Duisburg. .

Das sind wahrlich faule Eier zu Ostern: Ausgerechnet auf einem Biohof und in einem Kinder- und Lernbauernhof findet sich giftiges Dioxin in Eiern.

Den Betroffenen hilft dabei herzlich wenig, dass beide Fälle keine Lebensmittel-Skandale aus industrieller Massenfertigung sind. Das mag der Grund sein, dass die Stadt zunächst den Ball flach hielt, die Eier aus dem Verkehr nahm und still nach den Ursachen forschen wollte. Vielleicht wollte man auch keine neuerlichen Negativ-Schlagzeilen.

Aber Grenzwerte sind Grenzwerte, Pflichten sind Pflichten. Es ist eine schallende Ohrfeige für Duisburg, dass das Landesministerium die Stadt zum Handeln zwang. Ob die Rüge aus Düsseldorf mit dem Dioxin-Fall in Minden und politischer Oppositions-Schelte am bündnisgrünen Ministerium in Verbindung steht, mag dahingestellt sein – es ist Wahlkampf im Land. Dennoch zeigt sich für Duisburg mal wieder: Wer zu spät Transparenz zeigt, der wird bestraft.

Umweltbelastung in Duisburg ist immens

Im Stadtsüden ist derweil in zwei Kleingärten seit einer Woche wegen hoher Schwermetallbelastungen Feierabend mit dem Gemüseanbau, neueste Messung belegen aktuell zudem überdurchschnittliche Dioxinwerte in der Luft, und jetzt die Dioxin-Eier: Die Umweltbelastungen in der Industriestadt sind immens. Der Umgang damit ist immer eine Gratwanderung: In den Kleingärten in Angerhausen lächelt manch Laubenpieper über das Gemüseverbot der Umweltbehörde, dennoch hat die Stadt dort richtig gehandelt. Ruhig und sachlich, ohne Panikmache.

Etwas Ruhe ist auch an der Factory Outlet-Front eingekehrt. Der Markenwaren-Ausverkauf-Tempel ist nicht unumstritten. Es gibt grundsätzliche Gegner und Befürworter. Bemerkenswert ist die Einheit der Politik von Links bis CDU dafür: Für sie hoppelt Investor Sevenheck förmlich als Osterhase mit üppigem Euromillionenkorb auf dem Rücken durch den geschundenen Stadtnorden, der harte Kern der erklärten Gegner mit einer gewissen Schnittmenge aus verbitterten Mietern möchte dagegen am liebsten mit Eiern nach dem Investor, der Stadt und dem Zinkhütten-Platz-Vermieter Immeo werfen. Auch hier gilt: Späte Offenheit zerschlug Porzellan.

Nach dem Überraschungsei sucht über Ostern immer noch die CDU: Sie weiß: Nur mit einem über die eigene Parteiklientel hinaus wählbaren OB-Kandidaten hat sie überhaupt eine Chance gegen Sören Link von der SPD. Dabei ist klar: Der SPD-Kandidat ist angesichts der Vorgeschichte und seines eigenen Profils kein Selbstläufer für die SPD.

Andere Wege gehen

Das sieht offenbar auch Michael Willhardt so: In seiner Verzweiflung ob des Kandidaten-Angebotes hat der streitbare Vorsitzende der Hochfelder Zukunftsinitiative einen Brief an Bundespräsident Gauck geschrieben, gleich mit Kopien an Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Merkel, an SPD-Chef Gabriel und weitere Bundespolitiker und fragt nach, ob die Angeschriebenen „mit ihren Beziehungen“ nicht jemanden „von Gewicht“ wüssten, der Interesse an dem Spitzenjob im Duisburger Rathaus hätte, jemanden mit „Format und Erfahrung, damit diese Stadt nicht weiterhin in ihrer Agonie und Hilflosigkeit verbleibt“. Wer an den Erfolg seiner Bitte glaubt, glaubt auch an den Osterhasen. Willhardt, das ist klar, macht nur seinem Unmut Luft und wünscht sich frischen Wind.

Den will auch die frisch gebackene SPD-Landtagskandidatin Sarah Philipp im Stadtsüden entfachen. Sie will sich im Wahlkampf von Bürgern zum Mittagessen an deren heimischen Herd einladen. Nicht als hungrige Schnorrerin, sondern um sich wahlkämpferisch deren Nöte und Ideen anzuhören. Ein Wahlkampfgag der 29-Jährigen, sicher. Aber einer mit der Botschaft, andere Wege gehen zu wollen. Nur einen Wunsch hat Philipp: „Bitte keinen Spinat.“

Da schließt sich der Kreis: Spinat (nicht aus dem eigenen Garten! ) schmeckt eigentlich nur mit einem... ja, Ei. Schöne Ostern!