Köln. . ARD-Chefredakteur Thomas Baumann weist die Vorwürfe des WDR-Rundfunkrates zurück. Der hatte kritisiert, dass es in der ARD zu viele Talkshows mit ähnlichen Themen und Gästen gebe. Die Gespächssendungen im Ersten fänden sehr viel Akzeptanz unter den Zuschauern, erklärt Baumann.

Mit Verwunderung hat ARD-Chefredakteur Thomas Baumann auf die Kritik des WDR-Rundfunkrats an den Talksendungen im Ersten Deutschen Fernsehen reagiert. Der Rundfunkrat des WDR vertritt die Ansicht, es gebe in der ARD zu viele dieser Sendungen. Zudem würden häufig ähnliche Themen mit denselben Gästen behandelt.

"Diese Sichtweise erscheint mir sehr wenig differenziert zu sein und stark auf selektiver Wahrnehmung zu beruhen", entgegnet Baumann. Zudem weist er den Vorwurf, die Sendungen haben sich in den letzten Monaten zu sehr mit dem Thema "Wulff" befasst, zurück. "Der "Fall" des Ex-Bundespräsidenten war ein in der bundesdeutschen Geschichte einmaliger Vorgang", erklärt Baumann. "Die Dimension dieser Causa hat es gerechtfertigt, dieses Thema in mehreren Sendungen aufzugreifen."

ARD-Chefredakteur sieht keine Talkshow-Flut

Neben der "Affäre Wulff" hätten die Gesprächssendungen der ARD auch eine Vielzahl anderer Themen behandelt. Baumann nennt die Verschuldungskrise europäischer Staaten, den "braunen Terror der NSU" und das Unglück der Costa Concordia.

Für eine Reduzierung der Talksendungen im Ersten, die der WDR-Rundfunkrat anregt, sieht Thomas Baumann keine Veranlassung. "Das Publikum jedenfalls scheint von der Qualität unsere Sendungen überzeugt zu sein und beobachtet diese mit zunehmenden Interesse", erklärt Baumann. Der ARD-Chefredakteur verweist darauf, dass nach der Einführung des neuen Programmschemas im Sommer 2011 vier der fünf Sendungen teils signifikante Zuwächse in der Akzeptanz verbuchen.

Dem Vorschlag des WDR-Rundfunkrats, unterschiedliche Sendungen sollten sich künftig einen Sendeplatz teilen, begegnet Baumann mit großer Skepsis. "Bei den Gespächssendungen prägen Gesichter das Programm. Dieser Wirkung würde verpuffen, wenn man an der Frequenz unserer Sendungen herumschrauben würde." Im Übrigen müssten die Produzenten für die Hälfte der Sendungen ebenso viel Personal vorhalten. Baumann kann sich nicht vorstellen, dass solch ein Modell bezahlbar wäre. (WE)