolle spiele. Denn die Strafen für Nahrungsmittelbetrüger seien in Schweden lächerlich gering. So gering, dass sich ähnlich geschmacklose Betrügereien bei Chancen-Risiko-Analysen immer wieder lohnen würden. Ennart fordert daher härtere Strafen. Auch beim Hackfleischskandal seien die Verantwortlichen kaum bestraft worden, kritisiert er.