San Francisco. 10.000 Besucher des Yosemite-Nationalparks könnten sich mit dem Erreger infiziert haben, der durch Mäuse übertragen wird. Die Gesundheitsbehörden warnten bereits vor zwei Jahren vor den Gefahren.
Wandern, den Duft der Piniennadeln schnuppern, in Ehrfurcht vor den gewaltigen Sequoia-Bäumen staunen: Camille Chu und ihr Ehemann wollten sich nur ein paar entspannte Tage in atemberaubender Natur machen. Dass sich der Kurz-Trip in den jährlich von vier Millionen Menschen besuchten Yosemite-Nationalpark östlich von San Francisco nach der Rückkehr zum Nervenkrieg entwickeln sollte, konnte die 39-Jährige nicht ahnen. Bis das Telefon klingelte.
Wie Chu, so wurden in den vergangenen Tagen fast 4000 Touristen per Telefon, Post oder-E-Mail kontaktiert, die zwischen dem 10. Juni und dem 24. August eins der 91 Signatur-Kabinen-Zelte im „Curry Village“ gebucht hatten. Sie schweben nach Angaben der kalifornischen Gesundheitsbehörde in latenter Gefahr, sich während ihrer Visite den Hanta-Virus eingefangen zu haben.
Es genügt, Staubpartikel einzuatmen, um sich zu infizieren
Inoffiziell wird die Zahl der potenziell Gefährdeten sogar auf 10.000 beziffert. Sechs Erkrankte sind bisher aktenkundig geworden, zwei verstarben bereits an dem tückischen Erreger, der über Kot und Urin von Mäusen und Ratten eingeschleppt wird. Staubpartikel einatmen reicht, schon kann der Virus seine zerstörerische Kraft entfalten.
Daten und Fakten
Im vergangenen Jahr gab es 24 Hanta-Fälle in Amerika, 50 Prozent endeten tödlich. Seit 1993 wurden knapp 600 Fälle registriert, meist vereinzelt in New Mexiko, Colorad, Arizona und Kalifornien. Eine schwerpunktmäßige Infektion wie jetzt im Yosemite-Nationalpark gab es nach Behördenangaben noch nie. Die Symptome, grippeähnliche Müdigkeit, Atem- und Schluckbeschwerden, Gliederschmerzen, können bis zu sechs Wochen nach der Ansteckung auftreten.
Im „Curry Village“ rückten die Nager nach Angaben von Reportern der "Los Angeles Times" den Besuchern, die wegen der dramatisch schönen Wildnis gerade in den wenigen schneefreien Sommermonaten den Park fluten, erstaunlich nahe. Sie fraßen sich, wie Parksprecher Steve Gediman bestätigte, durch Zwischenwände der Zelte und bauten dort Nester.
Gesundheitsministerium warnte bereits vor zwei Jahren
Das kalifornische Gesundheitsministerium untersucht den Fall mit etwas Argwohn. Bereits vor zwei Jahren, schreibt der „San Francisco Chronicle“, riet die Behörde zu größeren Vorsichtsmaßnahmen: mehr Warnschilder, mehr Sensibilisierung der Gäste, mehr Mausefallen. Seit zwei Touristen der Infektion erlegen sind, die tödliches Organversagen auslösen kann, ist die Besorgnis groß.
Bis heute wurden rund 6000 Anrufer auf der eigens geschalteten Hotline des Nationalparks registriert (001 209 372-0822, morgens 9 Uhr bis nachmittags 5 Uhr). Vereinzelt wird von stornierten Reservierungen berichtet. Jil Johson wollte nicht abreisen, aber auch kein Risiko eingehen. Sie fand eine Lösung: Die 50-Jährige aus Monterey kaufte am langen „Labor-Day“-Feiertagswochenende für sich und ihren achtjährigen Sohn Atemschutzmasken.