Essen. . Dribbelt sich eine lebende Fußball-Legende endgültig ins Abseits? Der als besonders zeigefreudig bekannte Lothar Matthäus will sich bei Vox so präsentieren, wie er ist. Doch selbst Sender Vox befürchtet Schlimmes.

Also bitte. So macht es ja nun wirklich keinen Spaß, nach Hause zu kommen. Ein paar Tage nur ist Lothar Matthäus weg gewesen, und jetzt das. Die Fußmatte vor dem Aufzug im Foyer der Budapester Wohnung liegt schief. Hat wahrscheinlich wieder die Putzfrau verschoben. Muss jedenfalls sofort korrigiert werden, denn: „Ich bin ja so auf Linien bedacht.“

Spät am Sonntagabend (23.10 Uhr) gewährt der Loddar sechs Wochen lang bei Vox solch tiefe Einblicke in seine Seele. Und in sein Leben im Allgemeinen. Denn irgendjemand bei Vox hat dem gebürtigen Franken eine eigene Sendung gegeben. „Lothar – immer am Ball“. „Personality-Doku“ nennt das Sender. „One-Man-Show“ trifft es eher. Über Matthäus, mit Matthäus. Manchmal auch für Matthäus. Glaubt er jedenfalls selbst. „Die Menschen sollen mich kennenlernen – mit meinen Stärken, aber auch mit meinen Schwächen“, drohte er bereits zu Beginn der Dreharbeiten. „Ich gehe davon aus, dass man viel Neues entdeckt, das man von mir noch nicht weiß. Er sei ja selbst manchmal überrascht, „wie abwechslungsreich mein Leben ist“.

Produktion sorgt für „viele graue Haare“ - beim Sender

Doch nun gibt es schon vor Ausstrahlung der ersten Folge Ärger. Foulspiel vor dem Anpfiff sozusagen. Man sei „nicht glücklich mit dem Programm“, hat Vox-Chefredakteur Kai Sturm jetzt auf einem Branchentreff in Köln den schlechten Sendeplatz erklärt und von „vielen grauen Haaren“ gesprochen, die die Produktion der Sendung im Haus verursacht habe. Angeblich fehlt es den Folgen um den Kicker im Ruhestand an „Authentizität“. „Wie Lothar Matthäus sich selbst wahrnimmt hat wenig mit der Wahrnehmung durch die Zuschauer zu tun“, sagt Sturm.

So etwas lässt der frühere Weltfußballer natürlich nicht auf sich sitzen. „Eine Dummheit“, wettert er über seine Hauspostille „Bild“. Da habe Chefredakteur Sturm „ein unnötiges Eigentor schon vor Anpfiff“ gemacht. Kann sein, muss es aber nicht. Denn die Kritik aus den eigenen Reihen ist so scharf, dass sie schon wie eine wohl überlegte Promotion-Kampagne wirkt, wie ein letzter Rettungsversuch.

Matthäus kann nicht von der Selbstinszenierung lassen

Dabei hat die Show – zumindest zum Auftakt – durchaus unterhaltsame Momente. Es sei denn, man heißt Lothar Matthäus. Oder hat Mitleid mit einem Mann, der sich auch jenseits der 50 für so groß und wichtig hält, wie er es als Fußballer mit 30 einmal war. Einer, der sich immer und überall selbst inszeniert – sogar beim Einräumen des Kühlschranks und gar nicht merkt, wie er dabei vorgeführt wird.

Einer, der sich für weltgewandt hält, wenn er seine mehr als 20 Jahre jüngeren Freundin in brüchigem Englisch anweist, auch bei minus 17 Grad keine Strumpfhose zum Abendkleid zu tragen. „Soll ich dir sagen warum? Stilbruch.“

Man habe, sagt der Chef der verantwortlichen Produktionsfirma, Matthäus fair behandeln und nicht demontieren wollen. „Auch wenn das ab und zu ganz einfach gewesen wäre.“ War aber gar nicht nötig. So etwas erledigt Matthäus ganz alleine.

Aber schlechte Kritiken oder Krisen, die kennt er ja, der Lothar. Die machen ihn stark. „Ich bin“, bestätigt er in der Auftaktfolge, „nicht derjenige, der dann den Sand in den Kopf steckt.“