Essen/Velbert. . Lothar Matthäus sieht sich nach einer Firmenpleite einer Forderung von insgesamt 125 505 Euro ausgesetzt. Er müsste schon 2010 gewusst haben, was da auf ihn zurollt.
Wenn ein Lothar Matthäus sagt, er wisse von nichts, kauft man ihm das erstmal ab. „Ich kann mir das überhaupt nicht erklären“, beteuerte der einstige Weltfußballer denn auch laut „Bild“, als ihn am vergangenen Freitag die Nachricht erreichte, dass ein Insolvenzverwalter ihn am 3. Mai in Wuppertal vor Gericht bringt. Es fällt schwer, das zu glauben. Denn sein Münchener Anwalt Martin Hintermayer war nach Aussage eines Gläubigers schon 2010 über die Vorgeschichte informiert. Der Mann hatte dem Juristen fünf E-Mails geschickt und mehrfach am Telefon mit ihm gesprochen. Kopien gingen demnach auch an Matthäus’ Steuerberater Manfred Wendl in Taufkirchen. Beide wollten sich am Montag auf Nachfrage dazu nicht äußern.
„Sie hätten sich diesen öffentlichen Auftritt für Ihren Mandanten sparen können, wenn Sie meinen Vorstellungen gefolgt wären. Aber sei es drum, des Menschen Wille ist sein Himmelreich“, schrieb der Mann am 26. Oktober 2010 an die Anwaltskanzlei. Darin teilt er unter anderem mit, „dass das Gericht gute Erfolgsaussichten sieht, gegen Ihren Mandanten vorzugehen und die bestehenden Forderungen gegen Matthäus als werthaltig ansieht.“
Gladbachs ehemaliger Vizepräsident war dabei
Wie berichtet, sieht sich Matthäus einer Forderung von insgesamt 125 505 Euro ausgesetzt. Dabei handelt es sich um aufgelaufene Verpflichtungen der mittlerweile insolventen Firma BHM Verwaltungsbau in Velbert, einer 1999 gegründeten Gesellschaft, die nur einen Geschäftszweck hatte: die Vermietung eines Anbaus der Velberter Rathausarkaden an die Stadt. Makler, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Notare und Anwälte fordern Geld.
Matthäus hielt 94 Prozent am Unternehmen. Die Zahl ist keineswegs willkürlich – ab 95 Prozent würden Grunderwerbssteuern fällig, auch wenn man nicht die Immobilie selbst kauft, sondern eine Objektgesellschaft für den Bau gründet. Paul Breitner, Borussia Mönchengladbachs ehemaliger Vizepräsident Hans Peter Moll und die mittlerweile stillgelegte Wohnungsgesellschaft Hansa Treuhand aus Velbert hielten den Rest. Moll hatte seinem alten Freund Matthäus das Geschäft einst schmackhaft gemacht, eine Stadt als Mieter gilt schließlich als Idealfall.
Die Anlage-Strategie hat sich geändert
Trotzdem entschloss sich Matthäus 2007 zum Verkauf. „Herr Matthäus verfolgt mittlerweile eine andere Anlage-Strategie“, sagte BHM-Geschäftsführer Reinhard Huhn damals knapp. Zwar besaß die Stadt Velbert ein Vorkaufsrecht. Doch offenbar schaltete ein Gesellschafter ohne Rücksprache den Kölner Makler Argentum ein. „Da muss einer gepennt haben“, ist aus dem BHM-Umfeld zu hören.
Denn die Stadt blätterte die geforderten 5,15 Millionen Euro hin. „Das ist eindeutig wirtschaftlicher, als weiter zu mieten“, sagte Kämmerin Mechthild Stock damals. Der Makler jedoch besorgte zur selben Zeit einen israelischen Immobilienfonds als Käufer und pochte auf seine Provision in Höhe von etwa 45 000 Euro.
„In der Firma war aber nichts mehr drin, Matthäus hat da alles rausgezogen“, berichtet ein Gläubiger. Am 2. Dezember 2009 hatten Lothar Matthäus, Paul Breitner, Hans-Peter Moll und ein Vertreter der Hansa Treuhand einen Gesellschafterbeschluss unterschrieben, der der WAZ-Mediengruppe vorliegt: Die BHM Verwaltungsbau solle liquidiert werden, Geschäftsführer Reinhard Huhn solle alle erforderlichen Schritte in die Wege leiten, um die Gesellschaft zu beenden.
Breitner blätterte 6000 Euro hin
Damit allerdings waren die offenen Rechnungen nicht aus der Welt, für die sich Matthäus nach Auffassung des Gläubigers, aber auch nach Einschätzungen aus dem Gesellschafterkreis nicht mehr interessierte. Der Kölner Makler schließlich beantragte im Juli 2010 das Insolvenzverfahren gegen die BHM Verwaltungsbau beim Amtsgericht Wuppertal. Auch darüber schickte ein anderer Gläubiger Matthäus’ Anwalt Martin Hintermayer eine Mitteilung. Hielt der Jurist seinen Mandanten wirklich nicht auf dem Laufenden?
Damit überhaupt genügend Masse zur Eröffnung eines Verfahrens vorhanden war, legte Paul Breitner 6000 Euro auf den Tisch. Und der Wuppertaler Anwalt Hardo Siepe vom Insolvenzverwalter Runkel Schneider Weber machte sich, wie berichtet, mit Hilfe von Detektiven auf die Suche nach Matthäus. Dessen Anwalt besorgt sich nun die Akten, um das Verfahren vor der Kammer für Handelssachen am Wuppertaler Landgericht am 3. Mai vorzubereiten.
Obwohl es zwei weitere Unternehmen der BHM mit anderen Zusätzen gibt, ist das Kürzel verschwunden. Objektverwalter Ulrich Hagenkort, ehemals freiberuflich bei der Hansa Treuhand, sagt, warum: „Die beiden anderen laufen hervorragend, und die Gesellschafter wollen Verwechslungen vermeiden.“
Das kann man verstehen.