Washington. James Cameron, der Regisseur von Blockbuster-Fimen wie „Titanic“ und „Avatar“, hat sich einen Traum erfüllt. Mit dem Tauchboot „Deepsea Challenger“ tauchte er auf fast 11 Kilometer ab - tiefer als je ein Mensch zuvor.
Gelernt ist gelernt. Als am Montagmorgen die Luke an seinem limetten-grünen Tauch-Torpedo aufging, war es wie bei den Dreharbeiten seiner Hollywood-Kassenschlager. Nur dass James Cameron, Regisseur von „Avatar“ und „Titanic“, diesmal selbst die Hauptrolle übernahm. Vor der Kamera. Im schwarzen T-Shirt und mit schwarzer Seemanns-Mütze klaubte sich der weißbärtige Kanadier strahlend aus der 104 Zentimeter breiten Enge der acht Millionen Dollar teuren „Deepsea Challenger“, die ihn zuvor 10.898 Meter tief in den Marianengraben gebracht hatte. Und sicher wieder zurück.
James Cameron im Marinengraben - tiefer als einst Jacques Piccard
Kurzfassung seines ersten Erlebnis-Berichts vom tiefsten Punkt der Erde: Nichts los. Nicht mal kleine Fische. Im tiefsten Keller des Meeres ist tatsächlich tote Hose. Aber das Abtauchen hinunter – Kinder, ich sag’ euch, ‘ne Wucht! Und Weltrekord sowieso. Noch nie zuvor hatte es ein Mensch allein soweit nach unten geschafft. Als 1960 das Tiefsee-Boot „Trieste“ in ähnlicher Tiefe Boden berührte, saßen mit den Ozeanographen Jacques Piccard und Don Walsh zwei Wagemutige an Bord.
Cameron, seit Jahren Grenzenüberschreiter und ein forschender Freund der Tiefsee, brauchte zwei Stunden und 36 Minuten für den Hinweg.
Was er vorfand, war zunächst Humor. „Es war noch nie besser, auf Grund aufzulaufen“, twitterte der Filmemacher an die Crew der „Mermaid Sapphire“, einem der beiden Mutterschiffe, die 320 Kilometer südwestlich vor Guam dümpelten und alles für die Rückkehr bereithielten. Zurück ging es in vergleichsweise flinken 70 Minuten. Ein bisschen notgedrungen. Der ursprüngliche Plan, sechs Stunden lang in der Finsternis zu gründeln, musste wegen einer muckenden Hydraulik deutlich abgekürzt werden musste, schreiben die Experten von „National Geographic“.
U-Boot ausgerüstet á la Google-Streetview
Es war jede Menge Flüssigkeit ausgetreten, die dem Unterseefahrer sozusagen die Windschutzscheibe versaute. Um größere Schäden zu vermeiden, die in dieser Tiefe leicht tödliche Konsequenzen haben können, entschied sich der Pilot bereits nach zwei Stunden zum Aufstieg. Weil auch Filmemacher vergesslich sind, hatte der Multi-Millionär sein für den gewaltigen Druck von einer Tonne pro Quadratzentimeter ausgelegtes High-Tech-Gefährt mit mehreren Kameras und LED-Leuchten ausgerüstet, die im 360-Grad-Winkel Rohschnitt für mehr als einen Dokumentarfilm erzeugten. Veröffentlichungstermin: vermutlich im nächsten Jahr.
Der maritimen Forscher-Zunft brachte Cameron zudem unbekannte Geschenke mit. Ein so genannter Sediment-Sammler, ein Roboter-Greifarm und eine Art Staubsauger haben allerlei Tiefsee-Bewohner aufgenommen, die nun in Labors unter anderem der Nasa untersucht werden. Erste Schilderungen des studierten Abenteurers (Physik) nach dem unbeschadeten Wiedereintreffen an der Wasseroberfläche enthielten wenig Sensationelles. „Es ist ein sehr steriler, sehr verlassener Ort”, sagte Cameron Journalisten, „ein bisschen wie der Mond.“
Spektakuläre Quallen oder anderes Seegetier hat er im Vergleich zu früheren Tauchfahrten nicht beobachten können. Für ihn kein Problem. „Manchmal macht dir der Ozean eben ein Geschenk, manchmal nicht.” Er will bald wieder runter. Meer ist ja genug da.