Essen/London. Überraschend offen bekennen die Schwimmer bei den Olympischen Spielen, dass sie ins Schwimmbecken urinieren. “Ich denke, jeder pinkelt in den Pool“, erklärte jetzt auch US-Schwimmstar Michael Phelps. Aber wie gefährlich ist eigentlich Pipi im Schwimmbad?

US-Schwimmstar Michael Phelps hat sich zu einer Unart bekannt: Der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten uriniert ins Schwimmbecken. "Ich denke, jeder pinkelt in den Pool", sagte der 27-Jährige dem "Wall Street Journal". Dies sei ganz normal für Schwimmer. "Wenn man zwei Stunden im Wasser ist, geht man nicht raus, um Pipi zu machen." Wegen des keimtötenden Chlors im Wasser sei dies aber "nicht schlimm".

Ist das wahr oder nur ein Mythos? Wie gefährlich ist Urin im Schwimmbecken?

Grundsätzlich habe der Hochleistungssportler damit nicht Unrecht, räumt Fatih Tiryaki ein. Er ist stellvertretender Betriebsleiter des Schwimmzentrums in der Essener Oststadt. "Auch wenn mal ein Missgeschick passiert, kann sich niemand eine Krankheit einfangen", erklärt er. Nicht nur der Chlorgehalt wird alle paar Stunden überprüft, auch der pH-Wert muss konstant neutral bleiben. "Gäbe es diese Messungen nicht, dann hätten wir ein Riesenproblem", sagt Tiryaki.

Im Sommer verbraucht das System in Schwimmbädern mehr Chemikalien - nicht, weil mehr Besucher heimlich ihr Geschäft verrichten, sondern, weil Sonnencreme und ähnliche Stoffe ins Wasser gelangen. Obwohl deutsche Schwimmbäder dadurch meist Trinkwasserqualität bieten: Andere Länder sind strenger. In Russland etwa müssen Badegäste ein ärztliches Gesundheitszeugnis vorlegen.

Badegäste sollten sich nicht wie Olympioniken verhalten

Derartige Regelungen fände Schwimmbadchef Tiryaki übertrieben: "Normalerweise hat ein Badegast genug Zeit, um zur Toilette zu gehen." Die Olympia-Sportler hätten beim Warmschwimmen eine höhere Belastung als Freizeitschwimmer. Der Essener, der selbst Wasserball spielt, ist überzeugt: "Die meisten Leute nehmen sich daran kein Beispiel."

Das belegt auch eine Studie zur Sauberkeit in Sportstätten: Ins Schwimmbad zu urinieren ist demnach für drei Viertel der Deutschen ein Hygiene-No-Go. Noch ekliger fanden die Befragten laut der Untersuchung von "Tempo" nur Tampons, Haare und Pflaster (80 Prozent) und schmutzige Toiletten (77 Prozent).

Wo es nach stark Chlor riecht, da ist auch Pipi

Indikatoren, die auf Urin mit farbigen Wolken reagieren, haben Experten allerdings als Ammenmärchen enttarnt. Wenn doch einmal ein Malheur passiert, gibt es also nur eine Methode, das festzustellen: den Riechtest. Wo es besonders stark nach Chlor riecht, dort haben viele Schwimmer den Olympioniken nachgeeifert. Beruhigend: Dieser typische "Schwimmbadgeruch" ist schon die unangenehmste Folge des Pool-Pinkelns. Gefährlicher sind Pilze und Kolibakterien. (Mit Material von afp)