Köln. . In der Reihe „Junges Kino“ trifft Regie-Nachwuchs auf prominente Mimen. Die Filme starten in Programmkinos und werden anschließend im Fernsehen gezeigt, gegen Mitternacht. Dennoch: Das Kleine Fernsehspiel hat schon vielen Regisseuren den Weg zu einer großen Karriere geebnet.

Das ZDF hatte ins Dom-Hotel in Köln geladen, genauer noch, in den Japan-Salon. Es ist nicht irgendein Saal. An der Decke hängt kostbarer Brokat, der mehr als 150 Jahre alte Raum atmet Tradition. Er war sogar besonders robust gegen die Wirrnisse der Zeit. Als einer von wenigen Räumen überstand das denkmalgeschützte Gemäuer den zweiten Weltkrieg. Exakt in diesem Raum präsentierte ZDF-Filmchef Reinhold Elschot seine „Shooting Stars“ aus der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“. Eine Traditionsreihe mit einem neuen Dreh.

Am Montag, 0.00 Uhr, startet erstmalig im Sommer die Reihe: „Junges Kino im Zweiten“. Elschot serviert ein Sechser-Pack von Filmen, deren Reiz darin bestehen, dass junge Kreative mit namhaften Mimen arbeiten – wie in dem Auftaktfilm „Schwerkraft“.

Regie-Talent Max Erlenwein drehte mit bekannten Schauspielern, Jürgen Vogel vorne weg, sowie Fabin Hinrichs und Nora von Waldstädten. Worum geht es? Ein Kunde erschießt sich vor den Augen eines Bankangestellten (Fabian Hinrichs), nachdem sein Kredit-Antrag abgelehnt worden ist. Der Freitod des Kunden verändert das Leben des Geldmanns. Mit Hilfe eines befreundeten Knackis (Jürgen Vogel) schult er auf Gangster um.

Erst ins Kino, dann ins TV

Fünf weitere Filme folgen: „Polnische Ostern“ (29. Juni, 23.30 Uhr), „Fernes Land“ (2. Juli, 0.25 Uhr), „Das letzte Schweigen“ (6. Juli, 23.30 Uhr), „Madly in Love – Verrückt vor Liebe“ (9. Juli, 0.10 Uhr) sowie „Davon willst Du nichts wissen“ (13. Juli, 23.30 Uhr).

Hinter Projekten wie diesen steckt eine kluge Frau: Claudia Tronnier. Seit 2007 leitet sie das Kleine Fernsehspiel. „Sie hat freie Hand“, beteuert Elschot, „ich rede ihr nicht rein.“ Dabei wird viel geredet in den Redaktionsräumen. Stoffe werden in Zusammenarbeit mit Autoren, Regisseuren und Produzenten entwickelt. Das kostet Zeit. „Zwei Jahre sind normal“, sagt Tronnier.

Die Filme sind längst als Kino-Koproduktion angelegt. Sie starten in Programmkinos und werden anschließend im Fernsehen gezeigt, gegen Mitternacht. Das beschert den Filmemachern einerseits ein lediglich kleines Publikum. Andererseits sind sie, jenseits der besten Sendezeit, von Formatierungszwängen befreit: Es gibt keine Längen-Vorgaben. „Ein Fernsehspiel kann 60 Minuten dauern – oder 90“, sagt Elschot, „das spielt keine Rolle.“

Weg zur Karriere geebnet

Die älteste Reihe des ZDF – sie startete 1963 – versteht sich als Talentschuppen. Das Kleine Fernsehspiel hat schon vielen Regisseuren den Weg zu einer großen Karriere geebnet. Rainer Werner Fassbinder selig probierte sich aus, Alexander Kluge und, in neuerer Zeit, Jim Jarmusch und Tom Tykwer.