London. . Wird der Thronfolger ohne Aussicht auf den Thron seinen Weg finden? Nach der Eskapade mit den Nacktfotos aus Las Vegas droht dem Nachwuchsoffizier wegen unangemessenen Verhaltens in der Freizeit nicht nur ein Rüffel der Queen, sondern auch ein weiteres „Zwiegespräch ohne Kaffee“.
Ende der Schonzeit für Prinz Harry: Lange haben die Briten ihm Nazi-Kostüm und Alkohol-Eskapaden nachgesehen. Doch seine Nacktfotos aus Las Vegas gehen nicht mehr als Jugendsünde durch. Die Sorge wächst, dass der 27-Jährige in das Drama anderer Palastkinder hineinschlittert: Überflüssig in der Thronfolge, aber auch ohne Chance auf Normalität, irrt Harry ohne Kompass durchs Leben.
Im Goldmedaillenregen der Olympischen Spiele blieb ein Stabwechsel fast unbemerkt: Die Queen hatte nach dem Auftakt den Job galant an die junge Generation übergeben. Höhepunkt war die Abschlussfeier, bei der Prinz Harry sie vertrat – formvollendet, in der ersten Reihe, vor den Augen von Millionen Fernsehzuschauern. Harry, der Super-Diplomat, einer, der mit Usain Bolt genauso um die Wette laufen wie mit IOC-Präsident Jacques Rogge parlieren kann – die Nation war ziemlich angetan, wie erwachsen der kleine Party-Prinz sein kann.
Mittwoch, nur zehn Tage später, konnte man dann bis nach London hören, wie im schottischen Urlaubssitz der Queen ein Krönchen an die Decke knallte: Auf Fotos einer US-Klatsch-Webseite ist ihr Enkel beim Strip-Billard in Las Vegas zu sehen – ohne Unterwäsche, seine Kronjuwelen nur von Hand bedeckt. In seiner Rückendeckung: eine Blondine ohne Bikini-Oberteil.
Der Palast mühte sich eilig um Schadensbegrenzung. In Großbritannien dürfen die Bilder nicht gedruckt werden; Harry, so hieß es abschließend, habe halt mal „Dampf ablassen“ müssen. Das wird die Queen derzeit sicher auch. Wenn Harry wieder seinen Dienst bei den Heeresfliegern antritt, droht dem Nachwuchsoffizier wegen unangemessenen Verhaltens in der Freizeit ein weiteres „Zwiegespräch ohne Kaffee“, wie ein Militärsprecher formulierte – also ein Tadel. An dem Grundproblem ändert das nichts: Dem 27-Jährigen fehlt eine echte Rolle.
In der Hackordnung der Windsor-Dynastie spielt Harry keine große Rolle
Zu Lebzeiten wird er den Thron nicht mehr erklimmen – und je älter er wird, desto weiter sackt er in der Hackordnung der Windsor-Dynastie ab. Von klein auf ist William als älterer Bruder auf die Repräsentantenrolle vorbereitet worden – Harry als „Ersatzkönig“ konnte die Privilegien des Palastes ohne die Bürde des Amtes nutzen. Doch je älter Harry wird, desto weniger angenehm ist der Platz auf der Reservebank. Ein Stellenprofil für kleine Geschwister von Thronfolgern gibt es nicht; die Hochzeit von Kate und William, deren spätere Kinder Harry übergeordnet sein werden, hat seine Optionen auf den Thron fast völlig vernichtet.
Ein normaler Job-Alltag aber ist ihm auch versagt. Als Apache-Helikopter-Pilot verbrachte Harry 2008 zwar zehn Wochen in Afghanistan, musste seinen Einsatz aber dann abbrechen, als die Presse Wind von der Aktion bekam. Seine Einheit blieb an der Grenze zu Pakistan, Harry wurde aus Sicherheitsgründen zurück nach London geholt. Wiederholung ausgeschlossen. Für ihn eine riesige Enttäuschung: „Ich habe jahrelang für den Ernstfall trainiert und will mein Können auch einsetzen.“
Wer keine Chance auf den Thron hat, muss sich alternative Hobbys suchen
Einen „kleinen, verlorenen Jungen“ nennt ihn die Daily Mail nun nach den jüngsten Eskapaden; der Telegraph moniert, dass der „Playboy-Stil nicht zu einem Repräsentanten der königlichen Familie“ passe. Diese Töne erinnern an das Schicksal anderer Geschwister ohne Thronchancen: Prinz Andrew, Bruder von Charles, vertreibt sich die Tage als Vielflieger und geschiedener Frauenheld. Prinzessin Anne, Schwester der Queen, versucht es mit dem Gegenteil: Sie absolviert ein riesiges Pflichtprogramm mit dem Wissen, dass die Untertanen stets enttäuscht reagieren: Alle würden lieber die Queen sehen.
In alten Tagen hat man Thronfolger ohne Thron einfach in Königshäuser im Ausland wegverheiratet. Für Harry ist das keine Option: Sein Herz hängt immer noch an der Südafrikanerin Chelsy Davy, die ihm einen Korb gegeben hat. Dem Vernehmen nach hatte sie keine Lust, sich den Regeln des Palastes zu unterwerfen. Auf einen „neuen Harry“ kann der Palast also lange warten. Es sei denn, Pippa geht mit dem royalen Rebellen mal einen Tee trinken.