Berlin. . Günther Jauch, Maybrit Illner, Frank Plasberg: Nun will sich auch TV-Tausendsassa Stefan Raab in die Riege der Polit-Talker im deutschen Fernsehen reihen. Raab plant angeblich eine eigene politische Talkshow, kündigt der ProSieben-Moderator am Sonntag in einem Medienbericht an. Das Konzept klingt Raab-typisch.

ProSieben-Moderator Stefan Raab fehlt es nicht an Show-Ideen: Ab Oktober wird der Fernseh-Tausendsassa mit dem "Quizboxen" eine neue Show in seiner "TV Total"-Reihe starten. Und das nächste Projekt lässt nicht lange auf sich warten. Ab 11. November will Raab den Polit-Talk mit einer eigenen Show aufmischen.

Man dürfe "solche politischen Gesprächsrunden nicht den öffentlich-rechtlichen Sendern überlassen", sagte der 45-Jährige in einem "Spiegel"-Interview. Sonst könne man "auch den Hund den Wurstvorrat bewachen lassen". Raabs Show "Absolute Mehrheit. Meinung muss sich wieder lohnen" soll einmal im Monat sonntags nach dem 20.15-Uhr-Spielfilm gesendet werden, wie ein ProSieben-Sprecher am Sonntag der dapd sagte.

Damit steht Raab, der auch Shows wie die Wok-WM oder "Schlag den Raab" moderiert, in Konkurrenz zu Günther Jauchs Polit-Talk in der ARD. ARD-Chefredakteur Thomas Baumann erklärte, man nehme die Herausforderung an.

Stefan Raab will Talk-Teilnehmer um 100.000 Euro streiten lassen

Raab sagte im "Spiegel": "Ich will die einzige relevante Talkshow im Privatfernsehen machen." In seiner Show sollen fünf Gäste - "zwei bis drei Berufspolitiker, ein Promi und ein Normalbürger" - nacheinander über vier gesellschaftlich relevante Themen diskutieren. Die Zuschauer sollen per Hotline direkt entscheiden, welchen Diskussionsteilnehmer sie favorisieren.

Wer als Schlusslicht aus einer Runde hervorgeht, kann sich nach Senderangaben zwar weiterhin am Gespräch beteiligen - vorausgesetzt er hat mindestens fünf Prozent der Zuschauer für sich gewinnen können -, fällt aber aus dem Voting heraus. Wer allerdings an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert, darf sich nicht mehr in die Diskussion einbringen.

Schafft einer von Raabs Gästen es am Ende, mehr als 50 Prozent der Zuschauerstimmen zu erringen, erhält er als Siegprämie 100.000 Euro zu seiner freien Verwendung, wie der Sender mitteilte. Gelingt dies keinem Teilnehmer, fließt die Gewinnsumme in den Jackpot für die nächste Show. Unterstützt wird Raab von ProSiebenSat.1-Nachrichtenchef Peter Limbourg, der am Ende jeder Gesprächsrunde das Geschehen zusammenfasst und analysiert.

Stefan Raab hat Erfahrung mit Wahl-Sonderausgaben von "TV Total" 

Für Raab ist die geplante Show "eine Herausforderung, weil ich durchaus glaube, dass man die jungen Zielgruppen mit solchen Formaten wieder für Politik interessieren kann". Dass andere Talks "einen bisher oft ins Koma senden, heißt ja nicht, dass das nicht spannender geht". Während die anderen Talks alles völlig ergebnislos vor sich hin diskutierten, wisse man bei ihm am Ende künftig wenigstens, "welche Meinung die Masse der Zuschauer hat", sagte Raab. Er wundere sich, dass das bisher noch niemand gemacht habe.

Raab will Jauch Zuschauer abspenstig machen. Jauch habe "in unseren Zielgruppen einen recht überschaubaren Marktanteil. Wir wollen ihn da natürlich schlagen", sagte Raab in dem Interview. Er räumte ein, dass es am Anfang nicht einfach werden würde. "Aber nicht, weil unser Konzept absurd wäre, sondern weil es so neu und deshalb riskant ist". Er hoffe, dass die Berliner Politik schnell mitspiele: "Wenn einer wie der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt bei uns 100.000 Euro abräumt, wäre er doch im Berliner Betrieb zwei Wochen lang King of Kotelett." Weitere Einzelheiten will ProSieben kommenden Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Hamburg bekannt geben.

ARD-Chefredakteur hält nichts von Raabs Konzept

Die ARD hält nicht viel von Raabs Idee. "Das Konzept, Mehrheitsmeinungen mit Geldprämien zu belohnen, halten wir für abwegig", sagte ARD-Chefredakteur Thomas Baumann der dapd. "Es besteht die Gefahr, dass Diskutanten einer vermuteten Mehrheitsmeinung hinterherhecheln." Auch wenn Raab nur einmal monatlich anzutreten beabsichtige, "wir nehmen die Herausforderung an." Bei Gesprächssendungen im Ersten gelte weiter: Es zählten nur persönliche Standpunkte und die Kraft der vorgetragenen Argumente. Dazu bilde sich das Publikum seine Meinung. "Das ist unsere 'Währung'."

Der Altersdurchschnitt bei Jauchs Sendung liegt dem "Spiegel" zufolge derzeit bei 63 Jahren. Jauch erzielte von September bis 1. Juni einen Marktanteil von 7,2 Prozent.

Raab präsentierte bereits Politik für junge Menschen: 2005 und 2009 sendete er Wahl-Sonderausgaben von "TV total". Nach Senderangaben waren dies vor den letzten beiden Bundestagswahlen die erfolgreichsten Wahlsendung bei den jungen Zuschauern. Für die erste Show wurden Raab und Limbourg 2006 mit dem Journalistenpreis "Goldener Prometheus" ausgezeichnet. (dapd)