Straßburg. Im französischen Kernkraftwerk Fessenheim hat es einen Zwischenfall gegeben. Dabei sind zwei Angestellte verletzt worden. Die Behörden im Elsass sagten am Mittwoch, es sei keine Radioaktivität ausgetreten. Die Anlage ist seit 35 Jahren in Betrieb - und sollte eigentlich bald geschlossen werden.

Bei einem Zwischenfall im französischen Atomkraftwerk Fessenheim nahe der deutschen Grenze sind am Mittwoch gegen 16 Uhr zwei Angestellte verletzt worden. Sie erlitten leichte Verbrennungen an den Händen, als in einem Nebengebäude der Anlage Dampf ausgetreten sei, teilte EDF, der Betreiber des ältesten Atomkraftwerk des Landes, mit. Sechs weitere Arbeiter waren von dem Zwischenfall betroffen, wurden aber nicht verletzt.

Die französische Atomaufsichtsbehörde berichtete, dass es sich um einen kleineren Zwischenfall gehandelt habe und es keine Gefahr eines Austritts von Radioaktivität gebe. "Es gab keine Umweltschäden", sagte auch der Direktor der Anlage, Thierry Rosso in einer Telefonpressekonferenz.

Nicht im Reaktorgebäude

"Es handelt sich nicht um einen Brand, es ist ein kleines Problem", so EDF. Der Unfall habe sich nicht im Reaktorgebäude ereignet. Durch den Austritt des Dampfes sei vermutlich die Löschanlage aktiviert worden. Die beiden Verletzten seien "durch ihre Handschuhe hindurch" verletzt worden.

Die Arbeiter hatten mit einer Reinigungslösung hantiert, als es zu einer unerwarteten chemischen Reaktion gekommen sei, erklärte der stellvertretende Leiter der Atomaufsicht, Thierry Charles. Dabei sei sauerstoffhaltiges Wasser ausgetreten und auf die Finger der Arbeiter gelangt.

Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben mit rund 50 Einsatzkräften vor Ort.

Feuerwehrwagen vor dem Atomkraftwerk Fessenheim. Foto: afp
Feuerwehrwagen vor dem Atomkraftwerk Fessenheim. Foto: afp © afp

Direkt am Rheinkanal gelegen

Das im Elsass direkt am Rheinkanal an der deutschen Grenze gelegene umstrittene Atomkraftwerk ist seit rund 35 Jahren in Betrieb. In dem Akw kommt es immer wieder zu Pannen. Seine beiden Druckwasserreaktoren sind die ältesten noch in Betrieb befindlichen in Frankreich. Der neu gewählte französische Präsident François Hollande hatte im Wahlkampf die Schließung des Akw Fessenheim bis zum Jahr 2017 angekündigt.

Atomkraftgegner auf beiden Seiten des Rheins machen zunehmend Druck, um eine rasche Stilllegung des als besonders störanfällig geltenden Kraftwerks zu erreichen. Sie verweisen vor allem auf das Erdbebenrisiko im Rheingraben und die Gefahr einer Überschwemmung bei einem Bruch des Deichs, der das Akw vom Rheinkanal trennt.

Der deutsche Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) forderte die sofortige und endgültige Abschaltung des Reaktors. "In dem AKW Fessenheim gab es immer wieder Störfalle, das Ding muss endgültig stillgelegt werden", so BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz.

Der französische Grünen-Politiker François de Rugy sagte am Mittwoch, der Zwischenfall "erinnert alle daran, dass die Atomenergie gefährlich ist". Hollande müsse seine Zusage einhalten, Fessenheim zu schließen. (afp)