Essen. . Immer neue Spartenkanäle kampfen in Deutschland um Zuschauer : So viele Sender, so wenig Zuschauer. Wer, wie gut die Hälfte der Deutschen, sein Fernsehen über Satellit empfängt, braucht mittlerweile den ganzen Abend, um sich auch nur einmal durch alle Kanäle zu schalten. Was zur Frage führt: Wie viele Programme braucht das Land eigentlich noch?

Wie viele Programme braucht das Land eigentlich noch? Auf den ersten Blick scheint die Antwort einfach: Gar keine. Denn obwohl in Deutschland derzeit rund 220 Sender frei empfangbar sind, verteilen sich mehr als 80 Prozent der Nutzungszeit auf nur zehn Sender. Wozu also noch ein Programm, das kaum jemand guckt?

Um die jungen Zuschauer nicht völlig zu verlieren, sagen sie bei ARD und ZDF. Zuschauer, die weder „Wetten dass..?“ noch „Polizeiruf“ sehen wollen. Die nur auf US-Serien stehen oder auf Musiksendungen. Die neue Formate sehen wollen.

Quoten sind manchmal kaum messbar

„Da haben wir lange Zeit gepennt und Fehler gemacht“, gibt Helfried Spitra, stellvertretender Fernsehdirektor des WDR, offen zu. Nun aber wird geklotzt. Sechs Spartenkanäle betreiben die Öffentlich-Rechtlichen mittlerweile – teilweise mit einem gebührenfinanzierten Etat im zweistelligen Millionenbereich, aber alle mit Quoten, die manchmal kaum messbar sind.

30 Jahre MTV

Ein Bild aus der Zeit, als Dauerwellen selbst bei Männern total in waren: Die ersten Videojockeys des gerade gegründeten Senders MTV posieren fürs Familienalbum: JJ Jackson, Nina Blackwood, Mark Goodman, Martha Quinn und Alan Hunter (v.l.). Die beiden...
Ein Bild aus der Zeit, als Dauerwellen selbst bei Männern total in waren: Die ersten Videojockeys des gerade gegründeten Senders MTV posieren fürs Familienalbum: JJ Jackson, Nina Blackwood, Mark Goodman, Martha Quinn und Alan Hunter (v.l.). Die beiden... © MTV
... letzteren, Martha Quinn und Alan Hunter, berichteten auch live vom MTV Live Aid Konzert 1985. Man beachte das Beinkleid des jungen Mannes. Das Thema der damaligen Veranstaltung war übrigens aktueller denn je: eine Hungersnot in Afrika. Ein Bild aus der...
... letzteren, Martha Quinn und Alan Hunter, berichteten auch live vom MTV Live Aid Konzert 1985. Man beachte das Beinkleid des jungen Mannes. Das Thema der damaligen Veranstaltung war übrigens aktueller denn je: eine Hungersnot in Afrika. Ein Bild aus der... © MTV
... Anfangszeit des Musikfernsehens ist auch dieses Foto. Altrocker ZZ Top treten bei der MTV-Party zum Nationalfeiertag der USA, dem 4. Juli 1986, auf. Mindestens genauso viel Haare wie die Musiker...
... Anfangszeit des Musikfernsehens ist auch dieses Foto. Altrocker ZZ Top treten bei der MTV-Party zum Nationalfeiertag der USA, dem 4. Juli 1986, auf. Mindestens genauso viel Haare wie die Musiker...
... am Kopf hat diese junge Dame. Hier korrespondieren schlechte Bildqualität und schlechte Frisur aufs trefflichste. Cyndi Lauper machte sich stark für die MTV-Werbekampagne
... am Kopf hat diese junge Dame. Hier korrespondieren schlechte Bildqualität und schlechte Frisur aufs trefflichste. Cyndi Lauper machte sich stark für die MTV-Werbekampagne "I want my MTV". Auch... © MTV
... Boy George gab sein Bestes für die Aktion. Man beachte die multimedialen Effekte im Hintergrund. Dabei war es nicht George, der...
... Boy George gab sein Bestes für die Aktion. Man beachte die multimedialen Effekte im Hintergrund. Dabei war es nicht George, der... © MTV
... im ersten gesendeten Musikvideo auf MTV seine Gesangskünste unter Beweis stellen durfte, sondern die
... im ersten gesendeten Musikvideo auf MTV seine Gesangskünste unter Beweis stellen durfte, sondern die "Buggles". Sie sangen "Video killed the radio star". Geklappt hat das nicht. Heute ist eher das Musikvideo zu... © MTV
... einer Randerscheinung geworden. 1988 konnte davon allerdings noch keine Rede sein. Da trat Axl Rose, Sänger und Frontmann von Guns N'Roses, bei den MTV Video Music Awards auf. Der Preis...
... einer Randerscheinung geworden. 1988 konnte davon allerdings noch keine Rede sein. Da trat Axl Rose, Sänger und Frontmann von Guns N'Roses, bei den MTV Video Music Awards auf. Der Preis... © MTV
... wird seit 1984 vergeben. Aus diesem Jahr stammt auch diese Aufnahme einer ziemlich derangierten Madonna, die ihren Hit
... wird seit 1984 vergeben. Aus diesem Jahr stammt auch diese Aufnahme einer ziemlich derangierten Madonna, die ihren Hit "Like a virgin" zum Besten gab. Die Video Music Awards waren auch immer... © MTV
... gab auch Madonna ihrer Pop-Kollegin Britney Spears bei den Music Awards 2003. Das sorgte aber für mehr Wirbel als...
... gab auch Madonna ihrer Pop-Kollegin Britney Spears bei den Music Awards 2003. Das sorgte aber für mehr Wirbel als... © Getty Images
... beim Erfinden neuer Reality-Formate. Hier posieren die Darsteller der ersten Staffel von
... beim Erfinden neuer Reality-Formate. Hier posieren die Darsteller der ersten Staffel von "The Real World", die ab 1992 über die Bildschirme flimmerte. In dem Format, das bis heute ausgestrahlt wird, treffen einander unbekannte Personen in einem Haus aufeinander und müssen Wochenaufgaben erledigen - ein bisschen Big Brother eben. In die... © MTV
... Kategorie Reality-Format passt auch die äußerst erfolgreiche Familiensaga
... Kategorie Reality-Format passt auch die äußerst erfolgreiche Familiensaga "Die Osbournes", die den ziemlich "verdrogten" Sänger der Schwermetaller von Black Sabbath begleitete. In der Band singt Osbourne übrigens mit Unterbrechungen seit 1969. Im MTV-Format durfte die Welt auch seine gesamte Familie lieben lernen. Mit Prominenten spielt... © MTV
... auch
... auch "MTV Punk'd": Hier werden Persönlichkeiten des Showbizz von Freunden oder Verwandten hinters Licht geführt. Und Ashton Kutcher zog im Hintergrund die Fäden. Eine... © MTV
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... "Jersey Shore" eine Reality-Show neueren Datums. Die erste Staffel wurde 2009 gesendet. Worum es geht? Die MTV-Crew begleitet Italo-Amerikaner in den Sommerurlaub. Außer viel nackter Haut nichts gewesen, möchte man meinen. Doch die Serie ist beliebt. Staffel 4 soll ab August in den USA ausgestrahlt werden. Auch diese beiden... © MTV
... jungen Herren konnten einige Erfolge auf MTV feiern.
... jungen Herren konnten einige Erfolge auf MTV feiern. "Beavis and Butt-Head", zwei Metal-Fans mit herrlichen Fratzen, die musikvideoglotzend vorm Fernseher hängen. Die Namen der beiden bedeuten übrigens "Vollidiot" und "Arschgesicht". Dass beide zumindest ersteres sind, stellten sie 200 Folgen lang unter Beweis. Eine neue Staffel der Zeichentrickserie soll in Arbeit sein. Und dann ist da noch... © MTV
... dieser junge Mann, der 1993 die Strickjacke wieder en vogue machte. Kurt Cobain war zwar nicht der erste, der bei MTV Unplugged auftrat, aber das Konzert seiner Band
... dieser junge Mann, der 1993 die Strickjacke wieder en vogue machte. Kurt Cobain war zwar nicht der erste, der bei MTV Unplugged auftrat, aber das Konzert seiner Band "Nirvana" ist wohl eines der bekanntesten aus der Serie. Den Anfang machte übrigens Aerosmith - und zwar 1990. © MTV
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Logisch, dass die Privatsender in Deutschland davon nicht begeistert sind. Kleinvieh macht schließlich auch Mist. Und wenn nur je 300 000 Zuschauer ein ARD- oder ZDF-Nischenprogramm gucken, dann sind das insgesamt fast zwei Millionen, die den Sendern von RTL oder der ProSieben SAT1-Mediengruppe fehlen. Eine Entwicklung, die sich kaum stoppen lässt, wenn sie einmal begonnen hat.

In den USA etwa haben die großen Networks ABC, CBS, NBC und Fox ihre Marktanteile durch die kleinteilige Konkurrenz in den letzten zehn Jahren nahezu halbiert. Und auch in Deutschland stagnieren die Quoten der meisten großen Sender.

Kuchen wird neu verteilt

Der Konsum von TV-Programmen werde künftig nicht mehr steigen, glaubt Hannes Heyelmann, Geschäftsführer des Pay-TV-Programms „glitz“. „Aber der Kuchen wird neu verteilt.“ Um davon so viele Krümel wie möglich zu bekommen, gründen die privaten Sendergruppen immer mehr Spartenkanäle. Für Männer gibt’s es schon lange DMAX, die Frauen können Sixx schauen.

Und vor wenigen Wochen erst hat RTL seiner ohnehin schon großen Familie den Sender „Nitro“ hinzugefügt und verspricht „Fernsehen für Helden“. Was bisher allerdings allerdings überwiegend aus Wiederholungen erfolgreicher US-Serien wie CSI: Miami, Knight Rider oder Columbo besteht.

Für die Werbeindustrie in Deutschland sind die neuen Sender trotz der schwachen Quoten nicht uninteressant. Durch die recht eng umrissene Zielgruppe können Spots ohne nennenswerte Streuverluste geschaltet werden.

Verdienen lässt sich mit den Minisendern bisher trotzdem kaum etwas. Viele Branchenkenner glauben sogar, dass auch auf lange Sicht nur die Nischenprogramme überleben werden, die auf finanzielle Ressourcen und Programmarchive großer Muttersender zurückgreifen können. Für glitz-Chef Heyelmann kommt noch ein ganz praktisches Problem dazu.

Das Schwierigste für einen neuen Sender sei das Bekanntwerden bei den Zuschauern, sagt er. „Aber dazu müssen sie den auf ihrem Fernseher erst einmal finden.“ Und genau das werde bei den immer länger werdenden Programmlisten der meisten Receiver immer schwieriger.