Belfast. . Die nordirische Stadt Belfast erinnert sich an ihre einst stolze Werftindustrie - hier wurde der berühmte Luxusliner Titanic gebaut. Nun hofft Belfast mit einem Museum und Erlebniszentrum Touristen anzulocken.
Bei ihrer Jungfernfahrt war die Titanic das größte Passagierschiff der Welt. Als am 15. April 1912 bei ihrem Untergang mehr als 1500 Menschen starben, brannte sich das Unglück ins kollektive Gedächtnis der Menschheit ein. Hundert Jahre später öffnet nun im nordirischen Belfast, wo das Schiff gebaut wurde, die weltweit größte Titanic-Ausstellung. Die vom jahrzehntelangen Nordirlandkonflikt geschwächte Wirtschaft der britischen Provinz erhofft sich von dem riesigen Erlebniszentrum Impulse für einen Neubeginn.
Über die Jahrzehnte war "das berühmteste Schiff seit Noahs Arche" in seiner Geburtsstadt in Vergessenheit geraten. Doch nun besinnt sich Belfast auf das legendäre Kind seiner einst stolzen Werftindustrie. "Was der Titanic passierte, war eine Katastrophe", sagt Tim Husbands, Geschäftsführer des Museumsprojekts "Titanic Belfast". "Doch die Titanic selbst war keine Katastrophe. Ihre Handwerkskunst war ein Symbol der Industrie in dieser Zeit. Ein Symbol des Ehrgeizes, ein Symbol der Hoffnung. Und wir erzeugen nun genau diese Gefühle."
Geschichte vom Anfang bis zum Untergang
Das Ausstellungsgebäude entstand auf dem alten Gelände der Titanic-Werft Harland & Wolff und erzählt die Geschichte des Liniendampfers von seinen Anfängen in den industriellen Boomzeiten Belfasts bis zum Stapellauf, dem Untergang und seinen Folgen. Die sternartige Form des sechsstöckigen Gebäudes erinnert an vier Buge, die dem der Titanic nachempfunden sind. Am 31. März soll die Ausstellung eröffnet werden.
"Es wird eine neue Ära: Dies ist unser Eiffelturm, unser Guggenheim, es ist unsere Chance, den Blick der Welt auf unsere Stadt vollkommen zu verändern", sagt Marketingleiterin Claire Bradshaw. Und Husbands betont: "Es gibt eine Menge anderer Titanic-Besucherzentren weltweit, die keinerlei Verbindung zur Titanic haben. Dies hier wird die größte sein und die einzige, die die authentische Geschichte erzählt." Die kurze Geschichte der Titanic endete 1912 in der Katastrophe: Mit 2224 Menschen an Bord rammte das luxuriöseste Schiff seiner Zeit auf der Fahrt von Southampton nach New York einen Eisberg und sank.
Nachbauten von Suiten und Kabinen
Das Erlebniszentrum ist alles andere als ein staubiges Museum. Mithilfe von computergenerierten Bildern, Hörstationen, Spezialeffekten und interaktiven Touchscreens wird Geschichte erlebbar. Es gibt Nachbauten der opulent ausgestatteten Erste-Klasse-Suiten ebenso wie enge Dritte-Klasse-Kabinen mit Stockbetten. Den Stapellauf des legendären Ozeanriesen erlebt der Besucher auf einem Glasbildschirm, der danach den Blick freigibt auf das eigentliche Dock, von dem die Titanic ins Wasser gelassen wurde.
Eine raffinierte "3D-Höhle" gibt Besuchern zudem die Gelegenheit, eine virtuelle Reise direkt vom riesigen Maschinenraum durch die Schiffsdecks zur Brücke zu machen. In der Abteilung über den Untergang ist das Licht gedimmt und die Temperatur fällt jäh ab, um den Horror der Unglücksnacht nachvollziehbar zu machen.
Forschungszentrum verfolgt Verfall des Wracks
Auch eine Datenbank über Passagiere und Crew ist integriert sowie ein Ozeanforschungszentrum, das Daten vom allmählichen Verfall des Wracks am Meeresboden verfolgt. Die beiden obersten Stockwerke zeigen den Bankettsaal mit Treppenhaus, der im Kinoschlager "Titanic" mit Leonardo DiCaprio 1997 eine große Rolle spielt.
"Titanic Belfast" wurde in drei Jahren gebaut und in zehn Monaten ausgestattet - wie die Titanic selbst. Umgerechnet verschlang das Projekt 117 Millionen Euro an öffentlichen und privaten Geldern. Im ersten Jahr sollen 425.000 Besucher kommen. Rund 80.000 Tickets für umgerechnet je 16,25 Euro wurden schon verkauft. (afp)