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Locker und lässig wollte er daherkommen, doch er wirkte eher nervös und unsicher: Bei seiner Premiere als „Stern TV“-Moderator trat Steffen Hallaschka am Mittwoch in die riesigen Fußstapfen von Günther Jauch. Immerhin, der Anfang ist gemacht.
Es war bestimmt kein einfacher Auftritt für Steffen Hallaschka. Mehr als 20 Jahre hatte Günther Jauch Zeit, „Stern TV“ seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Von hier aus unternahm er seinen medialen Siegeszug und wurde zu einem der beliebtesten und bekanntesten Gesichter der deutschen Fernsehlandschaft. Kein Wunder, dass der Druck auf dem bisher noch relativ unbekannten Moderator Steffen Hallaschka (39) ungeheuer groß gewesen sein muss, als er am Mittwoch zum ersten Mal bei „Stern TV“ auf RTL als Moderator vor der Kamera stand. Trotz anfänglicher Nervosität meisterte er die Mammutaufgabe dann aber doch noch ganz anständig.
Gleich zu Beginn versuchte Hallaschka, das Publikum mit einer Charme-Offensive für sich zu gewinnen. „Ich weiß, dieser Moment ist für viele ungewohnt. Fragen Sie mich mal“, scherzte er. In diesem Moment war ihm seine Nervosität jedoch überdeutlich anzusehen. Würde ihm das von Jauch geprägte Publikum überhaupt eine Chance geben? Diese Frage stand dem Moderator regelrecht auf die Stirn geschrieben. Schließlich hat Hallaschka bisher hauptsächlich Erfahrung in der Präsentation von Verbrauchermagazinen wie „Markt“ oder „Ratgeber Technik“.
Optisch beinahe ein Jauch-Double
Das „Stern TV“-Team hatte sich jedenfalls die größte Mühe gegeben, den Zuschauern zumindest den optischen Übergang in die post-Jauch-Ära möglichst einfach zu gestalten. Steffen Hallaschka hätte in seinem grauen Anzug, dem hellblauen Hemd und der gegelten Kurzhaarfrisur beinahe als Jauch-Double durchgehen können. Dabei wollte er wohl eigentlich eine gewisse Lässigkeit ausstrahlen, denn im Gegensatz zu seinem Vorgänger verzichtete Hallaschka auf eine Krawatte – was von einigen Zuschauern auch sofort angemerkt wurde. Per E-Mail lobten sie ihn dafür; Hallaschka habe „den alten Jauch-Fettnapf“ erfolgreich umschifft.
Zu Beginn der Show wirkte der neue Moderator aber weder lässig noch locker, sondern nervös und regelrecht unsicher. Er hockte verspannt in seinem Stuhl und schien seine Gefühlslage mit besonders ausgreifenden Gesten überspielen zu wollen. Im Gespräch mit Fußballer René Schnitzler, der erstaunlich offen und ungehemmt über seine Spielsucht und seine Rolle im Wettskandal berichtete, hetzte Hallaschka zügig von einer Frage zur nächsten. Das Publikum hatte kaum Zeit um das Gesagte zu verdauen. Und der fünfjährige Malik Köhnlein, der von einem Hund schwer verletzt wurde, schien den Moderator durch seine vorwitzigen Zwischenrufe regelrecht aus dem Konzept zu bringen.
Spitzbübischer Charme
Beim Thema Zweibettzimmer im Krankenhaus hatte sich Hallaschka dann jedoch gefangen. Das lag sicherlich auch an den Gästen, die den Moderator mit ihrer hitzigen Auseinandersetzung aus der Reserve lockten. Dabei tat sich besonders Rudolf Kösters von der Deutschen Krankenhausgesellschaft hervor, der sich leidenschaftlich über die Ansprüche an Krankenhäuser und deren finanzielle Mittel ausließ. Mit „Bevor Sie bis zum Nachtjournal reden“ unterbrach Steffen Hallaschka Kösters mitten in einer Tirade und ließ dabei zum ersten Mal seinen spitzbübischen Charme aufblitzen – eine Eigenschaft, mit der er sicherlich so manches Zuschauerherz gewinnen wird.
Nach 105 Minuten Sendezeit blieb der Zuschauer mit der Erkenntnis zurück, dass „Stern TV“ auch ohne Günther Jauch funktioniert. Auch wenn es sicherlich eine gewisse Zeit dauern wird, bis Steffen Hallaschka die von Jauch hinterlassene Lücke voll wird ausfüllen können, der Anfang ist gemacht.