Essen. Star Wars - Krieg der Sterne ist seit 1977 ein Mythos. Der Spiele-Anbieter Electronic Arts hat das Science-Fiction-Epos vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse in ein faszinierendes Online-Rollenspiel verpackt, in dem Hunderttausende via Internet zusammen das Universum bereisen können.

Funken schlagen, ein Surren erfüllt die Luft, als sich die Lichtschwerter ineinander verhaken. Die Hintergrundmusik verheißt Unheilvolles. Ein paar Tastaturanschläge später ist der Kampf entschieden, der finster drein blickende Lord der Sith liegt am Boden. Die Jedi tragen einen weiteren Sieg davon.

Lichtschwerter? Jedis? Sith? Richtig: Star Wars, Krieg der Sterne. Die Geschichten aus der Feder von George Lucas erzählt das Kino seit 1977. Jetzt verpackt Computerspiele-Anbieter Electronic Arts das Science-Fiction-Epos vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse in ein Online-Rollenspiel, in dem Hunderttausende über das Internet miteinander das Lucas-Universum bereisen können.

Angriff auf World of Warcraft

Die Multi-Millionen-Dollar-Produktion soll dem Platzhirschen „World of Warcraft“ (WoW) Konkurrenz machen. An dem haben sich seit sieben Jahren bereits zahlreiche Konkurrenten die Zähne ausgebissen. „Star Wars – The old Republic“ (SWTOR) hat aber das Zeug, die Elfen und Orks aus der Fantasywelt von WoW vom Online-Rollenspiel-Thron zu stoßen.

Bäume säumen die Promenaden, Leuchtreklame blinkt im Vergnügungsviertel, in der Kanalisation lauert der Abschaum der Galaxis: Coruscant ist das Herz der freien Welt, Hauptplanet und Regierungssitz der Galaktischen Republik. Permanent bedroht von den Schergen des Imperiums und politischen Ränkespielen. Und in diese Welt wird unser Held geboren. Ein Mensch, ein Außerirdischer oder ein Droide, halb Mensch, halb Maschine. Das bleibt dem Spieler überlassen – Standard im Rollenspiel-Genre.

Aussehen, Geschlecht, Name: alles eine Frage des Geschmacks. Eine Rolle muss man auch wählen. Als Lichtschert schwingender Jedi-Ritter, als Schmuggler, Botschafter oder Soldat kämpft der Spieler auf der Seite der Republik. Wer lieber in die Fußstapfen des Bösewichts Darth Vader treten möchte, wird zum Beispiel Sith-Krieger. Gesteuert wird in jedem Fall mit Maus und Tastatur. Der Spieler blickt seinem Alter Ego dabei über die Schulter. Und die Geschichte, die ist vorgegeben. Sie spielt 3000 Jahre vor den Kinofilmen. Also kein Han Solo, kein Luke Skywalker, kein Yoda.

1,7 Millionen Spieler nach dem Start

Raumschiffe gibt’s aber, Laserkanonen auch. Die Fans sollen sich ja zu Hause fühlen. Und nicht nur die: „The old Republic“ macht es auch Neulingen leicht, in die Welt von Star Wars einzutauchen. Weil die Handlung in Filmsequenzen erzählt wird. Und der Spieler sich entscheiden darf, ob er lieber gut sein möchte – oder seine dunkle Seite entdeckt. Auf explizite Gewaltdarstellung verzichtet „The old Republic“ aber – genauso wie „World of Warcraft“. Ansonsten bekämen die Spiele keine Freigabe für die wichtige Käufergruppe der 12- bis bis 18-Jährigen.

Wer in SWTOR vorankommen möchte, muss Aufgaben lösen. Und die Dialoge dieser „Quests“ sind komplett vertont, kein lästiges Lesen wie bei der Konkurrenz. In solchen Situationen zoomt die Kamera heran und wechselt die Perspektive. Ganz wie auf der Leinwand eben. Die gute deutsche Synchronisation besorgt den Rest.

Ein Konzept, das aufgeht: Am ersten öffentlichen Test nahmen 700.000 Spieler teil. 1,7 Millionen zählte Electronic Arts bereits zwei Wochen nach Verkaufsstart. Bis Ende 2012 könnte das Spiel drei Millionen Mal verkauft werden, schätzen Kenner des Marktes. Nicht schlecht für einen Titel, der ausschließlich auf dem PC läuft. Besitzer einer Spielekonsole müssen draußen bleiben. Trotzdem nicht annähernd so viel wie bei „World of Warcraft“: Hier spielen mehr als zehn Millionen.

Conan ging die Pust aus

Das hat bislang noch kein Konkurrent geschafft. Dem „Herr(n) der Ringe Online“ ging genauso die Puste aus wie „Conan“, dem Barbaren. Beide sind mittlerweile als Free-to-play-Titel zu haben. Die Spiele können kostenlos im Netz heruntergeladen werden. Nur wer besondere Ausrüstungsgegenstände haben möchte, bezahlt Minibeträge, sogenannte Micro Payments. Ein letzter Versuch, doch noch Geld zu verdienen.

Auch „Aion“, „Warhammer Online“ und „Rift“ erging es nicht viel besser. Mehr als ein paar Hunderttausend ließen sich nicht darauf ein. Warum? Weil die Geschichten belanglos waren. Und die Bedienung hakte. So etwas nagt eben an der Langzeitmotivation. Die Entwickler von „The old Republic“ gingen dagegen kein Risiko ein. Mit der starken Star-Wars-Lizenz im Rücken kopierten sie selbst die Tastaturkürzel aus „World of Warcraft“. Lieber gut geklaut als schlecht selbst gemacht.

Immerhin geht ums Geld, um viel Geld. Jeder Spieler zahlt nicht nur für DVD oder Download etwa 40 Euro, sondern auch eine monatliche Gebühr von bis zu 13 Euro. 5,6 Millionen Stunden pro Tag verbringen deutsche Spieler in Online-Rollenspielen, schätzt die Branche. Da muss der Inhalt stimmen – und ständig erweitert werden. Electronic Arts hat schon das erste Update angekündigt.