Essen. . Apple und Samsung kämpfen um den Milliardenmarkt der Smartphones. Das erste Urteil ist gefallen: Samsung muss eine Milliarde Dollar an Apple zahlen. Kurzfristig sind keine Preissteigerungen zu erwarten, aber die Konkurrenz ist gewarnt. Ein Blick auf die wichtigsten Fragen.
Langsam verliert man den Überblick in diesem Kampf der Giganten. In den USA wurde Samsung unlängst dazu verurteilt, 1,05 Milliarden US-Dollar an Apple zu zahlen, weil der Konzern bei Design und Funktionen iPhone und iPad kopiert habe. Deutsche Richter können dagegen bisher keine Patentverletzungen erkennen. Ein Überblick.
Worum geht es genau?
Offiziell um Patentrechts- und Geschmacksmusterverletzungen, die für Laien lächerlich klingen. So wird unter anderem um die kästchenartige Anordnung der Symbole auf dem Telefon-Display oder das zoomen durch Fingerspreizen gestritten. Im Grunde aber geht es darum, welches Betriebssystem sich auf dem Smart-Phone-Markt durchsetzt. Apples iOS oder Android. Derzeit spricht vieles für Android.
Wer streitet sich da überhaupt?
Zwei Giganten. Wobei nicht so richtig klar ist, wer der größere ist. Zwar ist Apple – auch durch den Run auf das neue iPhone 5 – mit über 600 Milliarden Dollar seit kurzem der wertvollste börsennotierte Konzern aller Zeiten. Dafür verkaufte Samsung im letzten Quartal mit 52 Millionen Handys und Smartphones gut doppelt so viel, wie der große Rivale. Allerdings haben die Koreaner auch wesentlich mehr Geräte in unterschiedlichen Preiskategorien auf dem Markt.
Wie wichtig ist das US-Urteil?
Jedenfalls nicht so wichtig, wie zunächst verbreitet. Vor allem, weil es ist noch nicht rechtskräftig ist. Denn wie erwartet ist Samsung mittlerweile in Berufung gegangen. „Diese Entscheidung darf nicht Bestand haben, sie entmutigt Innovationen und schränkt das Recht der Verbraucher ein, selbst eine Entscheidung zu treffen“, sagte Samsung-Anwalt John Quinn.
Auch interessant
Bis zu einem endgültigen Urteil können Monate, wenn nicht Jahre vergehen. Und gut möglich, dass in der nächsten Instanz anders entschieden wird. Denn die US-Richterin soll Beweismaterial von Samsung nicht zugelassen haben. Und einige von Apples Patenten gelten unter Experten als nicht allzu wasserdicht, weil zu trivial. „Rechtecke mit abgerundeten Ecken“ gibt es schließlich schon länger. Und nicht nur beim iPhone.
Und wenn Samsung am Ende doch verliert?
Sagen wird mal so: 1,05 Milliarden sind selbst für Samsung mehr als ein Griff in die Portokasse. Bei einem Quartalsgewinn von 3,7 Milliarden Euro nach Steuern und Bargeldreserven in Höhe von 21 Milliarden Dollar würde die Strafe die Firma aber auch nicht in den Ruin treiben. Für Aktienkurs und den Ruf wäre eine endgültige Niederlage allerdings nicht gut.
Steigen dann auch die Preise für Smartphones?
Schwierig zu sagen. Samsung hat erklärt, dass ein endgültiger Sieg Apples langfristig zu „weniger Auswahl“, „weniger Innovation“ und „potenziell höheren Preisen“ führen werde. Richtig ist, dass die gesamte Konkurrenz dann entweder an Apple hohe Lizenzgebühren zahlen müsste oder ihre Modelle weitgehend neu entwerfen müsste. Beides kostet Geld.
Auch interessant
Ob sich das durch höhere Verkaufspreise aber wieder hereinholen lässt, ist angesichts des harten Konkurrenzkampfes mehr als fraglich. In nächster Zeit sind Preissteigerungen allerdings wenig wahrscheinlich. Außer bei Apple.
Hat das US-Urteil Auswirkungen auf den deutschen Markt?
Es hat ja kaum welche auf den US-Markt. „Die Auswirkungen auf Samsung werden sehr begrenzt sein“, sagt der Patentanwalt D.J. Jung von SU Intellectual Property. Denn die angestrebten Verkauf-Verbote für Samsung-Smartphones betreffen fast nur Modelle, die längst nicht mehr produziert oder in Kürze abgelöst werden. Davon ab kann kein US-Gericht entscheiden, was eine koreanische Firma in Deutschland verkaufen darf.
Was bedeutet das Urteil für Apple?
Es ist ein Warnschuss in Richtung Konkurrenz. Weniger finanzstarke Unternehmen werden es sich künftig zwei Mal überlegen, ihre Produkte möglichst nahe an iPhone & Co. anzulehnen. Andererseits ist die Sache auch nicht ohne Risiken. Wer den Prozess beobachtet hat, könnte sich fragen, warum er verdammt viel Geld für teure Apple-Geräte ausgeben soll, wenn die Konkurrenz fast das Gleiche kann aber nur die Hälfte kostet.