Köln. . Steffen Hallaschka hatte im Januar 2011 mit vielen Zweiflern zu kämpfen, als er „stern TV“ übernommen hatte. Die Fußstapfen von Günther Jauch waren groß. Doch Hallaschka hat seine eigene Duftmarke gesetzt. Und erst unter Günther Jauchs Nachfolger gibt es den Fernsehpreis für „stern TV“.
Es ist nicht so, dass es keine Zweifler gegeben hätte, als Steffen Hallaschka im Januar 2011 „stern TV“ übernahm. „Kann der das“, haben sie gefragt. Ausgerechnet diese Sendung, die nach 20 Jahren wie kaum eine zweite mit ihrem Moderator gleichgesetzt wird. „Der Schatten von Jauch war groß“, hat Hallaschka gemerkt. Spätestens seit Dienstag vergangener Woche ist er verschwunden. Denn da gab es den Deutschen Fernsehpreis für das RTL-Magazin in der Kategorie „Beste Information“. Heute läuft Sendung eins nach der Preisverleihung.
Um Armut in Deutschland wird es darin gehen, aber auch um bunte Geschichten. „Wundertüte“ hat Günther Jauch die bunte Mischung oft genannt und Hallaschka findet, dass das stimmt. „Das ist die ganz große Stärke von ,stern TV’.“ Nur so, erklärt er, könne man Themen aufgreifen, die für sich alleine keine Quote bringen würden, aber wichtig sind.
„Hauptsache der Gast ist spannend“
Schwere Kost und leichte Ware, dieser Mix gefällt dem gebürtigen Kasseler. „Das ist für einen journalistischen Moderator mit Sinn für gute Unterhaltung ein riesiges Geschenk.“ Als damals bekannt wurde, dass Jauch aussteigt, um den Sonntagabend-Talk in der ARD zu übernehmen, ist er deshalb sofort hellhörig geworden. „Da habe ich überlegt, wie kann ich meinen Finger heben.“ War dann aber gar nicht nötig. Angerufen haben sie den 1,98-Meter Mann und ihn zum Casting gebeten.
Obwohl er damals ja nicht zu den ganz großen Namen zählte. Hauptsächlich moderierte er beim NDR am Montagabend die Sendung „Markt“, ein Verbrauchermagazin, das bei manchen Themen gar nicht so weit weg ist von „stern TV“. Bereut, sagt Hallaschka, habe er seine Zusage „keine Sekunde“. Obwohl es anfangs schon schwierig war. „,Stern TV’ ohne Jauch, das war für viele Leute ja so, als hätte man ihnen die Wohnzimmerschrankwand rausgerissen.“ Eine große Veränderung.
Ruhige, sachliche Moderation
Viele Reaktionen hat es gegeben, aber eigentlich nur zwei Meinungen. „Die einen sagten, der macht das ja ganz anders als der Jauch. Die anderen fanden, der macht das ja genau so wie der Jauch.“ Letztere liegen gar nicht so falsch. Wie Jauch moderiert auch Hallaschka meist ruhig und sachlich. Er kann witzig sein und ironisch, wirkt aber nie herablassend oder oberlehrerhaft. Und wenn Hallaschka fragt, dann hat der Zuschauer den Eindruck, dass er sich wirklich für seine Gesprächspartner interessiert – egal ob er mit Prominenten oder Unbekannten spricht. Ihm selbst ist das ohnehin egal. „Hauptsache das Thema ist gut und der Gast ist spannend.“
Wer mit anderen über Hallaschka spricht, der hört meist schnell das Wort „nett“. Ein Attribut, das viele Talker nicht mögen, mit dem der 40-Jährige aber keine Probleme hat: „Wenn es angebracht ist, kann ich auch so fragen, dass es für meinen Gesprächspartner ungemütlich wird.“ Ansonsten aber hält er die Umschreibung „nett“ für ein „großes Kompliment“. „Nett ist doch jemand, der es versteht, mit Menschen umzugehen.“
Ende eines langen Traumas
Das sehen die Zuschauer offenbar ähnlich. Die in der letzten Saison leicht bröckelnden Einschaltquoten von „stern TV“ haben sich in letzter Zeit wieder stabilisiert. Liegt natürlich nicht allein am Moderator, sondern am „fantastischen Team der Sendung“, wie Hallaschka immer wieder betont. Deshalb hat er den Deutschen Fernsehpreis auch nur stellvertretend für dieses Team in Empfang genommen.
Für ihn selbst hat die goldene Glastrophäe allerdings eine ganz besondere Bedeutung. „Damit“, hat Hallaschka in Köln gescherzt, „geht für mich ein achtjähriges Trauma zu Ende.“ 2004 war er für die Moderation der WDR-Sendung „Kanzlerbungalow“ schon einmal für den Grimme-Preis nominiert. Gewonnen hat ihn damals ein anderer. Bernd das Brot.