Nürnberg. “Mein Kampf“ soll als Schulbuch erscheinen. Das von Adolf Hitler geschriebene Buch soll mit wissenschaftlichen Kommentaren versehen werden, damit Schüler das Werk einordnen können. In drei Jahren laufen die Urheberrechte für Adolf Hitlers “Mein Kampf“ aus. Dann kann es kommerziell vertrieben werden.
Mit einer kommentierten Schulversion von Hitlers "Mein Kampf" will die bayerische Landesregierung Schüler über die Hetzschrift umfassend aufklären. "Der Wegfall der beim Freistaat liegenden Urheberrechte in drei Jahren könnte zu einer verstärkten Verbreitung von 'Mein Kampf' bei Jugendlichen führen", sagte Finanzminister Markus Söder (CSU) am Dienstag in Nürnberg. Denn Hitlers Buch hafte noch immer etwas Mystisches an.
Die vom Finanz- und Wissenschaftsministerium finanzierte Schulversion des Buches werde Kommentare von Wissenschaftlern enthalten, die für junge Menschen einfach zu verstehen seien. Anhand des original Wortlauts solle herausgearbeitet werden, "zu welcher weltweiten Katastrophe dieses gefährliche Gedankengut geführt hat", erläuterte Söder. Er gab zu bedenken, "dass das vor rund 70 Jahren verfasste Buch noch nie umfassend wissenschaftlich aufgearbeitet worden ist".
Quellenkritische Version auch für Erwachsene
Bereits am Montag hatte Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) angekündigt, dass eine quellenkritische Version von Hitlers Hetzschrift auf den Markt kommen soll. Diese wissenschaftliche Edition wird laut Söder im Vergleich zur Schulversion wesentlich umfassender und sprachlich auf höherem Niveau sein. Sie richte sich an Erwachsene. Angedacht seien außerdem eine Ausgabe auf Englisch, ein E-Book und ein Hörbuch. "Wir werden alle Vertriebswege nutzen und für das Gesamtprojekt eine halbe Million Euro zur Verfügung stellen", kündigte Söder an.
Der Direktor der Stiftung der bayerischen Gedenkstätten, der Landtagsabgeordnete Karl Freller (CSU), will unterdessen den Dialog mit Buchhandlungen und Verlagen suchen. "Wir bauen darauf, dass diese freiwillig auf den Verkauf oder die Vervielfältigung von 'Mein Kampf' verzichten und stattdessen die neue wissenschaftliche Edition anbieten", sagte Freller in Nürnberg. (dapd)