Tampa/New Orleans. . Hurrikan Isaac bringt am Jahrestag der Katrina-Katastrophe Unmengen von Regen in den Süden der USA. 500.000 Menschen waren schon am Morgen ohne Strom. Ob die neuen Deiche in New Orleans halten, ist noch ungewiss, in einigen Häusern steht das Wasser bereits vier Meter hoch.
Yusef Komunyakaa, ein Dichter aus Louisiana, hat New Orleans einmal als das steingewordene „Testament“ dafür beschrieben, „wie sich der Mensch Land aus Wasser erträumt“. Am Jahrestag des verheerenden Hurrikans Katrina, der 2005 an gleicher Stelle 1800 Tote forderte und milliardenschwere Schäden anrichtete, ist die für Jazz und Lebensleichtigkeit bekannte Metropole an der US-Golfküste erneut an seine schicksalhafte Nähe zum Wasser erinnert worden.
Mit Windgeschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern schlug in der Nacht zum Mittwoch der Hurrikan „Isaac“ in der Region auf und sorgte bis zum Abend vor allem mit sintflutartigen Regenfällen und starken Böen für ein Erlahmen des öffentlichen Lebens. Teilweise fiel bis zu einem halben Meter Regen auf den Quadratmeter.
Bis zum Vormittag waren bereits 500.000 Menschen nach Angaben des Energie-Unternehmens Entergy in Louisiana ohne Strom. Seehäfen, Straßen und Flugplätze wurden teilweise gesperrt. Die größte Sorge galt den nach 2005 angelegten Flutbecken und dem rund 200 Kilometer langen Deich-Ring. Würden sie die Wassermassen bewältigen können?
Wasserstände von bis zu vier Metern in etlichen Wohnungen
Mitch Landrieu, Bürgermeister von New Orleans, gab sich gemeinsam mit Gouverneur Bobby Jindal zunächst zuversichtlich, dass die rund 130 Fluttore, jeweils an die acht Meter hoch, das Schlimmste verhindern würden. Nach „Katrina“ waren fast 15 Milliarden Dollar auch aus Bundesmitteln eingesetzt worden, um das bis dahin völlig unzureichende System aus Deichen, Pumpen und Überlaufbecken zu modernisieren.
Erste Zweifel an der Sicherheit wurden jedoch schon am frühen Morgen in der an der Küste gelegenen Gemeinde Plaquemines Parish laut. Wie das Internet-Portal der „Times-Picayune“ berichtete, überwand das Wasser dort einen Damm und sorgte in etlichen Wohnhäusern für Wasserstände von bis zu vier Metern. 60 Anwohner, die in der Falle saßen, mussten von der Nationalgarde und Spezialeinsatzkräften gerettet werden.
„Isaac“ sorgt fürweitgehenden Produktionsstopp in der Öl-Industrie
Menschen kamen dabei nach vorläufigen Berichten nicht ernsthaft zu Schaden. Parish-Präsident Billy Nungesser wurde mit dem Satz zitiert: „Die Schäden in meinem Haus sind schlimmer als bei Katrina. Die Dämme haben nicht gehalten.“ Behörden hatten die Anlieger in tiefer gelegenen Küstenabschnitten mit martialischen Worten bereits vor 48 Stunden zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert – zu bleiben bedeute den „sicheren Tod“.
Im Golf von Mexiko sorgte Isaac unterdessen für einen weitgehenden Produktionsstopp in der Öl-Industrie. Der überwiegende Teil der rund 600 Plattformen und 80 Bohrinseln war vorsorglich geräumt worden, berichtete die US-Umweltbehörde. Der Umstand, dass Issac auf der Hurrikan-Skala nur in der Kategorie 1 einsortiert wird (Katrina war „3“), darf aus Sicht von Meteorologen nicht als Entwarnung interpretiert werden. Issac bewege sich zwar nur langsam über Land, sagte ein Experte auf CNN, der gewaltige Dauerregen können aber noch 36 Stunden andauern – und die Deiche in Louisiana vor eine harte Bewährungsprobe stellen. Bereits jetzt wird der Schaden durch Überschwemmungen von den Versicherern auf 1,5 Milliarden Dollar geschätzt.