Berlin/Stuttgart. Die Zahl der gemeldeten Infektionen lag mit 965 Erkrankungen so hoch wie seit 2001 nicht mehr. Symptome der Erkrankung seien Rückenschmerzen, Fieber oder Blut im Urin, so ein Virologe. Übertragen wird das Virus über die Ausscheidungen von Nagetieren.
Das Hanta-Virus tritt in der ersten Hälfte 2012 in Deutschland besonders häufig auf: Die Zahl der Erkrankungen hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres mit bundesweit 965 gemeldeten Fällen einen Rekordwert erreicht, wie aus einer Statistik des Berliner Robert-Koch-Instituts hervorgeht. Noch nie seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2001 lag die Zahl der Hanta-Infektionen zwischen Januar und Mai derart hoch.
Laut Robert-Koch-Institut ist Baden-Württemberg besonders stark betroffen: Im Südwesten wurden 696 Erkrankungen registriert und damit mehr als zwei Drittel aller in Deutschland bekannt gewordenen Fälle. Auch in anderen Bundesländern ist die Zahl der Infizierten sprunghaft gestiegen.
Virus wird über Ausscheidungen von Nagern übertragen
Die Infektionsgefahr sei in den Frühjahrs- und Sommermonaten generell höher, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Reinhard Burger auf dapd-Anfrage. "Dann werden die Nagetiere aktiv, die das Virus über ihre Ausscheidungen auf den Menschen übertragen, und die Menschen halten sich auch vermehrt draußen auf."
Typische Anzeichen der Krankheit sind Rückenschmerzen, Fieber oder Blut im Urin, wie die Virologin Christiane Wagner-Wiening erläutert. In schweren Fällen könne es auch zu Nierenversagen kommen, das durch Dialyse behandelt werden müsse. Die Krankheitserreger werden hauptsächlich über Kot und Urin von Rötelmäusen übertragen. Menschen können die Viren zusammen mit Staubpartikeln einatmen.
2007 und 2010 waren Hanta-Virus-Jahre
Nicht nur Baden-Württemberg hat mit dem Hanta-Virus zu kämpfen. Bayern registrierte 73, Nordrhein-Westfalen 70 Erkrankungen. Es folgen Niedersachsen mit 42 und Hessen mit 32 Erkrankungen. In allen übrigen Bundesländern waren es weniger. Berlin, Brandenburg und Hamburg blieben den offiziellen Zahlen zufolge bislang komplett verschont.
Bereits in den Jahren 2007 und 2010 war der Hanta-Virus ausgebrochen und führte zu einer deutlich höheren Krankheitszahl. In den ersten fünf Monaten verzeichneten die Meldestellen damals 562 Erkrankungen und drei Jahre später 846 Erkrankungen. Auch zu jener Zeit kamen mehr als die Hälfte der betroffenen Bürger aus Baden-Württemberg.
In Regionen mit zahlreichen Buchenwäldern erkranken die Menschen nach Angaben von Expertin Wagner-Wiening besonders häufig. Die Ursache für derzeit starke Ausbreitung des Virus vermutet sie in dem trockenen Sommer des vergangenen Jahres und dem darauf folgenden hohen Fruchtertrag vieler Buchen und Eichen. Deshalb fänden die Rötelmäuse jetzt besonders viel Nahrung und hätten sich stark vermehrt. Die Tiere übertragen den Krankheitserreger.
Expertin empfiehlt Staubmaske beim Schuppenfegen
Zum Schutz gegen Hanta-Viren empfiehlt die Expertin, beim Fegen von Schuppen, Garagen und ähnlichen Tätigkeiten eine Staubmaske zu tragen. Wo Rötelmäuse leben und Kot und Urin hinterlassen, könnten die Exkremente beim Putzen aufgewirbelt und eingeatmet werden. Vorsicht sei ebenfalls geboten, wenn Holz gestapelt oder umgeschichtet werde. Kontakt zu Nagern oder deren Ausscheidungen sollte vermieden werden, empfiehlt die Expertin.
Besonders gefährdet seien Männer, die den Meldezahlen zufolge etwa doppelt so oft am Hanta-Virus erkranken wie Frauen. Kinder sind selten betroffen. (dapd)