Köln. . „Mieter in Not“ haben eine neue Retterin: Barbara Eligmann. Ab Sonntag kümmert sich die TV-Journalistin in einer neuen Sendung auf Sat 1 um die Klientel. Wieder eine Sendung die per Drehbuch Wirklichkeit vorgaukelt? “Nein“, wiederspricht Barbara Eligmann im Interview.
Barbara Eligmann kümmert sich ab Sonntag, 19.00 Uhr, bei Sat.1 um „Mieter in Not“. Beim Gespräch in Köln sagte die 48-jährige TV-Journalistin, was sie auf keinen Fall will: „Scripted Reality“, inszenierte Wirklichkeit.
Können Sie sich noch daran erinnern, wie es war, zur Miete zu wohnen?
Barbara Eligmann: Gut sogar. Das ist noch nicht allzu lange her. Bis vor sechs, sieben Jahren habe ich noch zur Miete gewohnt. Gott sei Dank waren es überwiegend gute Mietverhältnisse. Aber es gibt natürlich auch da ein Spannungsverhältnis, zum Beispiel, wenn etwas kaputt geht. Bei meinem letzten Mietverhältnis war es so, dass der Hausbesitzer in diesem Fall keinen Handwerker schickte, sondern seine Frau. Sie sollte in einem Fall einen Rollladen reparieren, stieg auf eine Leiter, dann machte es „Knall“, und der Rollladen war völlig kaputt. Einmal lag die Frau des Vermieters abends um halb zehn unterm Heizkörper, mit dem Handy am Ohr, und ließ sich sagen, wie sie die Heizung reparieren sollte. Darüber habe ich mich geärgert, denn ich will als Mietern, dass die wichtigen Dinge funktionieren - dafür zahle ich ja auch gutes Geld.
Sind Reparaturen ein Hauptthema Ihrer Sendung?
Eligmann: Reparaturen sind ein Thema. Aber viel mehr geht es um indiskutable Wohnsituationen und darüber, wie Mieter sich helfen können.
Um welche Fälle geht es konkret bei Ihnen?
Eligmann: Fälle, die ans Eingemachte gehen. Wir haben in einer Folge eine Familie aus Sachsen-Anhalt, die in einem Haus wohnt, in das es hereinregnet - mit der Konsequenz, dass es überall schimmelt. Der Fall ist mir nahe gegangen: Es ist eine ganz nette Familie mit vielen Kindern und wenig Geld. Der Familienvater ist Dachdecker, war aber vom Dach gefallen, und es ist nicht klar, ob er wieder zurück in seinen Beruf kann. Es ist trotzdem keine sozialverwahrloste Familie. Bei den Gesprächen mit der Familie habe ich herausgefunden, warum sie sich nicht traute, den Schaden reparieren zu lassen: Die Eltern hatten Angst, das Jugendamt könnte ihnen die Kinder wegnehmen.
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Was haben Sie gemacht?
Eligmann: Ich habe das Gespräch mit dem Vermieter gesucht, der erst nicht wollte, dann aber doch zugesagt hat. Der Vermieter hatte offensichtlich studiert und war sehr redegewandt. Er hat schließlich zugestimmt, das Dach zu reparieren, aber nur das Dach. Mir war klar, dass die Mieter das so nicht akzeptieren könnten, und ich habe ihn gefragt, ob wir für die Mieter ein neues Haus suchen und sie früher aus dem Vertrag entlassen könnten. Da fiel bei dem Vermieter eine Klappe, und er fragte mich, ob ich ihm seine Mieter wegnehmen wolle? Denn die Miete zahlte das Amt. Und darauf wollte der Vermieter nicht verzichten.
Wie viele Folgen gibt es?
Eligmann: Sechs Folgen. Fünf haben wir bereits fertig.
Wie kommen Sie an die Fälle?
Eligmann: Es gibt zum Beispiel Internet-Foren, wo sich Betroffene austauschen. Wir haben aber auch Aufrufe gestartet.
Wie dokumentarisch sind Ihre Geschichten?
Eligmann: Sie sind so, wie sie sind. Die Redaktion hat sie recherchiert, und ich bin dann vor Ort. Manche Geschichten haben sich allerdings zwischenzeitlich schon aufgelöst.
Manche Sendungen dieses Genres bieten „scripted reality“ (inszenierte Pseudo-Dokumentationen)...
Eligmann: Ich habe allen bei diesem Projekt gesagt: Ich bin Journalistin, und ich bin für „scripted reality“ nicht zu haben. Ich spiele mich doch nicht selbst. Es sind echte Fälle mit echten Menschen. Wir haben vor Ort auch zwei Fachanwälte für Mietrecht. Nein, ich bin für die Wahrheit, und wenn mir die Wahrheit nicht mehr ausreicht, kann ich mir auch einen guten Spielfilm aussuchen.