San Francisco. . Der „Star Wars“-Erfinder und Regisseur George Lucas streitet sich mit seinen Nachbarn: Erst wollten die nicht, dass Lucas ein neues Produktionsstudio auf seiner Skywalker-Ranch errichtet. Jetzt bekommen die Nachbarn die Rache des Darth-Vader-Erfinders zu spüren.
Wer in diesen Tagen mit dem Auto durch die Bilderbuch-Landschaft nördlich von San Francisco fährt, kann dem etwas anderen „Krieg der Sterne” nicht entkommen. An Tankstellen, in Schnell-Restaurants oder im Motel gibt es nur ein Thema: Georg Lucas gegen den Rest der kleinen, reichen, piefigen Welt von Marin County. Der 68-jährige Milliardär hat sein Vermögen mit den vor 35 Jahren begonnenen „Stars Wars”-Epen in fernen Kino-Galaxien gemacht. Dass diesmal die Klonkrieger in Gestalt missgünstiger Nachbarn im Hinterhof seiner mit Weinreben und Olivenbäumen gesegneten Skywalker-Ranch lauern, hat den Film-Regisseur schwer vergrätzt. Dafür lässt er sie nun die dunkle Seite der Macht spüren.
Über 30 Jahre lang ging alles gut in einer der reichsten Gegenden Amerikas. Weit weg vom hektischen Hollywood hatte Georg Lucas in den 70er-Jahren auf 20 Quadratkilometern seinen Lebenstraum gebastelt: Wohnen und Arbeiten in der kreativen Abgeschlossenheit an einem der schönsten Flecken der amerikanischen Westküste. Als Lucas verlauten ließ, dass er auf der Grady-Ranch auf seinem Grundstück ein neues Studio für digitale Film-Produktionen samt Restaurant, Parkplatz, Sportstudio und Weinkeller errichten wollte, gingen die Nachbarn mit dem rhetorischen Laserschwert dazwischen.
Zu viel Lichtverschmutzung
Die Hausbesitzervereinigung des Landkreises charakterisierte das Unternehmen als „ernsthafte und alarmierende Bedrohung“ für die Lebensgewohnheiten der Anlieger, die ihre Eichenwälder, Eukalyptus-Riesen und glasklaren Weiher am liebsten nachts in der Garage einschließen würden. Lucas’ Vorhaben werde „so viel Lichtverschmutzung erzeugen, dass unser dunkler, sternenreicher Himmel zerstört wird“, heißt es wörtlich in einem Schreiben. Davon, dass der Filme-Macher Investitionen von rund 300 Millionen Dollar und gut 600 Arbeitsplätze in das grüne Tal gebracht hätte, kein Wort.
Lucas war baff. Nichts an der Kritik stimme, ließ er seinen Sprecher Tom Foster verkünden. Was bei den „Nimbys” im Umkreis (Not in my backyard – Nicht in meinem Hinterhof) auf taube Ohren stieß. Bis Lucas sich zu einem Manöver entschloss, das den nickeligen Sith-Geschwadern aus einer der letzten Star Wars-Episoden alle Ehre gemacht hätte. Erst stampfte er sein Projekt ein; nicht ohne den Hinweis zu geben, er werde seine Traumfabrik dahin ausquartieren, wo man „uns als kreative Bereicherung und nicht als Reich des Bösen empfindet“.
Lucas will Gutes tun für Marin County
Dann ließ er die Nachbarn den asthmatischen Atem von Lord Darth Vader spüren: Ein Teil der Skywalker-Ranch wird an ein Unternehmen verkauft, dass dort preisgünstige Sozialwohnungen errichten will. Seither gebärden sich die Anlieger wie wildgewordene Wookies. In öffentlichen Kampagnen wähnen sie bald Drogen-Händler und anderen gesellschaftlichen Bodensatz in ihrer trauten Heimat. Carolyn Lenert wirft Lucas sogar „Klassenkampf” vor.
Die Schelte prallt an dem introvertierten Mann ab wie früher die Kugeln an R2D2. Marin County strotzt vor Villen und Palästen, sagt Lucas. Günstiger Wohnraum dagegen ist Mangelware. Den Vorwurf, ihn trieben Rachegelüste, weist er kühl zurück: „Ich habe gar keine Zeit und kein Verlangen, die Nachbarn zu verprellen. Ich will etwas Gutes tun für Marin County.”
„Selber die Suppe auslöffeln ihr nun müsst“
Mittlerweile dämmert es einigen Nachbarn, dass sie mit einem Filmtempel hinter den sieben Hügeln womöglich besser fahren als mit Dutzenden kinderreichen Familien. Jeffrey Tanenbaum und Catherine Tripp bitten Lucas zu bleiben. „Seine Film-Produktion hilft Marin County, sie schadet niemandem.“ Kim Vogee aus dem benachbarten Novato erinnert daran, dass etliche Gemeinden im Umkreis Lucas’ Filmstudio „mit Kusshand” nehmen würden. Carl Fricke vom Hauseigentümer-Verband berichtet dagegen von einem vergifteten Klima, in dem bereits Morddrohungen gegen die Anti-Lucas-Fraktion in Umlauf gebracht worden seien. Einige seiner Mitglieder, sagt Fricke, fühlten sich wie „in Syrien”.
Spätestens an dieser Stelle wäre es an der Zeit, einen Vermittler wie den 900 Jahre alten Yoda aus „Star Wars” ins Spiel zu bringen, um den Streit beizulegen. Allerdings wären dem Jedi-Meister mit den Kohlrabi-großen Ohren und dem höchst individuellen Satzbau in Richtung Nachbarn dann wohl Sprüche wie diese zuzutrauen: „Überlegen vorher ihr sollen hättet. Selber die Suppe auslöffeln ihr nun müsst.“